Die Delta-Variante von SARS-CoV-2 hat längst einen Anteil von über 80 Prozent der Neuinfektionen. Mit inzwischen wieder 2.500 neuen Fällen pro Tag bedeutet dies, dass 2.000 auf die Kappe der indischen Mutation gehen, auf der anderen Seite dass Alpha, die Variante, die den harten Lockdown mit Ausgangssperre zu vertreten hatte, kaum noch eine Rolle spielt.
Es zeigt sich jetzt aber auch das Problem, wenn man aus Mücken Elefanten macht, um die Bevölkerung zu einer Impfung zu bewegen, die bei vielen Menschen nachwievor Unbehagen produziert. Irgendwann glaubt man nicht mehr an echte Elefanten, selbst wenn diese vor der Tür stehen. Delta ist eventuell ein Elefant, den jetzt offensichtlich einige wie eine Mücke behandelt haben, was die Infektionszahlen wieder nach oben treibt.
„Alle Vorsicht in den Wind geschlagen“ haben feierlustige Amerikaner in Provincetown und ausgelassen in der Menge den 4. Juli gefeiert. Die Impfung wurde in den USA gleichgesetzt mit der Rückkehr zur Normalität. Eine Impfung ist aber kein Ganzkörperkondom, verhindert also die Infektion nicht. Der Körper ist nur nach der Impfung besser gewappnet, reagiert in der Regel mit einem leichten Krankheitsverlauf mit erkältungsähnlichen Symptomen.
Studie in Massachusetts: Hohe Viruslast bei infizierten Geimpften
Weil sich im US-Bundesstaat Massachusetts auch viele Geimpfte mit dem Coronavirus infiziert haben, kam es jetzt zu einer genaueren Studie durch die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Auf der US-Halbinsel Cape Cod wurden nach dem Nationalfeiertag am 4. Juli mehr als 900 Coronavirus-Fälle festgestellt. 469 Infektionen davon wurden genauer untersucht – mit überraschenden Erkenntnissen: Fast drei Viertel davon waren Menschen, die vollständig geimpft waren.
Wenn sich Geimpfte infiziert haben, übertragen sie das Virus danach offenbar im gleichen Maße wie Ungeimpfte. Denn vollständig Geimpfte können nahezu dieselbe Viruslast tragen wie Ungeimpfte.
Delta-Variante – so infektiös wie Windpocken
Das CDC empfiehlt daher die Rückkehr zur Maskenpflicht in Innenräumen – zumindest in den Regionen, in denen die Delta-Variante weit verbreitet ist, denn diese ist offenbar so infektiös wie Windpocken. Ein Infizierter steckt demnach durchschnittlich fünf bis neun Personen an – am Anfang der Pandemie seien es pro Infiziertem noch zwei bis maximal drei Menschen gewesen.
Quelle: tagesschau.de
Delta-Variante erzeugt 1.260-mal höhere Viruslast
Eine Preprint-Studie liefert Hinweise, warum sich die Delta-Variante von SARS-CoV-2 so schnell verbreitet. Die Inkubationszeit ist 50 Prozent kürzer und die Viruslast Infizierter 1.260-mal höher.
Chinesische Forschende haben 62 Probanden, die zu den ersten mit der Variante Infizierten auf dem chinesischen Festland gehörten. Sie wurden nach Kontakt mit dem Indexpatienten unter Quarantäne gestellt und anschließend kontinuierlich überwacht. Das Forscherteam testete die Viruslast der Studienteilnehmer jeden Tag während des Infektionsverlaufs, um festzustellen, wie sie sich im Laufe der Zeit verändert. Die Forscher verglichen dann die Infektionsmuster mit denen von 63 Probanden, die sich 2020 mit dem ursprünglichen SARS-CoV-2-Stamm infiziert hatten.
Ergebnisse: Die durchschnittliche Inkubationszeit betrug bei der Delta-Variante 4 Tage und war damit 50 Prozent kürzer als bei der Probandenstichprobe aus 2020 (6 Tage). Die Viruslast der Probanden war am ersten Tag mit einem positiven Testergebnis 1.260-mal höher.
Quelle: Zahnärztliche Mitteilungen zm-online-de
Vakzin von Johnson & Johnson zeigt geringere Wirkung gegen Delta
An der Grossman School of Medicine in New York haben Forscher im Labor analysiert, inwieweit die Seren von geimpften beziehungsweise rekonvaleszenten Personen fähig sind, der Bindung an SARS-CoV-2 zu widerstehen. Die Laborviren wiesen bei den Versuchen die Spike-Proteine verschiedener Virusvarianten auf – neben dem Wildtyp auch die Delta-Variante. Dabei fiel auf, dass die mRNA-basierten Impfstoffe höhere Antikörper-Titer erzeugten als der Vektorimpfstoff des US-Herstellers Johnson&Johnson. Der erzeugte im Laborversuch mit 220 eine ähnliche Titer-Höhe gegen den Wildtyp, was eigene Studiendaten bereits bestätigt haben. Bei der Delta-Variante fiel der Titer bei geimpften Testpersonen jedoch deutlich ab und lag nur bei 30. Zum Vergleich: Bei einer doppelten Impfung mit den mRNA-Impfstoffen wurde ein Antikörper-Titer von etwa 200 bei Delta ermittelt. (Quelle: Zahnärztliche Mitteilungen zm-online-de)
Übrigens: Bis zum 18. Juli 2021 wurden rd. 4 Mio. Dosen des Impfstoffs von Johnson&Johnson nach Deutschland geliefert. Das entspricht 3,8 Prozent der mehr als 102 Millionen gelieferten COVID-Impfdosen. Zum Vergleich: Der Anteil des Herstellers BioNTech/Pfizer beträgt 68,6 Prozent, der von Moderna 9,6 Prozent und der von AstraZeneca 17,9 Prozent. Auch wenn Johnson&Johnson bisher am wenigstens gespritzt wurde, bedeuten diese Zahlen, dass knapp 4 Millionen Menschen nur einen unzureichenden Schutz besitzen (9,3 % der vollständig geimpften Personen, weil es für J&J nur eine Impfung benötigt). Für 1,6 Mio. Menschen besteht also gar kein Impfschutz, das sind 3,8 Prozent der vollständig geimpften Deutschen.
In diesem Zusammenhang erscheint es extrem fahrlässig, wenn ein Impfausweis zum Türöffner für Orte mit vielen Menschen wird. Jeder einzelne könnte eine tickende Zeitbombe sein. Verlässlich sicher ist nur, dass mit einer Impfung Krankheitsverläufe abgemildert werden. Die Impfung dient also dem eigenen Schutz des Geimpften. Eine Eindämmung der Pandemie ist davon eher nicht zu erwarten, vor allem, wenn Geimpfte Privilegien erhalten, die sie nicht verdienen.
Auch Geimpfte müssen weiterhin getestet werden und müssen in geschlossenen Räumen mit vielen Kontaktmöglichkeiten zwingend eine FFP2-Maske tragen – so wie alle anderen auch.
Siehe dazu auch: Impfung hundertmal weniger wirksam als Atemmaske