April 25, 2024

Amazon: Vorsicht Abzocke!

Auch in Zeiten einer Pandemie gibt es nicht nur Verlierer. Die Aktie vom Lieferservice „Hello Fresh“ hat durch Corona nur eine kleine Delle bekommen und liegt jetzt bereits 50% höher als vor der Krise. Ein weiterer Gewinner in Zeiten geschlossener Geschäfte ist der Alles-Lieferant Amazon. Mit seinem Market-Place hat der Versandriese aber nicht nur sein Angebot verzigfacht, sondern auch Mitspieler ins Boot geholt, denen man besser auf die Finger schaut.

Natürlich hat man immer die Sicherheit, die das Amazon-Abrechnungsmodell bietet, und einen Support, der schnell erreichbar ist. Aber genau an dieser Stelle setzt eine Betrugsmasche an. Es gibt in den Zeiten der Coronakrise nämliche einige Produktgruppen, wo Artikel so stark nachgefragt sind, dass Käufer es schnell mal an der nötigen Sorgfalt vermissen lassen.

Zum Beispiel hat das Schließen aller Fitnessstudios dazu geführt, dass die Nachfrage nach Heimfitnessgeräten das Angebot bei weitem übersteigt. Viele Artikel sind bereits bis in den Spätsommer ausverkauft. Aber es gibt ja den Market Place bei Amazon, wo auch Ausstellungsware und gebrauchte Artikel angeboten werden. Zudem erhöht sich die Freude beim Käufer, wenn er das ersehnte Fitnessgerät auch noch deutlich unter dem üblichen Neupreis ergattern kann. Auf den „Kaufen“-Knopf wird da schnell geklickt, aber Vorsicht! Findige Betrüger haben es geschafft, die Accounts von Market-Place-Anbietern zu hacken. Folglich erscheinen mit einmal Fitnessgeräte von Anbietern, die mit Sportartikeln eher nichts am Hut haben.

So eine Kraftstation von Finnlo ist normalerweise nicht unter EUR 1.799 zu erhalten. Warum diese von so unterschiedlichen Anbietern zum gleichen Preis verscherbelt wird, müsste eigentlich jeden stutzig machen. Aber in Krisenzeiten vielleicht nicht. So zumindest die Strategie der Betrüger.  Und so wurde das Angebot an Fitnessgeräten bei Amazon auf das Kräftigste aufgebläht:

Zum Einheitspreis von EUR 735,00 werden alle möglichen Artikel gelistet, die Amazon sonst gar nicht zeigen würde, weil es diese aktuell auf dem Markt gar nicht mehr gibt. Aber wie kann ein Betrüger ein Geschäft machen, wenn er Dinge anbietet, die er gar nicht liefern kann? Durch das Hacken eines Market-Place-Teilnehmers werden nicht nur Artikel in dessen Sortiment geschrieben, sondern auch dieser Hinweis  auf der Anbieterseite eingebaut:

Wer den Artikel normal über den Amazon-Warenkorb bestellt, erhält kurzfristig eine Stornierung durch den vermeintlichen Anbieter, was die Reaktionen bei der Bewertung des Verkäufers belegen.

Über Amazon soll das ja auch nicht abgerechnet werden. Vielmehr soll über die für diese Betrügerei eingerichtete Mail-Adresse direkt Kontakt aufgenommen werden. In der Antwort-Mail erhält man dann eine Kontonummer im europäischen Ausland, auf die das Geld zu überweisen ist. Erst nach Eingang des Geldes soll die Ware verschickt werden, was jedoch nie passiert. Das ist eine völlig bescheuerte Betrügerei, die nur bei den dümmsten BILD-Zeitungslesern funktionieren wird. Aber in Zeiten von Corona und dem Fehlen von Fitnessgeräten, sind einige vielleicht doch ein bisschen blauäugiger oder risikofreudiger, als zu normalen Zeiten.

Amazon macht nichts

Der Skandal bei dieser Geschichte ist, dass Amazon diese Betrüger schalten und walten lässt. Obwohl es längst bekannt ist, dass unzählige Accounts gehackt wurden, dauert es wenigstens 14 Tage, bis Amazon die gefälschten Angebote aus dem System entfernt. Das ändert aber auch nicht viel, denn schon werden die nächsten Accounts gehackt und das Spiel geht von vorne los.

Vom reichsten Menschen des Planeten kann man bitte schön erwarten, dass er weder Mittel noch Wege scheut, um seine Website sauber zu halten. Es kann doch bei Jeff Bezos nicht am Geld liegen, dass er bis heute keine Spezialisten engagiert hat, die sein Market-Place-System sicher vor Hackerangriffen macht. Okay, die Scheidung war teuer und hat seine Ex über Nacht ebenfalls zu einer der reichsten Menschen gemacht. Bezos führt die Forbes-Liste aber immer noch an. Was hält den gebohnerten Rundschädel denn jetzt bitte schön davon ab, einen wichtigen Beitrag zur Kundenzufriedenheit zu leisten?