Kaum eine Personalie hat für so viel Entrüstung gesorgt, wie Sigmar Gabriel als neues Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Bank. Das ist kein Ehrenamt, sondern mit allerlei Bezügen verbunden.
Die Rechnung sieht bei Gabriels Vorgänger Richard Meddings so aus: Zusätzlich zu einem Grundverdienst von 100.000 Euro kassierte er als Vorsitzender des Prüfungsausschusses zusätzlich 200.000 Euro und als Mitglied des Strategieausschusses weitere 100.000 Euro. Inklusive aller Zuwendungen kam Meddings im Jahr auf einen Gesamtbetrag von 429.167 Euro. So steht es zumindest im Geschäftsbericht der Deutschen Bank für das Jahr 2018.
Damit kommt Gabriel nicht auf die Einnahmen von Gerhard Schröder bei Gazprom, die niedersächsische Schwabbelbacke war aber auch nie Bundeskanzler. Trotzdem wurde er immer wieder Ziel kabarettistischer Attacken. Unvergessen die Bemerkung von Volker Pispers: „Früher waren Dick und Doof einmal zwei Personen.“
Aber warum jetzt die ganze Aufregung. Gabriel hat schließlich alle politische Ämter niedergelegt und den Bundestag Ende letzten Jahres verlassen. Ein überzeugter Sozialdemokrat ist er zudem nie gewesen. Mit seinen Fähigkeiten bot ihm die SPD lediglich den schnelleren Aufstieg in interessante Ämter, sonst wäre er bestimmt bei der Bauernpartei gelandet. Außerdem hat bisher noch jeder SPD-Mann versucht, nach der Politik einen lukrativen Job in der Wirtschaft zu ergattern.
Aber wie sieht es aus Sicht der Deutschen Bank aus, einen Sozi in den Aufsichtsrat zu holen? Kein Problem, denn um den eigen Ruf kümmert sich dieses Bankhaus schon lange nicht mehr. Manipulation der Libor-Sätze, Cum-Ex-Geschäfte und Geldwäsche-Aktivitäten für normale und böse Kunden, die Deutsche Bank ist sich für nichts zu Schade, nachdem man international in ein tiefes Loch der Bedeutungslosigkeit gefallen ist. Das passiert, wenn Menschen auf dem Niveau von Sparkassen-Filialleitern in Hintertupfingen international große Räder drehen wollen und die ganze Welt für ein Spiel-Casino halten. Über 8 Mrd. € Strafzahlungen in den letzten Jahren sprechen eine deutliche Sprache, was diesem Laden zu halten ist.
Daher ist die Wahl von Sigmar Gabriel ein völlig logischer und absolut stimmiger Vorgang, eine durch und durch runde Geschichte. Eine Bank, die über Jahrzehnte Anleger geschädigt und Steuerzahler betrogen hat, schmückt sich mit einem Politiker, der währernd seiner gesamten Karriere immer Politik gegen die eigenen Wähler gemacht hat. Eventuell hoffen die Banker sogar, vom Dickmops aus Goslar noch etwas zu lernen.
Auch für ehemalige Politiker gilt die freie Berufswahl. Allerdings sollten dann seine Pensionsbezüge, die er sich mit seinen vielen Ämtern auf Landes- und Bundesebene „verdient“ hat, einmal neu kalkuliert werden. Denn ohne diese Ämter wäre dieser Knabe doch nie für eine Position im Aufsichtsrat in Frage gekommen.
Immerhin lässt er sich nicht von Russen bezahlen, sondern von einer Deutschen Traditionsbank der ganz besonderen Art.