April 19, 2024

Deutscher Handball in Erklärungsnot?

Spiele der deutschen Handball-Nationalmannschaft sind beliebt. Millionen Deutsche verfolgen das Geschehen live am Monitor. Grund zur Freude gibt es allerdings zu selten. Das herrscht das Prinzip Hoffnung. Trotz einiger Ausfälle ging das deutsche Team aber auch in die diesjährige Europameisterschaft mit viel Elan und dem Ziel, das Turnier zu gewinnen. Das Potential ist allemal da, so wie eigentlich immer. Meistens schlägt sich aber das deutsche Team selbst.

Obwohl man die Qualifikation als einziges Team verlustpunktfrei geschafft hat, waren die Spiele der Vorrunde recht holprig. Da darf man dann schon fragen, wozu man sich auf ein Turnier vorbereitet, wenn in den ersten Spielen selbst einfache Spielzüge nicht gelingen.

Gegen die Niederlande und Lettland muss man einfach gewinnen, von daher war es kein großes Risiko, auf ein Weiterkommen in die Hauptrunde zu wetten. Gegen Spanien hätte man gerne gewonnen, aber der Auftritt war blutleer. In allen Mannschaftsteilen wurde nicht einmal 50% der möglichen Leistung abgerufen.

Mit der Hypothek dieser einen Niederlage ausgestattet, musste der Auftritt in den vier Hauptrundenspielen besser werden. Das war jedem klar und die Mannschaft hat geliefert. Gegen Weißrussland, die in der Vorrunde noch die drittmeisten Tore aller Mannschaften geworfen haben, gab es einen mehr als überzeugenden Sieg mit 31:23 Toren.

Das Schlüsselspiel, das war vorher auch klar, wird die Partie gegen Kroation. Und die deutsche Mannschaft ging auch diese Aufgabe beherzt an, setzte sich schnell von den Kroaten mit 5 Toren ab. Zur Pause stand es dann nur 14:11, aber das war auch kein Problem, denn nach dem Wechsel ging es entschlossen weiter und man kam wieder zu einer 5-Tore-Führung.

Die deutschen Handball-Fans waren euphorisiert. Ein Andreas Wolff, der mit 42% gehaltener Bälle die Kroaten zur Verzweiflung brachte, eine Abwehr, die auch in Unterzahl nur schwer zu knacken war, und zuletzt ein variabler Angriff, auf den sich die Kroaten nur schwer einstellen konnten.

Und als ob es der Handball-Gott mit den Deutschen Fans nicht gut meinen würde, kam es dann zu einem heftigen Bruch im Spiel, mit dem auch die optimistischsten Kroaten nicht rechnen konnten. Das war schon eine heftige Kröte, die Handball-Deutschland da schlucken musste. Mit dem 25:24 erzielten die Kroaten nach dem 1:0 erst die zweite Führung, aber leider auch das Endergebnis. Man darf also von einem glücklichen und sehr unverdienten  Sieg sprechen.

Derweil blieben die deutschen Spieler niedergeschlagen auf der Platte zurück. Keiner konnte erklären, was da genau in der zweiten Halbzeit geschehen ist – auch nicht der Bundestrainer. Ernsthaft? Dabei ist die Erklärung sehr einfach. Aber entweder will das keiner aussprechen oder der deutsche Handball wird von ausgesprochenen Dilettanten geleitet.

Nach der 5-Tore-Führung kam Bundestrainer Christian „Doofkopp“ Prokop auf die Granatenidee, Julius Kühn einzusetzen. Der hat bis dahin nicht eine einzige Minute gespielt und durch seine Abwesenheit, dieses grandiose Spiel der Deutschen erst möglich gemacht. Gut , gegen Weißrussland hat er 8 Tore geworfen, das war aber auch kein wirklicher Gegner mit einem überforderten Torwart. Mit Julius Kühn begann der Untergang. Seine Tagesbilanz: 1 Tor und 9 Ballverluste in weniger als einer Halbzeit. Rekordverdächtig. So einen Schrott erwartet man nur von unterklassigen Spielern, aber selbst in der Kreisliga spielt so eine Gurke nicht durch. Man muss es sich wirklich einmal durch den Kopf gehen lassen: Die deutsche Mannschaft hätte einfach nur zwei Angriffe ohne Kühn erfolgreich abschließen müssen und wir würden alle weiter vom Halbfinale träumen.

Die acht Tore gegen Weißrussland war seine wahrscheinlich beste Lebensleistung. Ansonsten ist es nicht neu, dass Julius Kühn mit Gegner, Ball und eigenen Nerven immer schwer zu kämpfen hat.  Eigentlich ist er noch jedes Mal den Beweis schuldig geblieben, warum er überhaupt in die Nationalmannschaft berufen wurde. Kleine Anekdote am Rande: Beim Spiel gegen Weißrussland wurde er nach der Halbzeitpause in der Kabine eingeschlossen. Er war zu lange auf dem Klo. Hätte das nicht beim Kroatien Spiel passieren können? Der Handball-Gott ist ungerecht.

Aber unabhängig von all diesen mehrheitlich schlechten Erfahrungen mit dem Spieler Julius Kühn, muss man von einem Trainer erwarten können, das aktuelle Leistungsvermögen eines Spielers genau einzuschätzen.  Seine ersten beiden Wurfversuche waren so kläglich, dass man als Trainer nur eines machen kann: Den Kühn schon mal zum Duschen schicken. Stattdessen lässt er die Gurke einen Angriff nach dem anderen versemmeln. Vielleicht ist der nun selbstkritisch genug und erklärt seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft.  Da war das Team ja in Unterzahl besser als mit Kühn.

Die Frage wird nun sein, ob es sich der Deutsche Handball Bund erlauben kann, weiter mit einem Trainer zu arbeiten, der nicht in der Lage ist, positive Impulse zu setzen. Da der „Doofkopp“ jetzt sogar noch durch die vielen Einsatzzeiten von Kühn in der zweiten Halbzeit den entscheidenden Fehler gemacht hat, ist er als Verantwortlicher für diese unnötige Niederlage nicht länger tragbar.

Diese Diskussion um den Trainer Prokop ist nicht neu. Schon nach der letzten WM wurde seine Entlassung vielerorts vehement gefordert. Aber vielleicht darf man auch von einem Sportverband nicht zu viel erwarten, dessen bekanntester Vertreter nicht durch Fachwissen, sondern durch bunte Pullover auf sich aufmerksam macht. Aber vielleicht hat ja auch mal einer Eier in der Hose und stellt die richtigen Weichen.

Update 1 vom 21.01.2020

Beim dritten Spiel der Hauptrunde brauchte die deutsche Mannschaft gut 15 Minuten, um wieder ihren Spielrhythmus und die nötige Entschlossenheit zu finden. Danach gab es eine Demonstration der Stärke. Auslöser war mit Sicherheit der Torwartwechsel. Jogi Bitter löste Wolff ab, der ordentlich agierte, aber eben auch nicht zu viel hielt.

Schnell war nach den ersten Paraden des erfahrenen Keepers der 2-Tore-Vorsprung der Österreicher egalisiert. Zur Pause stand ein 3-Tore-Vorsprung der Deutschen an der Anzeigetafel. Nach dem Seitenwechsel machte das deutsche Team weiter Druck und setzte sich immer weiter von den Nachbarn ab. Jogi Bitter hielt auch immer besser und kam am Ende auf 15 Paraden und einer Quote von 52% gehaltener Bälle. Überragend. Völlig zurecht wurde er für diese Leistung zum Spieler der Begegnung ernannt.

Und sonst? Christian Prokop hat erkannt, dass Andreas Wolff keinen überragenden Tag erwischt hat und zur rechten Zeit hier den entscheidenden Siegfaktor eingewechselt. Julius Kühn gab er in der ersten Halbzeit eine Chance, sich zu beweisen. Dieser brauchte dann keine Minute, um seinen ersten Wurf kläglich zu versemmeln. Nicht wirklich überraschend. Allerdings waren diese wenigen Sekunden auch schon alles, was der deutsche Rückraumspieler von der traurigen Gestalt an diesem Tag zeigen durfte. Und das war überraschend. Wäre Prokop doch nur gegen Kroatien ebenso schlau und konsequent gewesen. Dann hätte das deutsche Team um den Titel mitspielen können.

So wird Deutschland bestenfalls auf Platz 5 am Ende landen und damit weit unter Wert geschlagen worden sein. Am Rande des Spiels wurden dann noch ehemalige Spieler, der Bundestrainer und Verantwortliche des Deutschen Handballbundes befragt, welche Schlüsse man ziehen kann. Praktisch jeder kam mit dem Argument, dass wichtige Spieler verletzungsbedingt ersetzt werden mussten. Trainer Prokop hatte zum Beispiel gar nicht die Erwartung, gewinnen zu können. Aber dann soll der Schwachkopf nicht zu einem Turnier fahren. Wer nicht gewinnen will, soll zuhause bleiben.

Keiner der interviewten „Fachleute“ aber auch keiner der Moderatoren hat das ausgesprochen, was als Erklärung für die Niederlage gegen Kroatien heranzuziehen ist. Will das keiner aussprechen oder fehlt die Kompetenz? Eigentlich kann man das gar nicht oft genug betonen, dass der Bundestrainer bei einem Spieler kräftig in den Mülleimer gegriffen hat  und nicht in der Lage war, diesen Fehler rechtzeitig zu erkennen und zu korrigieren. Bleibt die Frage, wozu es Co-Trainer gibt? Warum hat keiner aus der Mannschaft reagiert? Während der Fußball sich ganz viel vom Handballsport abschauen sollte, bräuchte im Gegenzug der deutsche Handball dringend einen Typen wie Mathias Sammer. Einen der Dinge erkennt und klar anspricht – zur Not auch etwas lauter.  Einer mit dem unbedingten Willen, ein Turnier auch gewinnen zu wollen.

Update 2 vom 08.02.2020

Der DHB hat sich vom Trainer Prokop getrennt. Besser spät als nie, aber über das wann und wie gibt es schon viele Stimmen der Entrüstung. Aber ein Sportverband, der sich einen Sprecher leistet, der eher an ein schrilles Frettchen erinnert, denn in den Verdacht gerät ein Fachmann zu sein, muss wohl mit anderen Maßstäben gemessen werden.  Denn damit, dass der DHB einmal in die Hand von echten Handballfachleuten gerät, ist vorerst nicht zu erwarten. Denn natürlich holt die Nationalmannschaft des Landes mit der stärksten Liga eindeutig zu wenig Titel.