November 29, 2024

Corona-Geschwurbel mit Lauterbach – Teil 1

Offenbar braucht es in Deutschland keinerlei besonderen charakterlichen Eigenschaften, um Bundesminister zu werden. Man könnte sogar den ganzen  Tag lang Lügen verbreiten oder sich in Interviews an nichts mehr erinnern, man kommt damit durch. Selbst nach einem fetten Skandal und dem logischen Rücktritt als Bundesminister, kann man danach immer noch Bürgermeisterin der Hauptstadt werden. Deutsche Bürger haben scheinbar jeglichen Ekel verloren und erlauben sich daher Politiker von ganz spezieller Qualität. Im Ausland wundert man sich nicht schlecht.

Folgerichtig wurde – angeblich aufgrund von Umfrageergebnissen in der Bevölkerung – Karl Lauterbach neuer Gesundheitsminister. Er wurde also genau das, was die SPD all die Jahre zu verhindern wusste. Aber wenn es das Votum des Volkes ist, wählt unser neuer „Kanzler des geringsten Widerstand“ natürlich genau diesen Weg.

Den Lauterbach kennt inzwischen jeder Deutsche aus den diversen Polit-Talk-Show, denn der zerstreute Gesundheitsökognom war schon so gut wie in jeder und das auch gleich mehrfach. Seit der Pandemie hatte er so praktisch jede Woche seinen Fernsehauftritt. Und der geschickte Taktierer wusste dies für sich zu nutzen. Ein Politiker mit Harvard-Gastprofessur, das macht Eindruck. Es fehlt einem allerdings die Phantasie, zu welchen Fach der zerstreute Stotterer irgend etwas Gescheites zu vermitteln hätte. Seine Talk-Show-Auftritte waren zumeist von Widersprüchen, Falschdarstellungen und satten Lügen geprägt. Grund genug, dem feien neuen Gesundheitsminister in Zukunft etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

Teil1: Die Strategie des kleinen Karl

… vorgetragen bei Anne Will am 12.12.2021. Als Bundesminister wird sich Karl Lauterbach künftig vermehrten Fragen gegenüber stehen, die er nicht nur wie bisher begleitet und kommentiert. Als Bundeminister wird er Antworten geben müssen.

Frage: Wurden alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um zu einer höheren Impfquote zu kommen?

„Wir haben die Notwendigkeit einer Impfpflicht abgeleitet von den neuen Varianten. Wäre es bei den alten Varianten geblieben, dann wäre der Reproduktionsfaktor niedrig genug gewesen, um über die Runden zu kommen. Und mit der Delta-Variante war man zum ersten Mal schon jenseits einer, also sagen wir mal Ansteckung, dass man ohne eine Impfpflicht wahrscheinlich nicht hin kommt. Und mit der Omikron-Variante ist das erst recht so.“

Anmerkung: Mit einem Reproduktionsfaktor von unter 0,9 lag dieser Wert so niedrig, dass mit einem deutlichen Rückgang der Inzidenzen und aller anderen Messwerte in den nächsten Wochen zu rechnen war. Ein R-Faktor von 0,89 ist kein Argument für eine Impfpflicht. Weiter mit Lauterbach:

„… um Ihre Frage konkret zu beantworten, die schnelle Antwort ist, also … noch nicht vollständig, wir sind ja auch noch nicht so lange im Amt. Ich habe die ganze Woche tatsächlich sehr sehr hart daran gearbeitet, um dann noch Möglichkeiten zu nutzen, aber ich kann so viel sagen, dass, was wir noch tun können, wird uns nie in den Bereich bringen, wo wir vor neuen Wellen sicher wären. Das heißt, was wir erreichen könnten, meinetwegen indem wir ich sag mal Bremen überall (90% Impfquote, die Red.) dann kämen wir noch mal eine Zeit lang durch diese Welle, mit schweren Verlusten, durch die Vierte Welle, weitgehend Delta-Welle, aber die nächste Welle stünde dann auch bei Bremen wieder bevor.“

Anmerkung: Die nächste Welle steht immer bevor. Das ist bei Corona nicht anders als bei Influenza. Wie schnell Mutationen sich über den gesamten Planeten verbreiten haben schon Alpha und Delta gezeigt. Jetzt kommt Omikron und danach die nächste Mutation und mit ihr eine Welle. Da kann man so viel impfen wie man will. Eine Mutation des Virus ist eine Immun-Escape-Reaktion eben mit dem Ziel, den bisher existierenden Impfschutz zu umgehen. Den Wettlauf mit dem Virus wird man in einer globalen, vernetzten Welt immer verlieren.

Frage: Sie sagen 90 Prozent, das reicht nicht?

„Genau, weil der Impfstoff nicht zu 100 Prozent wirkt. Wenn der Impfstoff jetzt zu 100 Prozent wirken würde, würden 90 Prozent ausreichen. Das ist ja ganz klar. Aber wir wissen zum Beispiel, dass nach zweimal Impfen, also komplette Impfung, hat der Impfstoff bei Omikron-Variante doch nur eine Wirkung hat von etwa 35 Prozent. Das heißt, wenn ich nur 35 Prozent Wirkung habe beim Impfstoff, komme ich mit 90 Prozent nicht hin. Somit würde ich selbst dann wenn die Impfpflicht durchgesetzt wäre immer noch viele Infektionen haben. Das kann ich gar nicht verhindern, weil der Impfstoff nicht stark genug ist.“

Anmerkung: Wenn man nur 60 Prozent bei Delta und 35 Prozent Schutzwirkung bei Omikron hat, dann hilft auch eine 100 Prozent Impfquote nichts. Bei der Annahme einer 95 Prozentigen Schutzwirkung sollten 70 Prozent Impfquote ausreichen. Das sind bedingte Wahrscheinlichkeiten.

Selbst bei der völlig illusorischen Impfquote von 98 Prozent, wären mit der aktuellen Impfung nur 34 Prozent der Bevölkerung „geschützt“. Zwei Drittel der Bürger haben zwar die Risiken der Impfung auf sich genommen, würden aber trotzdem erkranken können und wären auch weiterhin für andere ansteckend. Das aktuelle Impfziel 80 Prozent würde schon bei Delta nur für 48 Prozent der Bevölkerung einen „Schutz“ bieten. Selbst wenn die von Lauterbach später phantasierte Wirksamkeit sich auf 75 Prozent steigern würde, wären nur 6 von 10 Menschen „geschützt, 4 von 10 Geimpften dürften weiterhin zittern. Einen annähernden Herdenschutz erreicht man nur bei Kombinationen von 90 Prozent Schutzwirkung des Impfstoffs und einer Impfquote von über 80 Prozent  oder einer Schutzwirkung von 80 Prozent und einem Impfzwang für alle. Für alle bedeutet hier wirklich alle, also inklusive kleiner Kinder und Säuglinge.

Frage: Das klingt so, als würde es nicht helfen?

„Der wichtige Satz ist, weshalb es unbedingt hilft und unbedingt notwendig ist, wäre der nächste Satz gewesen. Ich habe in einer solchen Situation keine Sterbefälle mehr, oder so gut wie keine Sterbefälle mehr. Also was wir versuchen zu erreichen ist die … also durch das Infektionsschutzgesetz und die Booster-Impfungen die Delta-Welle zu brechen, runter zu fahren, dann so viele Booster-Impfungen wie geht mit dem alten Impfstoff, um uns vor der Omikron-Variante zu schützen. Und dann mit neuen Impfstoffen neue Wellen komplett wegzudrücken.“

Anmerkung: Das mit dem Wegdrücken einer neuen Welle hat jetzt im Herbst auch nicht funktioniert. Im Sommer waren die Inzidenzen niedrig, die Impfquote bei annähernd 70 Prozent, trotzdem schossen die Inzidenzen in bisher nie gekannte Dimensionen. Was die Politik dann getan hat, war de n Eindruck zu erwecken, es gäbe eine „Pandemie der Ungeimpften“. Dafür wurden sogar Zahlen gefälscht und jeder Arzt und jede Pflegekraft angewiesen, von einer 90 Prozentquote der Ungeimpften zu reden, selbst wenn die Zahl der Intensivbetten vor Ort gar nicht durch zehn zu teilen war.  Das ist ja mathematisch die Bedingung für eine runde Quote von 90 oder 80 Prozent. Viele Intensivstationen haben aber 8, 12 oder 16 Betten. Die von jedem Gefragten immer wieder genannten 90 Prozent entspringen einer politischen Vorgabe und in den seltensten Fällen der Realität.

In Anbetracht der kaum noch zu verhindernden Omikron-Dominanz erübrigen sich alle Bestrebungen, die Delta-Welle zu brechen. Zunächst klingt diese ohnehin schon ab, und weil Omikron die Delta-Variante komplett verdrängen wird – wie zuvor Delta schon Alpha innerhalb weniger Wochen verdrängt hat – sollte das Brechen der Delta-Welle schon jetzt kein Ziel einer weitsichtigen Corona-Politik sein. Aber damit ist Karl Lauterbach ohnehin überfordert.

Frage: Aber dann müssten doch alle Länder eine Impfpflicht beschließen?

„Ich bin sicher, dass viele andere Länder die Impfplicht, also sagen wir mal, erwägen. Es gibt natürlich, zum Beispiel haben wir gerade eine explosionsartige Verbreitung der Omikron-Welle in also – in England. …
Die Bürger haben ja auch ein Recht zu fragen, was ist denn hier eigentlich die Strategie. Wir haben in der Vergangenheit immer über Mittel gesprochen und zu wenig über Strategie. Das ist uns ja auch vorgeworfen worden. … Die Strategie muss die sein, die Deltawelle runter zu bringen durch das Infektionsschutzgesetz und Booster-Impfungen. Durch die Booster-Impfungen so gut es geht eine Omikron-Welle verhindern, da wirkt die Impfung, die wir jetzt haben gut, und dann durch neue Impfstoffe neue Wellen verhindern. So dass wir endlich mal aus diesen immer wieder neuen Welle herauskommen. Das wäre das Ziel.“

Frage: Gibt es jetzt eine Rechtfertigung für eine allgemeine Impfpflicht?

„Weil wir mit der Omikron-Variante wahrscheinlich drei Impfungen benötigen. Das ist der Wissensstand jetzt. Und weil somit eine Gruppe von Menschen haben, die jetzt noch gar nicht geimpft sind, die ich nicht also, äh, dreimal geimpft sehe, ohne dass wir die Impfpflicht einführen. …

Selbst bei den Impfstoffen, die gar nicht auf Omikron ausgerichtet sind: Dreimal geimpft ist der Schutz, nach den Studien, die wir bisher haben, 75 Prozent. Das ist sehr nennenswert. Und die 25 Prozent, die sich infizieren trotz Impfung, werden in der Regel nicht schwer krank. Somit ist die Booster-Impfung unfassbar wertvoll, weil wir damit sowohl die Delta-Welle beenden können, wie auch die Omikron-Welle abwenden können. …. Das wird für mich der Schwerpunkt sein, diese Wellen runter zu rücken, weil dann kommen wir mal vor die nächste Welle. Und das würde ich mir mal so sehr wünschen.“

Anmerkung: Kurz zuvor lag die Schutzwirkung der aktuellen Impfstoffe gegen Omikron noch bei 35 Prozent. Erst Studien belegen vielleicht 39 Prozent. Die jetzt genannten 75 Prozent sind reines Wunschdenken, damit nicht sofort auffällt, dass der nette Krankheitsminister überhaupt kein brauchbares Konzept zur Bekämpfung der Pandemie hat. Sein Wunsch wäre es ja, einmal vor eine Welle zu kommen und nicht erst agieren, wenn die Welle schon den Höhepunkt erreicht hat. Leider war man den gesamten Sommer über vor dieser vierten Welle. Hat es etwas gebracht? Die Impfung schon mal nicht. Pünktlich mit der Winterzeit gingen die Infektionszahlen in die Höhe trotz annähernd 70 Prozent Impfquote.

„Wir können damit rechnen, dass ab April wahrscheinlich Mai die neuen Impfstoffe da sind, die Anti-Omikron-Impfstoffe, wenn wir bis dahin die Delta-Welle durchbrochen haben, und haben mit der Booster-Welle die Omikron-Welle noch vor uns geschützt, dann kommen wir ganz gut durch.“

Frage: Dann werden wir zum vierten Mal geimpft?

Das habe ich in der Zeitung gelesen, dass der Hausärzteverband das glaubt. Das weiß zum jetzigen Zeitpunkt niemand. Es gibt keine einzige Studie weltweit, die also einen Anhaltspunkt dafür gäbe, ob man im Herbst eine vierte Impfung benötigt. … Was wir aber wissen, und das ist ja eine gute Nachricht, es hätte anders ausgehen können, im Labor experimental sah es viel schlechter aus.

Anmerkung: Was ist daran gut, wenn man Anfang Dezember seine dritte Spritze bekommen hat, diese aber nur 10 bis maximal 12 Wochen einen  mäßigen und danach praktisch keinen Impfschutz bietet? Dann ist man im März wieder dran mit dem Boostern und bekommt dann immer noch keinen Impfstoff, der an Omikron angepasst wurde. Was schwafelt der Lauterbach von einer vierten Impfung im Herbst? Die vierte Spritze muss im März 2022 gesetzt werden, insbesondere bei älteren Personen, weil deren Krankheitsverlauf sonst sehr schwer ausfallen wird. Das hat er ja schon in einer älteren Talk-Show bestätigt. Wenn die Anpassung des Impfstoffes erst im Mai 2022 fertig ist, gibt es eine Impfung mit besserer Schutzwirkung somit für die meisten Deutschen erst mit der fünften Spritze.  Im Herbst 2022 reden wir dann über die sechste Spritze und zum Jahreswechsel folgt dann Nummer 7. Eine großartige Pandemie-Strategie – zumindest für BionTech, Pfizer und Moderna.