Die Internetadresse heise.de genießt einen sehr guten Ruf. Die Artikel sind hochwertig, ungeschönt und mit einem sehr geringen Fake-News-Anteil ausgestattet. Offenbar ist der eine oder andere Artikel zu dicht an der Wahrheit, was dann mitunter sehr schnell zu Reaktionen führt. Am 28. August 2021 wurde ein Artikel zu einem Medikament veröffentlicht, der in vielen Ländern weltweit erfolgreich als Behandlungsoption gegen Covid-19 eingesetzt wird, hierzulande aber in vielen Artikeln immer wieder als erfolglos oder gar gefährlich beschrieben wird.
Auf der folgenden Seite mit dem Titel „Ivermectin: 113 Studien, 73 mit Peer Review“ bekam man aber nur sehr kurz entsprechende Informationen. Schon zwei Tage später erfolgt für die URL eine Weiterschaltung zu dieser Seite:
In der Google-Suche findet sich der Beitrag aber noch:
Zum Glück befindet sich damit die alte gesperrte Seite noch im Cache von Google, was es ermöglicht, diese Seite wieder sichtbar zu machen.
Im Wesentlichen geht es um einen Link zu einer Datenbank mit nahezu allen verfügbaren Ivermectin-COVID-19-Studien. In der Summe sind dies 113 Studien, 73 mit Peer Review, 63 mit Ergebnissen zum Vergleich von Behandlungs- und Placebo-Kontrollgruppen.
Diese Studien liefern die wissenschaftliche Begründung für den Einsatz von Ivermectin bei der Behandlung von COVID-19, heißt es auf der gesperrten Seite. Weil auf der verlinkten Website auch nicht viel mehr steht außer den Ergebnissen der jeweiligen Studie mit einem Link zur Originalquelle, bietet diese Website allen Anschein nach, eine Quelle, sich über alle Studien einen schnellen Überblick zu verschaffen.
Im weiteren verlässt der gesperrte Heise-Beitrag aber die Form üblicher Presseartikel, sondern kommt eher wie ein politisches Statement daher:
„Wir betrachten Ivermectin als ein zentrales Medikament für die Prävention und Behandlung von COVID-19. Umfassende Informationen über Ivermectin finden Sie in unserem Review of the Emerging Evidence Supporting the Use of Ivermectin in the Prophylaxis and Treatment of COVID-19 und den darin enthaltenen Referenzen.
Wenn Sie Fragen zur Sicherheit dieses Arzneimittels haben, können Sie den Expertenbericht über mehr als 350 Artikel zum medizinischen Sicherheitsprofil von Ivermectin lesen, der von einem Toxikologen im Auftrag von Medincell erstellt wurde und in dem es heißt, dass „keine Sicherheitsbedenken zu erwarten sind, die die Gesundheitsbehörden davon abhalten würden, den Einsatz von Ivermectin gegen COVID-19 zu bewerten.“ Der Bericht ist unter www.medincell.com/ivermectin abrufbar.“
Erwähnt wird auch eine Studie, die am 6. Juli 2021 von Oxford University Press im Auftrag der Infectious Diseases Society of America veröffentlicht wurde. Unter dem Titel „Meta-analysis of Randomized Trials of Ivermectin to treat SARS-CoV-2 Infection“, erfährt etwas über die Auswertung weltweit durchgeführter Ivermectin-Anwendungen bei hospitalisierten Covid-19-Erkrankten. Nicht an allen berücksichtigten Orten gab es dabei große Erfolge, aber ein positiver Effekt war in den allermeisten Fällen signifikant. Eine Reduzierung der Krankenhaus-Aufenthaltsdauer von 6,9 auf 5,9 Tage ist zwar nur gering, kann aber in der Summe eines Krankenhauses bereits viele Menschenleben retten. Deutlicher ist da schon die Reduzierung von 17,9 auf 10,6 Tage im Irak. (Quelle: Oxford Academic)
Eine weitere aktuelle Veröffentlichung wird erwähnt: „Ivermectin for Prevention and Treatment of COVID-19 Infection: A Systematic Review, Meta-analysis, and Trial Sequential Analysis to Inform Clinical Guidelines“. Diese wurde am 17. Juni 2021 im American Journal of Therapeutics veröffentlicht. Diese Studie kommt zu dem Schluss, dass „Metaanalysen auf der Grundlage von 18 randomisierten kontrollierten Behandlungsstudien mit Ivermectin bei COVID-19 große, statistisch signifikante Verringerungen der Mortalität, der Zeit bis zur klinischen Erholung und der Zeit bis zur Virusclearance ergeben haben“. (Quelle: journals/lww.com)
Auch der israelische Wissenschaftler Prof. Eli Schwartz sieht in Ivermectin eine Möglichkeit, COVID-19 für weniger als 1 US-Dollar pro Tag zu behandeln. (Quelle: Jerusalem Post).
Übrigens: Ivermectin ist seit 1987 von der US-amerikanischen Food and Drug Administration zugelassen. Die Entdecker des Medikaments erhielten 2015 den Nobelpreis für Medizin für die Behandlung von Onchozerkose, einer Krankheit, die durch eine Infektion mit einem parasitären Fadenwurm verursacht wird.
Auf eine Stellungnahme von heise.de, wie es zu dem Beitrag und später zu dessen Sperrung kommen konnte, warten wir noch.