April 24, 2024

Das miese Spiel von Buchbinder & Co.

Autovermieter finanzieren sich über Versicherungsbetrug – zumindest die unseriösen Billiganbieter. Das ist zwar hinlänglich allen Beteiligten bekannt, aber niemanden juckt es. Am Ende finanzieren alle Autofahrer über ihre gestiegenen Versicherungsprämien, die günstigen Angebote für Mietwagen. Also auch solche Autofahrer, die noch nie einen Mietwagen gebucht haben.

Der Wettbewerb ist hart und am Ende zählt vor allem der Preis. Inzwischen tummeln sich etliche Mietwagen-Buchungsportale und stark diversifizierte Vergleichsportale, und durchsuchen das Internet nach den günstigsten Angeboten. Um die Wagenflotte besser auszulasten und dabei selber möglichst wenig für die Kundenakquise ausgeben zu müssen, ist es für Mietwagenfirmen sinnvoll, mit Zwischenhändlern zusammenzuarbeiten. Diese bekommen von den Mietwagenfirmen besonders günstige Konditionen für die Fahrzeuge. Erreicht wird das in der Regel über schlechte oder ungenügende Versicherungspaketen. Und darum schnüren einige Zwischenhändler eigene Pakete mit eigenen Versicherungsleistungen jenseits des eigentlichen Autovermieters.

Der Autovermieter sieht nur seine Leistungen und versucht dann mit allerlei verkäuferischen Tricks dem überforderten Kunden etliche Zusatzversicherungen anzudrehen, die der gar nicht braucht. Das ist regelmäßig nervig und kann schnell richtig teuer werden. Soweit, so gut. Das ist das normale Spiel und durch den Wettbewerb hat hier der Verbraucher gewonnen. Der harte Kampf im Internet hat die Preise kräftig purzeln lassen.

Unseriöse Autovermieter haben in diesem System einen Weg gefunden, wie man die Preise noch weiter unterbieten kann, um in den Trefferlisten der Vergleichsportale weiter oben zu landen. Der ahnungslose Reisende, kann die Leistungen nur sehr schwer vergleichen und rechnet sehr wahrscheinlich auch nicht mit der kriminellen Energie des Autovermieters.

Diese Autovermieter schließen dafür einen Pakt mit den Firmen, die an den Flughäfen für alle Vermieter die Rückgabe der Fahrzeuge organisieren. Für Buchbinder werden dann von diesen Mitarbeitern Farbspuren und Lackkratzer an den Fahrzeugen produziert. Wenn der Kunde es nicht merkt sofort an Ort und Stelle, also zum Beispiel hinten rechts am Fagrzeug, während der Kunde nach im uto sitzt und seine Sachen zusammenräumt. Wenn das nicht geht, oder weil man mit einem zweiten Schaden auf Nummer Sicher gehen will, entdeckt man unter Umständen auch noch gerne Tage später, bei einer angeblichen Nachkontrolle einen weiteren Schaden.

In der Regel hat man den Wagen schon mit etlichen Beulen bekommen, was ja auch auf einem Bogen einzuzeichnen ist. Das ist daher auch der Beleg dafür, dass solche kleinen Schäden nie repariert werden. Wenn dann aber so ein vermeintlicher Schaden registriert wurde,  wird sofort ein Kostenvoranschlag eingeholt. In dem lausigen Versicherungspaket von Buchbinder, sind solche Schäden natürlich nicht abgedeckt. Zum Glück greift dann die Zusatzversicherung des Zwischenhändlers. Als Mieter entsteht somit kein finanzieller Schaden. Aber natürlich ist die Schadensmeldung mit Aufwand verbunden. ein Aufwand, für den man unter Umständen nur einen um 5 Euro günstigeren Wagen erhalten hat.

Aber es gibt noch mehr, die daran verdienen. Während Buchbinder und die Charterline Fuhrpark Service GmbH aus Regensburg direkt an den fingierten Schäden in Form von Auftraggeber und Auftragnehmer verdienen, kommt auch noch der Sachverständige ins Spiel. Die Sachverständigen Zentrale für Unfallschaden Ermittlung GmbH aus Waldkraiburg nimmt zwar für so eine Bescheinigung nur EUR 26,00, aber man fertigt ja nur die Bescheinigung an. Den Schaden begutachten und unter Umständen hinterfragen wird man sicher nicht – schon gar nicht für den Preis. Der Ausdruck einer wertlosen Sachverständigen-Bescheinigung kostet aber höchsten EUR 6,00 für das Eintragen der Daten und das verwendete Papier nebst Druckertinte.

Waldkraiburg liegt übrigens etliche Kilometer von einem Flughafen entfernt. Man findet es auf halben Weg von München nach Braunau am Inn. Die Website der Firma macht deutlich, dass man in fast allen europäischen Ländern vertreten ist. Die Texte werden in verschiedenen Übersetzungen angeboten. Die Sprachen Ukrainisch, Russisch, Rumänisch und Mazedonisch zeigen dann aber schon, in welchen Ländern man besonders stark ist.

Ganz ehrlich: Hätte es nicht schon gereicht, Schäden künstlich zu produzieren? Was soll das jetzt noch mit den sinnlosen Gutachter-Rechnungen? Das ist nur noch eine weitere Gelddruckmaschine. Offenbar funktioniert diese Nummer europaweit. Aber schön, wenn in der EU sonst alles genau geregelt wird, solange solche fragwürdigen Geschäftsmethoden unbehelligt bleiben.

Als Kunde wird man nicht ernst genommen, ist eigentlich nur Mittel zum Zweck. In diesem perversen System interessiert es niemanden, dass man als Kunde beteuert, niemals einen Schaden produziert zu haben und ein solcher Schaden auch in dieser Form nicht möglich gewesen wäre.  In dem hier dokumentierten Fall waren es am Ende zwei rote Lackspuren an entgegengesetzten Stellen am Fahrzeug. Wie wahrscheinlich ist es, dass man zwei Kontakte mit Drittfahrzeugen gehabt hat, beide nie bemerkt und beide Fahrzeuge waren rot? Es gab nur eine Fahrt vom Flughafen zum Hotel mehrheitlich über die Autobahn. Schwierig, da solche Lackstreifen zu erhalten. Beim Hotel stand das Auto die ganze Zeit mit der Schnauze vor einem Busch. Wie soll da ein Fußgänger oder gar ein anderes Fahrzeug hinkommen? Wie schon erwähnt, das juckt niemanden.

In diesem Fall haben zwei Striche mit einem Lackstift für einen Schaden in Höhe von EUR 651,26 gesorgt. Das ist das sechsfache es Mietpreises, also ein mehr als einträgliches Geschäft. Nun kann man einen solchen Betrug nicht bei jedem Mietvorgang machen. Laut Auskunft der Schadensabteilung von Check24 erkennt man aber schon signifikante Unterschiede bezüglich der Schadenshäufigkeiten bei den einzelnen Anbietern. Eine Kombination von Buchbinder mit Autoeurope als Zwischenhändler hat dabei auffällig hohe Schadensquoten. Aber auch bei Check24 juckt das allerdings keinen. Man redet aber nicht gerne darüber.

Erstaunlicher Weise interessiert das auch nicht bei der Allianz-Versicherung, die diesen Schaden letztlich bezahlt haben. Auch die wurden über den Betrug informiert, geändert hat das nichts. Man kann aber gerne der Auffassung sein, dass hier mit Versicherungsbeiträgen sehr sorglos umgegangen wird.

Wer sich unnötigen bürokratischen Aufwand nach dem Urlaub ersparen möchte oder vielleicht einfach nur etwas gegen solch kriminelle Machenschaften hat, sollte Autovermieter wie Buchbinder meiden – insbesondere in Kombination mit Autoeurope. Laut Check24 sollte man über SunnyCars seinen Mietwagen buchen. Dort ist die Schadensquote sehr niedrig.

Schon vor Jahren gab es Probleme mit Buchbinder in Salzburg, weil auch dort Schäden aufgelistet wurden, die in der Mietzeit nicht entstanden sind. Wer also Buchbinder künftig meiden möchte, sollte daran decken, dass Interrent und Global Rent-a-Car der selbe Anbieter sind. Es steckt immer Buchbinder dahinter und daher die gleiche Praxis, über Schäden zu weiteren Einnahmen zu gelangen.

Dass es noch mehr Betroffene gibt zeigen etliche Foren-Seiten im Internet, wie zum Beispiel diese Seite: https://www.finanzfrage.net/g/frage/abzocke-bei-buchbinder-schadensfall