Wie schön kann ein Tag noch beginnen, wenn man von der Betroffenheitsbeauftragten des ZDFs um halb 8 darüber informiert wird, dass der Mord an den Juden munter weiterzugehen scheint? 6 Millionen Tote quasi nur als Zwischenergebnis. In manchen Sendungen steckt einfach der Wurm.
Die in Datteln (manche Dinge kann man sich nicht ausdenken) geborene Moderatorin mit irakischen Wurzeln, Dunja Hayali, wird zunächst beim Zurechtzurren der Bluse erwischt, dann von einer Musikeinblendung unterbrochen um dann im Untertitel mit „Dunja Hayal“ vorgestellt. All diese Pannen rechtfertigen nicht, was dann von der Moderatorin zum Besten gegeben wurde. Anlass ist das 80-jährige Jubiläum der Wannseekonferenz, bei dem 15 Nazi-Schergen die Vernichtung der Juden in Europa planten.
„Bis heute über 6 Millionen Juden ermordet im deutschen Namen.“ Bis heute? Wird denn weiter gezählt? Ist das Morden noch nicht vorbei? Für die Hayali offenbar nicht. Nun gehören Morddrohungen gegen Juden im Irak oder Iran zum Alltag. Hayalis Eltern sind aber katholischen Glaubens, die Moderatorin ist früher sogar Messdienerin gewesen. Der Satz merkwürdige ist weniger innere Überzeugung, denn mehr eine schlimme Entgleisung in der Sprache. Peinlich genug, denn die Sprache ist ihr Arbeitswerkzeug. Diese sollte man schon beherrschen. Aber es geht noch weiter.
Sie erwähnt die Wannseekonferenz als ein einzigartiges Verbrechen. „Entstanden ist daraus ein Spielfilm, der … im ZDF zu sehen sein wird.“ Das klingt so, als hätte es diese Konferenz nur gegeben, damit das ZDF daraus einen Spielfilm machen konnte. Wenn die Deutsche Sprache, wie ja alle wissen, so schwierig ist, warum beschäftigt das ZDF dann keine Menschen, die sich mit dem Umgang besser auskennen? Die gruselige Ermordung von 6 Millionen Juden ist der tiefste und schmerzhafteste Stachel in der deutschen Geschichte. Da darf man sich nicht einen Millimeter vom korrekten und angemessenen Ton entfernen. Dem ZDF ist das scheinbar egal.
Bedienung des aktuellen Narrativs selbst hier
Dem Sohn eines der Teilnehmer dieser Wannseekonferenz eine Plattform zu geben, ist zumindest gewagt. Seine Aussage „die absolute Mitleidslosigkeit, die Deutsche schon immer ausgezeichnet hat …“ ist zumindest nicht schmeichelhaft.
Andreas Wunn, Moma-Moderator im Außeneinsatz, hakt dann mit einem vermeintlichen Zitat nach: „Je mehr ich mich mit meinem Vater beschäftige, desto schuldiger fühle ich mich.“ Das hat Niklas Frank, Sohn von Hans Frank, dem Generalgouverneur von Polen in der NS-Zeit, natürlich sofort als Unfug abgetan. Das trifft natürlich auf keinen der Nachfolgegenerationen zu. Wer kann sich schon seine Familie aussuchen, in die er da hineingeboren wird. Woher der Wunn dieses Zitat hat, bleibt ungeklärt. Aber ZDF und journalistisches Niveau passt eh nicht gut zusammen.
Niklas Frank erklärt, dass er stattdessen immer wütender wurde, je mehr er über die Feigheit seines Vaters erfuhr und was dieser im Krieg getan hat. Darum würde er allen Familien in Deutschland raten, dass nachgeforscht wird, wie die eigenen Familien während des Dritten Reiches waren. „Seit dem 8. Mai 1945 ist das alles zugedeckt worden.“ Eine knallige Aussage, die eine ganze Nation unter den Generalverdacht der Holocaust-Verleugnung stellt.
Ganz sicher wurde nach dem Krieg in ganz vielen Familien über diese Zeit gesprochen, bei den Eltern nachgehakt, wie die diese schrecklichen Jahre erlebt haben. Es hat halt nur nicht jeder einen Vater gehabt, der für den Tod von Millionen Juden verantwortlich ist. Für den verbitterten Mann ist es das deutsche Trauma, weil durch das Schweigen entsteht ein Gift. „Dieses Gift macht eine AfD möglich, dieses Gift macht völlige Querdenker möglich“. Da hat das ZDF dann doch noch die Kurve bekommen, dass gewünschte Narrativ der Neuzeit in diesen historischen Blick zurück auf die dunkle Zeit der deutschen Geschichte einzubauen. Opfer zu Tätern machen ist aber eine völlig hirnrissige Idee. Welcher Querdenker plädiert denn für den Tod von Juden oder irgendeinen anderen Menschen? Die Proteste der Querdenker gehen doch eher in die Richtung, dass jeder selber über seinen Körper und seine Gesundheit entscheiden sollte. Also steht doch jeder Querdenker für genau das, was der Vater von Niklas Frank Millionen Juden in Europa verwehrte.
Ist es der fortgeschrittene Hass auf das eigene Leben, die Demaskierung eines Misanthrops oder folgt er nur der alten Familientradition, sich vor jeden Karren spannen zu lassen? Sein Vater war ein Massenmörder der skrupellosesten Art. Da hätte man sich auch aus allen Diskussionen zu diesem Thema verschämt zurückhalten können. Nicht jeder kommt mit der Familie klar, dessen Oberhaupt die eigenen Angehörigen getötet hat. Hier den Charakter einer ganzen Nation zu beschmutzen, um die Schuld der eigenen Familie etwas kleiner erscheinen zu lassen, ist das Zeugnis eines verwirrten Menschen.