November 28, 2024

Das Gegenteil ist richtig

Es hieß ja immer bei 70 bis 80 Prozent Impfquote hätten wir den Zustand der Herdenimmunität erreicht. Das war im Jahre 2020 noch die Durchhalteparole. Am Anfang der Pandemie gab es ja schon unter den Medizinern Stimmen, die forderten, dass sich doch am Besten alle anstecken sollten, denn dann hätten wir diese Herdenimmunität. Inzwischen wird dieser Ausdruck über Gebühr strapaziert und völlig falsche Schlussfolgerungen gezogen. Zumeist ist sogar das Gegenteil richtig. Hier der Versuch, den Sachverhalt gerade zu rücken.

Laut Wikipedia definiert sich Herdenimmunität so:
Herdenschutz, auch Herdeneffekt genannt, bezeichnet in der Epidemiologie im engeren Sinn den Effekt, dass ein bestimmter Anteil immuner Individuen innerhalb einer Population (entstanden durch Impfung oder durchgemachte Infektionen) auch nichtimmunen Individuen einen relativen Schutz vor einer ansteckenden Krankheit bietet. Der Anteil der Individuen mit Immunität in einer bestimmten Population (der „Herde“) wird auch als Herdenimmunität bezeichnet.

Wenn also Karl Lauterbach oder andere „Fachleute“ in den Medien von Herdenimmunität sprechen, meinen sie also den Herdenschutz, der bei einer Herdenimmunität von 70 bis 80 Prozent eintritt. Dieser Wert hat sich allerdings inzwischen auf 85 bis 90 Prozent hochgeschaukelt, weil die Impfquote in Deutschland nicht hoch genug ist. Zwischen beidem gibt es aber keinerlei Zusammenhang. Der Herdenschutz ist die Summe aus der Immunität durch Impfung und die Immunität durch erfolgte Ansteckung. Warum sollte sich jetzt, wenn die Immunität bei einem der beiden Faktoren geringer ist, die kritische Grenze, ab wann man von einem Herdenschutz sprechen kann, insgesamt erhöhen? Das ist unlogisch, man versucht aber hieraus ein Argument zu konstruieren, um Impfunwillige doch noch zur Impfung zu bewegen.

Es geht aber auch noch unlogischer. Für Talk-Show-Dauergast Karl Lauterbach ist aufgrund der deutlich höheren Ansteckungsgefahr durch die Delta-Variante eine Herdenimmunität gar nicht mehr zu erreichen. Wie soll denn das zu verstehen sein? Herdenimmunität heißt doch, dass die Addition aus Impfungen und Infektionen zu einem so hohen Prozentsatz führen, dass dadurch die Wahrscheinlichkeit einer Infektion für die wenigen Ungeimpften, die noch nicht angesteckt wurden, minimiert wird. Je ansteckender Delta ist, umso eher erreichen wir doch eine Herdenimmunität.

Das überfordert aber offensichtlich das logische Verständnis eines Karl Lauterbach. Warum lädt man einen überforderten und offensichtlich ausgebrannten Politiker jede Wochen aufs Neue in Talk Shows ein? Wahrscheinlich will sich kein anderer Politiker, der noch reelle Aussichten auf ein politisches Amt hat, bei der Verbreitung von Angst und Panik die Hände schmutzig machen.

Es steht außer Frage, dass es eine Zumutung ist, den Ausführungen eines Karl Lauterbach zu folgen. Man kann aber jeden nur ermutigen, das zu tun, denn es gibt immer etwas zu lachen, wenn man den ewig zerstreuten, auf das stammeln von Satzfetzen reduzierten Politikgreis einmal genauer auf seine Inhalte überprüft. Hier zunächst der spannende Ausschnitt aus der Sendung Maischberger – die Woche, vom  12.08.2021:

„Die Inzidenz ist nach wie vor der wichtigste Wert, weil ich an der Inzidenz ablesen kann, wie viele Menschen in kürze krank sein werden“

„Die Delta-Variante ist so ansteckend, das wir realistischer Weise gar keine Herdenimmunität jemals noch erreichen können. …. Das ist also so, dass wir mit der Stärke der Impfstoffe die wir haben, also Biontech und Moderna, unsere besten Impfstoffe, nicht die Qualität der Impfstoffe haben, die ausreicht, um bei den hohen R-Wert es zu erreichen, dass wir jemals Herdenimmunität haben.“ Karl Lauterbach gibt damit kein gutes Werturteil für die auf dem Markt befindlichen Impfstoffe ab. Den Vorständen von Pfizer, Biontech und Moderna bleibt gerade das Abendessen im Halse stecken.

Auf die Inzidenz in seinem Wahlkreis angesprochen, erklärt er, dass für Leverkusen natürlich sehr schlechte Nachrichten sind.

„Weil man muss ja mitdenken, also diese Inzidenz von etwas mehr als 50, 57, die bezieht sich ja nur auf diejenigen, also die 45 Prozent, die noch nicht geimpft sind.“ In diesem Moment tut Lauterbach so, als würden sich Geimpfte gar nicht mehr anstecken können, was ja leider nicht stimmt.

„Das heißt, wenn ich jetzt denke, wie hoch ist deren Inzidenz eigentlich, dann ist die mehr als doppelt so hoch, die liegt dann schon bei 110. Das wird dann weiter steigen. Sie kommen dann zu sehr hohen Inzidenzen.“

Hier kurz einmal eingeworfen, die Definition von Inzidenzwert laut Wikipedia:
In der Epidemiologie und medizinischen Statistik bezeichnet Inzidenz die relative Häufigkeit von Ereignissen – insbesondere von neu auftretenden Krankheitsfällen – in einer Population oder Personengruppe innerhalb einer bestimmten Zeitspanne.
Die Inzidenz einer Krankheit in einer Bevölkerung wird im einfachsten Fall ausgewiesen als die Zahl der Neuerkrankungen, die in einem Jahr pro 100.000 Menschen auftreten. Sie ist neben der Prävalenz – dem Anteil der Kranken in einer Bevölkerung – ein Maß für die Morbidität in einer Bevölkerung.
Außerhalb klinischer Studien können meist nur Inzidenzfälle gezählt werden. Da diese natürlich von der Populationsgröße abhängen, ergibt es Sinn, sie auf die Populationsgröße zu beziehen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass innerhalb des betrachteten Untersuchungszeitraums in der betrachteten Bevölkerung Ab- und Zuwanderung, Sterbefälle und Geburten auftreten. Teilt man die Anzahl der Inzidenzfälle durch die mittlere Populationsgröße im Beobachtungszeitraum, ergibt sich die Inzidenzrate. Diese wird oft pro 1.000 oder 100.000 Personen angegeben.

 

 

Lauterbach schlussfolgert jedenfalls, dass die Inzidenz der Ungeimpften bei einer Impfquote von über 50 Prozent ja dann auch mehr als doppelt so hoch sein muss, also wenigsten bei 110 liegen muss. Eine leicht irrsinnige These, denn bei der Ermittlung der Inzidenz wird gar nicht geschaut, aus welcher Gruppe von Menschen diese positiven Testergebnisse kommen. Das ist ja die Crux an de Geschichte. Man könnte bekomm zusätzliche Daten erheben, aber es wird nichts getan. So weiß man eben nicht, welcher Beruf oder welche Lebenssituation eine Infektion wahrscheinlicher macht. Lauterbach unterstellt an dieser Stelle, dass unter den positiv getesteten ausschließlich Ungeimpfte sind. Dann könnte man das mit der Zahl der Ungeimpften ins Verhältnis setzen und käme zu einem höheren Inzidenzwert. Diese Unterstellung ist aber falsch, wie die Meldungen über sog. Impfdurchbrüche belegen. Ein seriöser Politiker sollte daher besser die Kirche im Dorf lassen und die Inzidenz auf die Gesamtzahl der Bürger in Deutschland beziehen. 

Auf sein persönliches Infektionsrisiko in Leverkusen befragt, antwortet der zweifach geimpfte Lauterbach: „Der Impfschutz geht über die Strecke noch weiter zurück, ich glaube so wie in zwei oder drei Monaten hätte ich noch einen Impfschutz von ungefähr also 85 Prozent gegen die Infektion. … Die Delta-Variante ist so aggressiv, wenn man sich das vorstellt, also die Alpha-Variante war ja auch schon ansteckend,  …. aber im Vergleich zur Alpha-Variante atmet ein Infizierter 1.000mal so viel Virus aus. Vor ein paar Monaten hätte das niemand für möglich gehalten, dass es solche Sprünge gibt. …. Übersetzt heißt das, … in eineinhalb Jahren wird es  nur noch zwei Gruppen von Menschen geben: Geimpfte und hoffentlich Genesene, aber auf jeden Fall Infizierte.“

Karl Lauterbach bestätigt aber auf Nachfrage auch, dass er genauso „ansteckend als wenn ich nicht geimpft wäre … das sind neue Fakten, das müssen wir politisch besser rüber bringen.  Derjenige, der geimpft ist und sich angesteckt hat, der ist leider so ansteckend wie der Ungeimpfte, der sich angesteckt hat. Ich habe nur ein viel geringeres Risiko, dass ich mich anstecke, aber wenn ich angesteckt bin, dann wären sie hier schon im Risiko.“

Zum Vergleich: In den USA auf Cape Cod waren drei von vier Infizierten doppelt geimpft. Das spricht nicht für ein geringeres Ansteckungsrisiko, denn auch in den USA ist die Impfquote mit der in Deutschland vergleichbar. Diese Fakten und auch die Erfahrungen aus Israel scheint der Lauterbach aber zu ignorieren, denn das Infektionsrisiko eines Geimpften hält er jetzt wieder für minimal.

„Von dem, was wir jetzt wissen, werden die Ungeimpften sich in den nächsten eineinhalb Jahren einschließlich unserer Kinder alle anstecken.“ Ein Aufatmen in der Pharmabranche, er hat die Kurve mit den Kindern noch bekommen. Allerdings darf man schon fragen, wie das mit der vollständigen Infektion klappen soll. Die tausendfach höhere Virenlast bei Delta spielt dabei nämlich keine Rolle.

In der Frankfurter Rundschau heißt es dazu: „Menschen, die sich mit der Delta-Variante infizieren, sind sehr ansteckend. Das wissen wir bereits. Neu ist: Das gilt offenbar unabhängig von ihrem Impfstatus. Ergebnisse von Untersuchungen haben gezeigt: Die Viruslast bei Geimpften, die sich dennoch mit der Delta-Variante anstecken, ist genauso hoch wie bei ungeimpften Delta-Infizierten. Das würde die steigende Zahl der Erkrankten erklären. “ (Quelle: Frankfurter Rundschau vom 16.08.2021)

In den letzten acht Monaten haben sich 4,5 Prozent der Menschen in Deutschland vermeintlich infiziert. Vermeintlich? Wie sich zeigt, ist es in diesen Zeiten besser, jede veröffentlichte Zahl des RKI zu hinterfragen.

Es verdichten sich nämlich die Hinweise, dass womöglich mehr Menschen gegen Corona geimpft sind als offiziell vom RKI gemeldet wurde. Eine neue Umfrage zu den Corona-Impfungen in Deutschland zeigt nach Informationen des „Spiegel“ deutliche Differenzen zu den offiziellen Zahlen. In einer repräsentativen Befragung von Infratest dimap sagten bereits am 13. Juli circa 75 Prozent der 18- bis 59-Jährigen, sie hätten ihre erste Spritze erhalten. Dieser Wert lag gut 16 Prozentpunkte höher als der damalige Wert der offiziellen RKI-Statistik. Das RKI hatte am 11. August selbst von einer Differenz zwischen offiziellen Meldezahlen und Umfrageangaben bei der Impfquote der unter 60-Jährigen berichtet und veröffentlichte dabei eine Umfrage, in der sogar 79 Prozent der 18- bis 59-Jährigen angaben, erstgeimpft zu sein. (Quelle: tagesschau.de vom 14.08.2021)

Wenn aber die Impfquote bis zum Herbst die 70-Prozent-Marke erreicht, Geimpfte deutlich seltener angesteckt werden und daher auch weniger selber anstecken, wie sollen sich dann die verbliebenen ungeimpften 30 Prozent der Bevölkerung selber anstecken? Ein Ungeimpfter wird weiterhin Atemmaske tragen und sich vorsichtig verhalten. Das Infektionsrisiko schrumpft dann auf weniger als 0,1 Prozent an öffentlichen Orten. Da kann die Virenlast bei Delta so hoch sein, wie sie will. Schon das so ansteckende Alpha gibt es inzwischen kaum noch. In eineinhalb Jahren wird es auch Delta nicht mehr geben. Was lässt einen Herrn Lauterbach so sichern sein, dass jede Mutation immer schlimmer und ansteckender wird?

Fakt ist vielmehr, dass laut britischer Zahlen die Delta-Variante deutlich weniger tödlich als Alpha ist. Die folgende Tabelle zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, als Infizierter an Alpha zu sterben, bei Alpha den Wert von 1,1 Prozent einnimmt. Bei Delta liegt die Wahrscheinlichkeit bei 0,1 Prozent. Darum wird in den Medien ja auch immer nur gemutmaßt, dass Delta nicht nur viel ansteckender, sondern auch viel gefährlicher ist. Für eine größere Gefährlichkeit gibt es aber keine Belege.

Quelle: https://assets.publishing.service.gov.uk/government/…/Variants_of_Concern_VOC_Technical_Briefing_16.pdf

Im Gegenteil. Seit Anfang Juli steigen die Inzidenzwerte wieder für Deutschland, wie auch in anderen Ländern. Das ist sehr wahrscheinlich ein Beleg für die höhere Ansteckungskraft der Delta-Variante, ganz sicher aber ein Beleg dafür, dass sehr viele Geimpfte auch aufgrund der Impfversprechungen deutlich unvorsichtiger geworden sind.

Auf der anderen Seite sinkt die Sterblichkeit durch Covid-19. Während bei der Inzidenz die letzten 7-Tage herangezogen werden, finden bei diesem Vergleich die Fallzahlen der letzten 14 Tage Anwendung, denn im Schnitt liegt die Verweildauer auf Intensivstationen eher bei 14, denn bei 7 Tagen. Durch den längeren Betrachtungszeitraum erhöht sich auch der Wert der Sterblichkeit. Bezogen auf die letzten 7 Tage lag die Sterblichkeit nur bei 0,28 Prozent, durch den doppelten Zeitraum erhöht sich der Wert auf 0,41 Prozent für den 16. August 2021. Ende Juni war die Sterblichkeit am höchsten, was mit den hohen Temperaturen im Juni zusammenhängen könnte. Zum Vergleich: In den USA wurde die Sterblichkeit durch Influenza in der Wintersaison 2018/19 mit 0,096 Prozent über alle Altersgruppen angegeben. Bei den über 65-Jährigen lag die Sterblichkeit bei 0,83 Prozent (Quelle: Wikipedia). Aktuell werden mehr jüngere Menschen angesteckt, die weniger schwer erkranken und nur in seltenen Ausnahmefällen versterben. Ältere infizieren sich seltener und die gesundheitlich stark gefährdeten hat es mittlerweile längst dahin gerafft. Traurig, aber wahr.

Die Grafik zeigt daher zweierlei: Delta ist ansteckender, aber nicht gefährlicher. (Datenquelle: RKI)

Übrigens: Das RKI veröffentlich zum Thema Sterblichkeit nur einen Wert für die gesamte Zeit der Pandemie. Dieser Wert hat sich auf stabile 2,4 Prozent eingependelt. Die Aussagekraft ist gleich Null, aber 0,41 Prozent sind offensichtlich zu wenig, um Panik zu verbreiten.

Zurück zu den Wirrungen des Herrn Lauterbach

Auf eine Impfpflicht angesprochen, meint Lauterbach, dass sich eine Impfpflicht nur begründen lässt, „wenn es überragende Gründe gibt“. Dies sei aktuell nicht der Fall. „So lange ein Ungeimpfter bereit ist, sich ständig testen zu lassen, wenn er andere sonst gefährdet, kann ich ihm das Recht nicht nehmen.“

Schließlich wird Lauterbach von der Maischberger noch auf widersprüchliche Aussagen aufmerksam gemacht. „Der Schnelltest entdeckt die Delta-Variante sehr zuverlässig.“ Das war auch die Grundlage für den Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz. Einen Tag vorher hat der SPD-Mann bei n-tv noch gesagt, der PCR-Test ist besser als der Schnelltest bei solchen großen Veranstaltungen. „Was ist denn da in der Nacht passiert?“ Berechtigte Frage. Darauf Lauterbach: „Man liest ja ständig Studien. Die Studien sind ja zum Teil im Widerspruch.“ „Aber dann dürfen Sie doch nicht einfach an einem Tag die eine Studie …“ unterbricht ihn die Maischberger. „Wenn die Wissenschaft im Fluss ist, dann muss man, wir Wissenschaftler müssen den jeweiligen Stand der Wissenschaft beschreiben. … Es gibt nicht viele Dinge, wo ich mich so dramatisch korrigieren musste. Und es ist auch immer noch ganz so falsch, weil natürlich ist der PCR-Test noch genauer als der Antigentest. Aber die Frage ist doch die, ob wir für diese großen Veranstaltungen oder die Restaurants usw. … ob wir den PCR-Test benötigen oder ob wir das mit einem Antigentest schaffen. Und da sind die neueren Studien sehr eindeutig, die haben gezeigt, dass also tatsächlich der Antigentest, äh, tatsächlich die Delta-Variante sehr früh erkennt und auch sehr zuverlässig erkennt.“

„Dann müsste man doch eigentlich die Teststrategie, die permanent testet, auch übrigens die schon Geimpften, doch beibehalten? …. Aber das läuft aus. Und am Ende sollen dann ab Oktober dann die Menschen, die nicht geimpft sind, dafür zahlen. Das mach doch dann gar keinen Sinn?!“

„Zunächst ist es ja eher umgekehrt. Die Teststrategie macht dort Sinn, wo das Risiko, dass jemand, der an Delta erkrankt ist oder infiziert ist, hoch ist bei den Ungeimpften, …. die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich [als Geimpfter] infiziere ist doch soviel geringer und weil die Wahrscheinlichkeit so viel geringer ist, kann ich doch nicht die Geimpften testen, um da hier und da, sporadisch einen Infizierten zu finden, ich muss schon schauen, wo das Volumen ist.“

Toll! Ein Teststrategie also wie bei einer Geschwindigkeitskontrolle in der Autobahnbaustelle. Da wo man viele erwischen kann, wird kontrolliert, da, wo es wie vor Schulen oder Altenheimen Sinn machen könnte, ist das Volumen zu gering und darum macht man das nicht.  Bei Politik der Marke Lauterbach geht es jedenfalls nicht um das Wohl der Bürger.

„Das Volumen ist bei den Ungeimpften. Und bei den Ungeimpften gab es zwei sagen wir mal Thesen, die sich gegenüber standen, und zwar ob man sagen wir mal für kleinere Räume den Antigentest oder für größere Räume … sogar den teuren PCR1 testen muss. Oder für größere Räume auch der Antigentest reicht.“

Maischberger mahnt Lauterbach dann, dass er so etwas wie die Stimme der Pandemie sei und viele Menschen auf ihn hören. Daher sei es fatal, wenn er sich korrigieren muss. Daraufhin sprach sie ihn auf eine Aussage an, die er bei Maybritt Illner gemacht hat. Dort behauptete er, dass das Durchschnittsalter der Corona-Patienten auf Intensivstationen bei 47 Jahren lag, was überhaupt nicht stimmte.  „Wie oft, Herr Lauterbach, passiert Ihnen das?“

„Statistisch gesehen, nicht allzu oft. … Selten würde ich sagen. Das habe ich dann auch dargestellt.“ „Komisch“ erwidert die Maischberger und die Kamera schwenkt zu lachenden anderen Talk-Gästen der Sendung.

„Es gab damals keine Statistik zum Durchschnittsalter.“ Kaum zu glauben. Er beruft sich dann auf eine angebliche Aussage eines Mitarbeiters des Devi-Registers, der ihm 48 Jahre nannte. Wenn es der Panikmache dient,  senkt man die Zahl des Flurfunks und verkauft diese einem Millionenpublikum als Ergebnis einer seriösen Studie. Auf diesem Niveau agiert der Lauterbach.

„Aber muss man dann nicht, bevor man etwas nicht genau weiß, erstmal gar nichts sagen?“ Eine berechtigte Frage der Maischberger. „Es stellte sich dann ja heraus, dass es höher war, aber es war schon deutlich gesunken und es wird mit der Delta-Variante noch einmal sinken. Tatsächlich, also, äh,  wenn es jetzt, sagen wir mal, ein Unterschied von 10 Jahren gegeben hätte, wäre es so dramatisch gewesen, ob beispielsweise jetzt 60-jährige sterben oder 48-jährige?“ „Ich glaube es macht einen Unterschied, tatsächlich, … weil jeder, der 47 ist, sich gemeint fühlt und Angst bekommt, offensichtlich aber keine Angst bekommen muss.“

Unter anderem der Bayrische Rundfunk hat  einen Faktencheck vorgenommen. Danach lag das Durchschnittsalter der Intensivpatienten zum Zeitpunkt der Lauterbach-Behauptung bei 68 Jahren, also damit um 21 Jahre höher. Auch bei seinen stotternden  Rechtfertigungsversuchen liegt er noch 10 Jahre unter der Realität. Zu behaupten, das Durchschnittsalter läge 21 Jahre niedriger als die Realität, ist absolut verabscheuungswürdig, billige Panikmache. Allein wenn man sich die Todesfälle genauer anschaut, kann an der These nichts stimmen. Das Durchschnittsalter der bisher verstorbenen knapp 92.000 Opfer liegt bei circa 81 Jahren (Berechnung mit den Zahlen von statista.de).

Schon im März wurde von der Politik auf Pressekonferenzen behauptet, dass das Alter der Intensivpatienten geringer wird. Karl Lauterbach verhält sich somit strategiekonform. „Doch stimmt das überhaupt und was ist der Beleg dafür?“ fragte man sich auf tagesschau.de am 25. März 2021. Das RKI jedenfalls antwortete auf Nachfrage, dass Daten zum Alter der Patienten auf Intensivstationen „uns nur sporadisch bekannt werden“. Nur aus einzelnen Krankenhäuser habe man entsprechende Daten. Das soll doch wohl ein Scherz sein?! Natürlich weiß man in jedem Krankenhaus, wie alt die Patienten sind. Das RKI hat nur bis dahin ganz bewusst diese Daten nicht mit einbezogen, weil man dann auf Pressekonferenzen nicht den eigenen Daten widersprechen muss. Wer nichts dokumentiert, kann willkürlich jede passende Zahl in die Welt hinaus posaunen, so wie es der Lauterbach Woche für Woche ebenfalls macht.

„Ein Prozent aller Kinder erkranken so schwer an Covid, dass sie im Krankenhaus landen. Das ist etwas, dass Sie auch gesagt haben. Wo sie danach auch gesagt haben, nee, da habe ich eine schottische Studie gesehen und danach kam noch einmal ne Verbesserung. Aber bis Sie das klarstellen, denk ich doch als Mutter, oh Gott 1 Prozent erkrankt schwer an Covid“ ist dann die nächste kritische Erinnerung der Maischberger an das Fake-News-Treiben des Karl Lauterbach. Der erwidert: „Ich kommentiere und ordne ein Studien, die ich für relevant halte. … Wenn eine Studie also, entweder nicht haltbar ist oder die Datenlage wird besser, man hat neue Daten in dem Sinne, dann ändere ich das sehr schnell und mache das auch kenntlich.“ Dann führt er aber weiter aus, dass er dann die Studie auswählt, die den Sachverhalt am Besten erklärt, nicht unbedingt die Studie mit den plausibelsten Ergebnissen oder mit der größten Datenmenge und damit höchsten Wahrscheinlichkeit.

Maischberger resümiert, dass nichts von den Aussagen des Herrn Lauterbach in Stein gemeißelt ist, sondern einem permanenten Wandel unterliegt. Das ist noch eher untertrieben. Während Konrad Adenauer bekannt für den Ausdruck war „Was interessiert mich heute mein Geschwätz von gestern“, musste man bei Kanzler Gerhard Schröder von Pressekonferenz zu Pressekonferenz schauen, welche Meinung er dann dort vertritt, denn diese unterlag einem stündlichen Wandel.

Wenn Karl Lauterbach zu Corona-Themen befragt wird, widerspricht er seinen eigenen Aussagen oft schon innerhalb weniger Minuten. Die meisten „Fakten“ haben eine geringe bis minimale Halbwertzeit. Inzwischen wird die Gruppe der Menschen, die den Lauterbach für den dümmsten Schwätzer der Fernsehgeschichte halten, immer größer. Kein Wunder.