Für viele wahrscheinlich überraschend ist, dass es in der Pandemie nicht zu einer Über- sondern eher zu einer Unterauslastung des Gesundheitssystems gekommen ist. Zum einen lag das daran, dass planbare Operationen verschoben wurden. Das macht betriebswirtschaftlich Sinn, denn während der stationäre Krankenhausaufenthalt eines normalen Patienten im Schnitt € 5.088 einbringt, verdient das Krankenhaus an einem Covid-19-Patienten im Schnitt 10.700 Euro. Dazu kommt ja die Freihalte-Prämie. So viele wirklich wichtige Operationen waren das aber am Ende nicht.
Viel schwerwiegender war, dass sehr viele Patienten weniger in die Krankenhäuser gegangen sind, weil denen höchstwahrscheinlich das Risiko einer Ansteckung dort zu hoch war. Und das geht sehr wahrscheinlich auf die permanente Angstmacherei der Politik in der Pandemie zurück. Außerdem möchte man bei einem längeren Krankenhausaufenthalt sicher Besuch von seinen Angehörigen erhalten, was in der Pandemie aber zumeist nicht möglich war. Und so verwundert es nicht, dass es zu solchen Meldungen gekommen ist:
Die Zahl der Krankenhausbehandlungen in Baden-Württemberg sank 2020 um fast 267.000 Fälle. (Quelle)
Krankenhäuser in Hamburg 2020: Zahl der Patienten um zwölf Prozent (60.000) zurückgegangen. (Quelle)
DeStatis-Pressemitteilung Nr. 445 vom 22. September 2021
Corona-Pandemie führte im Jahre 2020 zu deutlich weniger Behandlungsfällen: Fast 2,5 Millionen weniger Krankenhausbehandlungen und circa 690.000 weniger Operationen als im Vorjahr. 176.100 Menschen mit oder wegen einer Corona-Infektion stationär behandelt. (Quelle)
Entgangene Einnahmen im Normalbetrieb: 2,5 Mill. x € 5.088 = 12,7 Milliarden Euro
Einnahmen durch Corona-Patienten: 176.100 x € 10.700 = 1,88 Milliarden Euro
Ergebnis: 10,81 Milliarden Verlust für ca. 1.900 Krankenhäuser -> 5,7 Millionen pro Krankenhaus.
Unterauslastung per Datenanalyse bestätigt
Die ans RKI gemeldeten Daten können auf Wunsch von jedem Bürger eingesehen werden. Das regelt das sog. Informationsfreiheitsgesetz. Der Datenanalyst Tom Lausen hat auf diese Weise Zugriff auf eine Datenbank erhalten, in der mit den Krankenkassen abrechenbare Leistungen der Krankenhäuser festgehalten werden. Dabei kann man für jedes Jahr die Daten z.B. nach Krankheiten, Altersstufen und Entlassungsgründen selektieren.
Im Jahre 2019 gab es insgesamt 19,24 Millionen Krankenhausbehandlungen. Die größte Gruppe bildeten die über 80-jährigen mit 19,35 Prozent Anteil. Mit 67,17 Prozent waren mehr als zwei Drittel der Patienten älter als 50 Jahre.
Im ersten Jahr der Pandemie 2020 sank diese Zahl um 2,5 Millionen auf 16,7 Millionen Behandlungen.
Auch im zweiten Jahr der Pandemie blieb es bei dem niedrigeren Patienten-Niveau. Die Zahl sank sogar um 35.000 Patienten auf dann nur noch 16,66 Millionen Behandlungen. Die Zahl der über 80-jährigen stieg auf fast 20,5 Prozent. Der Anteil der über 50-jährigen blieb insgesamt bei zwei Drittel.
Zur Erinnerung: Schon die Grafik des DIVI Intensivregister konnte keine Überlastung zeigen. Es kam noch nicht einmal zu Schwankungen, die z.B. durch eine Corona-Welle verursacht worden wäre. Das liegt daran, dass die Krankenhäuser sehr bemüht waren, die Auslastung der Intensivstationen immer knapp oberhalb von 75 Prozent zu halten, um in den Genuss der Spahn-Prämie zu kommen.
Wenn man aber die Zahl der belegten Betten so ziemlich konstant halten und größere Schwankungen mit Reservebetten ausgleichen kann, der hatte auch nie wirklich eine Notlage. In der Pandemie gab es gefährliche Virus-Varianten mit geringerer Ansteckungsgefahr und jetzt zuletzt sehr ansteckende Varianten mit geringer Gefahr. Ein Kombination aus sehr ansteckend und sehr gefährlich macht evolutionstechnisch keinen Sinn und ist als sehr unwahrscheinlich einzustufen. Im Gegensatz zum ersten Jahr der Pandemie gibt es jetzt aber neben einem mäßig funktionierenden Impfstoff vor allem Behandlungsmethoden, die rechtzeitig angewendet, für sehr viele Menschen einen schlimmeren Verlauf vermeiden können.
Daher bleibt es schleierhaft, warum immer noch einige Politiker eine Impfpflicht vehement fordern, wo es doch dafür keine rechtliche Grundlage mehr gibt. Das Gesundheitssystem war nie überlastet, sondern zeigt seit der Pandemie eine Unterauslastung. Wird Zeit, dies auch einmal zu kommunizieren.