November 30, 2024

Sportgerät Pferd: Tierquälerei mit Tradition

Tierquälerei bei den Olympischen Spielen hat eine lange Tradition. Bereits seit 1900 müssen sich Pferde über Hindernisse quälen, 1912 kamen atypische Gangarten und Rückwärtslaufen in einem rechteckigen Feld dazu.

Dass olympischer Pferdesport für die Tiere kein Honigschlecken ist, weiß man spätestens seit 1990. Damals wurde aufgedeckt, dass Pferde durch das Schlagen von Eisenstangen gegen die Beine zu höheren Sprüngen gezwungen wurden. Diese Trainingsmethode nennt man Barren.

Ob Schlagen oder Touchieren, Hauptsache es tut weh

Als Folge des Barr-Skandals wurde im Jahr 1991 die „Potsdamer Resolution zu reiterlichen Haltung gegenüber dem Pferd“ verabschiedet und dabei ein Passus eingebaut, in dem zwischen dem verbotenen „Barren“ und dem zulässigen „Touchieren“ unterschieden wurde. Ein Witz. Ein Pferd mit einer bis zu 2 kg schweren Stange, die nicht aus Metall sein darf, zu „touchieren“, während es ein Hindernis überspringen soll, ist beim Training erlaubt, und unterscheidet sich damit für den Tierfreund in keiner Weise von den bis dahin ausgeübten Tierquälereien. In den Richtlinien heißt es zwar, dass das Touchieren nur von „erfahrenen, routinierten Pferdefachleuten durchgeführt werden darf, die über genügend Gefühl, Sensibilität und Erfahrung verfügen“, aber wer soll das beurteilen? Außerdem klingt das so, als würde ein Bankraub  dann nicht strafrechtlich verfolgt werden, wenn der Bankräuber den Safe beim Aufbrechen nicht verkratzt.

Obwohl bei solchen tierfreundlichen Richtlinien weiterhin betrieben, ist es lange Zeit still um die fragwürdige Trainingspraxis geworden. Bis der Sender RTL drohte, neue Beweisfilme offenzulegen. „Der Reiterverband stellt eine Anzeige gegen Unbekannt, der Sender RTL will einen angekündigten Beitrag nicht ausstrahlen. Aber Fragen bleiben.“ meldete am 12. Mai 2021 die Süddeutsche Zeitung.

Während 1990 der Skandal noch einen Sturm der Entrüstung auslöste, drohen jetzt die neuen Beweise unter den Teppich gekehrt zu werden. Dabei sollte auch heute noch der gesamte Springsport an den Pranger gestellt. Wer mag schon einen Sport, dessen Akteure Tierleid billigend in Kauf nehmen, um des Erfolges und des Geldes willen?

Neben den fraglichen Trainingsmethoden sollte aber zusätzlich in Frage gestellt werden, Tiere zu Verhalten zu zwingen, die sie freiwillig und selbstständig nie an den Tag legen würden. Pferde laufen nicht rückwärts und springen auch nicht über Hindernisse. Vielleicht in absoluten Notsituationen auf der Flucht und wenn sich keine Alternative bietet.

So gibt es auch weiterhin „Sportveranstaltungen“, bei denen Pferde sich gegen ihre Natur verhalten müssen und dabei verschiedensten gesundheitlichen Folgen ausgesetzt sind.

Wenn ein Pferd Olympia nicht überlebt

Die Geländeprüfung der Vielseitigkeitsreiterei hat gerade in Tokyo zum Tod eines Pferdes geführt. Der 14-jährige Wallach Jet Set des Schweizers Robin Godel hatte sich bei der Landung nach einem Hindernis am Bein verletzt und wurde per Ambulanz in eine Tierklinik gebracht. Dort wurde bei einer Ultraschalluntersuchung ein irreparabler Bänderriss direkt über dem Huf festgestellt. Außerdem soll das Tier unter erheblichen Schmerzen gelitten haben. Mit Einverständnis der Besitzer und des Reiters wurde beschlossen, das Pferd einzuschläfern. (Quelle)

Reiter Robin Godel  äußerte sich dazu wie folgt: „Er ging dem nach, was er am liebsten tat: galoppieren und über die Hindernisse fliegen. Ich danke allen für die Unterstützung, ich bin tief berührt.“ (Quelle)

Das kann doch nicht sein ernst gewesen sein? Das Pferde gerne über Hindernisse fliegen, glaubt in Anbetracht des Barrens schon niemand. Das folgende Video zeigt, was ein Pferd ohne Reiter unternimmt, um hinter einen Zaun zu kommen.

Wenn möglich geht ein Pferd die Aufgabe gerne auch etwas ruhiger an. Die Tiere sind ja nicht blöd. Warum springen, wenn man das Hindernis auch elegant entfernen kann.

 

Grenzwertig. Wenn Reiter überfordert sind,  …

… muss es meist das Pferd ausbaden. Aber nicht immer. Unvergessen geblieben sind die Olympischen Spiele von 1980 in Moskau. Aufgrund des Afghanistankrieges der Russen haben alle großen westlichen Nationen die Spiele boykottiert. Die fehlenden Starter beim Pferdespringen wurden durch Teilnehmer aus Länder ersetzt, bei denen der Pferdesport einen offensichtlich geringeren Stellenwert hat. Das hatte skurrile Folgen. Pferde sind hier aber nicht zu größeren Schäden gekommen, deren Reiter schon. Es fällt schwer, bei dieser Abräumaktion nicht zu lachen. Olympische Spiele können schon sehr speziell sein.

Wer diese vielen kreativen Lösungen für das Abräumen von Sprunghindernissen verfolgt hat, wundert sich ein wenig über die Kopfbedeckungen der Reiter. Ganzkörper-Knautschzone-Anzüge wären sicher das Beste gewesen. Tatsächlich hat es Jahrzehnte gebraucht, um Reiter bei ihren Sport anders zu schützen. Dafür scheint man es dafür jetzt zu übertreiben. Selbst Dressurreiter, die beim Sturz vom Pferd auf weichen Sand stoßen, tragen heutzutage einen derart überdimensionierten Helm, den nicht einmal Motorrad-Rennfahrer tragen würden.

Pferde werden dagegen auch heute noch nicht besser geschützt. Aber eigentlich müsste man Sie ja auch nur vor ihren Reitern schützen. Das erreicht man am schnellsten durch einen Verbot, solch unsinniger Sportarten. Und wenn dann schon Tiere bei menschlichen Sportwettbewerben zugelassen werden sollen, dann sollten es Löwen sein. Brot und Spiele kennt man bereits seit dem alten Rom. Ein Gladiatorenkampf gegen eine Herde Löwen wird bestimmt hohe Einschaltquoten garantieren.