März 28, 2024

Beim Spiegel ist der Wurm drin

Am 16. November 2021 titelte der Spiegel:

„Entwurmungsmittel in Österreich ausverkauft – weil FPÖ-Chef es bei Corona empfiehlt
Laut Apothekerverband kommt es in Österreich zu Vergiftungen mit Ivermectin. Auslöser sind zweifelhafte Empfehlungen der rechten FPÖ: Deren Anhänger nehmen mitunter die für Pferde gedachte Dosis.“ (Quelle: Spiegel vom 16.11.2021)

Wie das Magazin mit einstmals tadellosen Ruf schadenfroh berichtete, soll Österreichs FPÖ eine fragwürdige Empfehlung gegeben haben: „Statt auf Impfungen solle man lieber auf Ivermectin setzen, das Entwurmungsmittel.“ Mehr wurde in dieser Angelegenheit nicht berichtet.

Der Spiegel hat sich nicht erst seit dieser Meldung aus dem Kreis der Qualitätsmedien verabschiedet. So eine Geschichte sollte immer der Startschuss für eine Recherche sein, wenn man etwas nicht schon vorher wusste.

Natürlich ist es gelinde gesagt dämlich, eine Dosierung für ein Pferd bei einem Menschen einzusetzen. Außerdem entfaltet Ivermectin seine Wirksamkeit bei COVID-19 erst in einem Cocktail mit anderen Medikamenten sowie Vitamin C, D und Zink.

Was man aber auch nicht unterschlagen sollte ist, das Ivermectin schon lange kein Medikament ausschließlich für Pferde ist. Viagra ist ja auch nicht nur ein Herzmedikament, obwohl es dafür entwickelt wurde. Fakt ist, und das ist kurios, dass 2015 der Nobelpreis für Medizin an den Japaner Satoshi Ōmura und den US-Amerikaner William C. Campbell für die Weiterentwicklung von Ivermectin im Bereich der Humanmedizin verliehen wurde. Die werden schon vielen Millionen Menschen damit geholfen haben müssen. Für Viagra gab es den Preis jedenfalls nicht.

Was ist nur aus dem Spiegel geworden? Sind Recherchen dort inzwischen verboten oder einfach nur zu teuer? Vielleicht fehlt es auch an Intellekt und das jahrlangen Ergötzen an dem einstigen Ruhm hat die Redaktion vergessen lassen, dass Höchstleistungen auch immer wieder bestätigt werden müssen. Aktuell ist der Spiegel von der Verleihung des Pulitzerpreises meilenweit entfernt. Vielleicht sollte man die Redakteure einer Entwurmungskur unterziehen, denn irgendwie scheint bei der Berichterstattung des Spiegels der Wurm drin zu stecken.