April 24, 2024

Millionen-Grab Corona-Warn-App

Zwischen gut gemeint und gut gemacht liegen mitunter Welten. Bei der mit 20 Mio. EUR nicht ganz billigen Corona-Warn-App ist das so. Kein Wundern, wenn man statt App-Entwickler überforderte Kleinprogrammierer von SAP und Telekom an die Aufgabe lässt. Viel weiter von der Kernkompetenz kann so ein Auftrag gar nicht sein. Zwar wurde in diesem Jahr keine andere App so oft in Deutschland installiert, wie diese Personen-Verfolgungsmaschinerie, sinnvolle Ergebnisse wurden damit aber bisher nicht erzielt.

Die Corona-Warn-App ist ein Projekt der Bundesregierung, das steht außer Frage. Bis heute müssen jedoch die testenden medizinischen Labore alle Kosten für den Anschluss an den zentralen Labor-Server selbst tragen. Je nach Größe des Labors kann dieser Betrag bei 10.000 bis 25.000 EUR liegen. Für kleinere Labor nur schwer zu stemmen. Der Bund als Auftraggeber der Corona-Warn-App lehnt die Kostenübernahme aber bisher ab. Das ist überraschend.

Beitrag dazu im ZDF-Magazin Frontal 21

Vorschlag des BDL zur Verbesserung der Ergebnisse

Künftig soll nach Vorstellungen des BDL (Bund Deutscher Laborärzte) der Download der App als Zustimmung gelten, dass Kontaktpersonen positiv getesteter Menschen benachrichtigt werden. Wer das nicht möchte, muss ein entsprechendes Kontrollfeld ankreuzen. Ebenso sollen auch die Laboranforderungen gestaltet werden, die in Praxen und Corona-Testzentren auszufüllen sind, bevor ein Abstrichpräparat ins medizinische Labor geschickt wird.

„Die Corona-Warn-App ist ein gutes Instrument, um Infektionsherde einzudämmen. Aber das derzeitige Zustimmungsverfahren ist zu umständlich, wie die große Diskrepanz zwischen App-Nutzern und übermittelten Testergebnissen zeigt“, so der Vorsitzende des BDL Dr. Andreas Bobrowski. Mit über 18 Millionen App-Downloads hat die App sehr schnell eine große positive Resonanz in der Bevölkerung gefunden. Heute sieht man aber, dass nur für rund jeden zehnten Corona-Test die Zustimmung zur Übermittlung an die App vorliegt.

Die aktuelle Technik sieht nämlich folgendes vor: Wer auf das Coronavirus getestet wird, entscheidet selber, ob ein viruspositives Testergebnis anonymisiert an die App gemeldet wird. Ohne entsprechende Angabe auf dem Laboranforderungsschein, der in der Praxis, im Krankenhaus oder in der Abstrichstelle für jeden Labortest ausgefüllt werden muss, kann keine Meldung an die App erfolgen. Kein Wunder also, wenn die Warn-App nicht funktioniert. Da hätte man mit etwas Menschenkenntnis auch gleich drauf kommen können. Jeder möchte davor gewarnt werden, mit Infizierten in Kontakt zu geraten, bzw. möchte, sollte es doch passiert sein, sich schnell testen lassen. Niemand möchte aber sich selber als ein Infizierter outen. Was hätte man auch davon? Hausarrest, man wird wie ein Leprakranker behandelt und jeder denkt, dass man es selbe mit der Hygiene nicht so genau nimmt.

Jeder, der getestet wird, erhält das Ergebnis auf sein Smartphone. Nur wer keine App installiert hat, wird anders benachrichtigt. Zusammen mit den Testergebnissen wird im Falle eines positiven Bescheids dann das in Gang gesetzt, wofür die App geschaffen wurde: Die aufgezeichneten verschlüsselten Kontakte werden informiert.

Probleme überall

Damit Testergebnisse über die App an den Getesteten übermittelt werden, muss noch viel korrigiert werden. Das klappt auch im Oktober immer noch nicht. Zurzeit bekommt man jedenfalls schneller sein Ergebnis, wenn man direkt bei den Gesundheitsämtern nachfragt.

Natürlich zeigt sich der BDL auch mit der schleppenden Anbindung der medizinischen Labore an die Gesundheitsämter unzufrieden. Mehr als ein halbes Jahr nach dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie in Deutschland findet eine direkte elektronische Kommunikation zwischen den medizinischen Laboren und dem öffentlichen Gesundheitsdienst so gut wie nicht statt. Dies ist für ein hochentwickeltes Land wie Deutschland mehr als unwürdig.