In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka gibt es den Stadtteil Hazari Bag. Er gehört zu den wichtigsten Lederproduktionszentren der Welt. In den Gerbereien dort arbeiten Tausende Menschen. Der bitterarme Ort rangiert auf Platz fünf der am stärksten verschmutzten Plätze der Welt. 250 Gerberei entsorgen ihr Schmutzwasser im Fluss Muri Ganga, einer der dreckigsten Flüsse der Erde. Er enthält mehr Chemie als Wasser. Leben gibt es dort nicht mehr.
Hier die Liste der giftigsten Orte auf diesem Planeten:
Agbogbloshie, Ghana
Dsershinsk, Russland
Tschernobyl, Ukraine
Citarum River, Indonesien
Hazari Bag, Bangladesh
Kabwe, Sambia
Kalimantan, Indonesien
Norlisk, Russland
Niger-Delta, Nigeria
Riachuelo, Argentinien
Sumgajit, Aserbaidschan
La Oroya, Peru
Linfen, China
Tianying, China
Sukinda, Indien
Vapi, Indien
Hochgiftige Schwermetalle wie Chrom-VI und Hunderte andere Chemikalien sind in der Gerbbrühe und den Dämpfen enthalten. Täglich fließen tausende Kubikmeter aus den Gerbereien ungefiltert in den Fluss. Die Arbeiter sind oft minderjährig, Schutzkleidung bekommt niemand. Die Lebenserwartung liegt eher unter 50 Jahren.
Auch anderswo in Asien fließen Kadmium, Blei und Quecksilber in die Flüsse. Einige Schadstoffe bauen sich nicht ab, sind also inzwischen weltweit nachweisbar, z.B. in Eisbären in Alaska. Auch wenn man sich mit der Wahrheit schwer tut, dahinter stecken auch so bekannte Marken bzw. Firmen wie Nike, Puma, Adidas, Zara oder H&M. Es ist ein globales Problem und sollte auch als solches von den Vereinten Nationen angegangen werden. Einzelne Staaten agieren da entweder gar nicht oder so unglücklich und dumm, dass sich viele Situationen noch verschlechtern.
Beispiel Jeans-Produktion
Hersteller wie Wrangler haben in der Zeit von 1960 bis Mitte der 1990er Jahre überwiegend in El Paso, nahe der mexikanischen Grenze produziert. El Paso war so etwas wie die Welthauptstadt der Jeans-Produktion mit gut 2 Mio. Stück pro Woche.
Im Jahre 1993 verkündete Bill Clinton stolz das Freihandelsabkommen NAFTA, was es den Herstellern ermöglichte, im Ausland billiger zu produzieren. Oftmals an Orten mit deutlichen lascheren Umweltgesetzen. Wie günstig. Die von Clinton positiven Effekte auf den Arbeitsmarkt und dem Umweltschutz haben sich damit schnell zerschlagen. Erst wanderten die Jeans-Hersteller nach Mexiko, später dann nach Asien. Heute werden Jeans überwiegen in China, Indonesien und Bangladesh hergestellt. Im chinesischen Xintang werden aktuell 300 Mio. Jeans pro Jahr gefertigt – ein Drittel der Weltpoduktion. Die Arbeitsplätze in den USA sind weg. Dafür sind Jeans immer billiger geworden, weil man ohne Umweltauflagen schmutziges Wasser einfach in Flüsse leiten kann. Ein Amerikaner kauft pro Jahr durchschnittlich vier Jeans, bei uns sind es zwei. Die älteren werden sich noch erinnern. Markenjeans waren einmal ein recht teures Kleidungsstück. Umgerechnet 100 EUR wurden dafür auch schon mal bezahlt. Heute bekommt man die beliebte Hose bereits für ein Fünftel des alten Preises. Die Frage bleibt, ob es wirklich der Wunsch des Verbrauchers war, vier Jeans pro Jahr zu kaufen?
Die Umweltbilanz einer Jeans ist dabei desaströs. Die Herstellung einer 501 erfordert 3.500 Liter Wasser, 111 KWh Energie und sorgt für 32 KG CO2. Damit nicht genug, müssen einige einem fragwürdigen Modetrend folgen und kaufen Jeans mit Gebrauchsspuren und Rissen. Auch dafür wird wieder Chemie eingesetzt. Zudem müssen Arbeiter bei widrigsten Bedingungen neue Jeans mit Schleifpapier behandeln. Was für ein Irrsinn. Vielleicht klärt mal einer so eine Prollschlampe mit Destroyed-Look-Jeans auf, dass wegen ihres degenerierten Modegeschmacks jedes Jahr tausende Arbeiter ihr Leben lassen, zumindest aber deutlich verkürzen.
Weltweit werden heute 80 Mrd. Kleidungsstücke verkauft. Weitere 80 Mrd. finden keine Abnehmer und landen im Müll. Billionen Liter von Wasser wird dafür verschmutzt und in den meisten Fällen nicht wieder aufbereitet. Viele der Giftstoffe landen im Grundwasser und im Boden, weil viele der giftigsten Flüsse in Asien gleichzeitig auch zur Bewässerung der Ackerflächen genutzt werden. In fast jedem Gemüse auf den asiatischen Märkten sind daher inzwischen Schwermetalle nachweisbar.
Wie fasst man solch einen Irrsinn jetzt am besten zusammen?
Fette, reiche Vorstandsvorsitzende von weltweit agierenden Mode- und Sportartikelherstellern beschließen noch reicher zu werden, indem sie eine kontrollierte Produktion daheim aufgeben und unter Billigung schlimmster Umweltsünden jegliche Produktion nach Asien verlagern. Dort werden die Produzenten derart im Preis gedrückt, dass Arbeiter unter Menschen verachtenden Bedingungen ihren Job verrichten müssen. Oftmals müssen billige Minderjährige diese Arbeit verrichten. An den Dämpfen in den Fabriken gehen die Menschen zugrunde. Gleichzeitig werden giftigste Chemikalien über die Flüsse in die Meere gepumpt, was dafür sorgt, dass viele Giftstoffe auch bei uns in Tieren und Lebensmitteln nachweisbar sind.
Die Verbraucher in den alten Industrieländern, was man heute wohl „Erste Welt“ nennen muss, bekommen ungewollt billige Ware. Weil Schnäppchen aber glücklich machen, sorgen die vielen Sonderangebote regelmäßig zu einem Kaufrausch, was die Verkaufszahlen und somit auch die Produktionszahlen steigert, die Herstellungskosten senken muss und Arbeitsbedingungen bei den Produzenten weiter verschlechtert.
Weil die Textilien mit immer mehr und immer giftigeren Chemikalien produziert werden, gehen viele dieser Giftstoffe mit einer Wäsche nicht mehr raus. Vom Tragen der Billigwaren werden einige Verbraucher zusätzlich krank. Das nennt man dann ausgleichende Gerechtigkeit.
Die Textilindustrie ist ein völlig krankes System, was über kurz oder lang, den gesamten Planeten vergiftet haben wird. Die fetten, reichen Vorstandsvorsitzenden von heute, die das alles zu verantworten haben, leben dann aber sicher nicht mehr.
Ermöglicht haben dies aber vor allem Politiker, denen man jeden Mist erzählen kann. Unter Handelsabkommen sind bisher immer nur die reichen Firmenbosse noch reicher geworden und alle anderen haben verloren. Warum ausgerechnet das mächtigste Land der Welt alle vier Jahre erneut mit den dümmsten Präsidenten aufwarten muss, bleibt wohl ein ewiges Geheimnis in einer sehr wirren Welt. Abkommen wie NAFTA, CETA oder TTIP gehören verboten!