November 28, 2024

Jens Spahn: Daddeln bis der Arzt kommt

Ist mit dem angekündigten Impfstoff der Firmen BionTech und Pfizer ein Ende der Pandemie in Sicht? Schön wäre es. Die Politik hat den Bürgern in diesem Jahr leider nur wenig zur Seite gestanden, bekommen insofern jetzt unverhofft früh Hilfe bei der Lösung der Probleme.

Etliche Menschen haben sich in Talk-Shows gedrängt und Sendezeiten erhalten, die im kommenden Jahr garantiert keiner mehr sehen möchte. Neben einer Heerschar von Virologen gab es auch immer wieder Auftritte und Presseerklärung des zuständigen Gesundheitsministers Jens Spahn. Kann so etwas noch einer hören? Was hat der ambitionierte Minister in all den schweren Monaten geleistet? Außer mit der Existenz von Menschen herum zu daddeln, ist es in der Sache kein Stück voran gegangen.

Wie begegnet man einer Pandemie?

Von der Politik wurde mal wieder die Methode „Harter Hund“ präferiert. Aus Erfahrung weiß man, je härter sich ein Politiker positioniert, umso deutlicher steigen seine Sympathie-Werte in der Bevölkerung. Da mag es Zusammenhänge mit dem Stockholm-Syndrom geben. Ein Markus Söder ist aktuell der zweitbeliebteste Politiker Deutschlands. Politikwissenschaftler und Journalisten hätten das noch im letzten Jahr selbst dann nicht für möglich gehalten, wenn er bei Auftritten 50 nackte Gogo-Tänzerinnen dabei hätte und an alle Freibier ausschenken würde. Angst machen vor Corona und dann ein ganzes Volk in Schutzhaft nehmen, funktioniert viel besser. Wenn die Sympathie-Werte bröckeln kann er dann ja noch höhere Steuern und Zwangsenteignungen einführen. Seltsame Zeiten.

Jens Spahn ist verglichen mit dem fränkischen Führer der CSU ein blutiger Anfänger. Die harten Lockdown-Maßnahmen kamen daher nicht von ihm, sonder entsprangen jeweils einer konspirativen Sitzung der Ministerpräsidenten der Länder mit der Bundeskanzlerin.  Die Nachwehen der unberücksichtigten Bundestagsabgeordneten sind bis heute zu hören.

Jens Spahn versuchte mit einer Corona-Warn-App zu glänzen. Selten hat sich ein Profilierungsversuch als ein größerer Rohrkrepierer entpuppt. Konzeptionell ging es dabei immer mehr um die Einhaltung des Datenschutzes, als um den Schutz der Bürger. Während man für die Lockdown-Maßnahmen Hilfeleistung in Milliardenhöhe bewilligt hat, verlangte man von den Laboren, dass diese die Kosten der Schnittstelle selber übernehmen.  Auch die Gesundheitsämter klagten schnell über die fehlende Konnektivität mit der Warn-App. Am Ende wurde das teure Ungetüm zwar fast 20 Millionen Mal installiert, der Nutzen tendierte aber gegen Null.

Dabei hätte es eine funktionierende App durchaus gebraucht. Geschwindigkeit wäre dabei der Schlüssel gewesen. Wer einem Infizierten begegnet ist, will das sofort erfahren. Wer infiziert ist, will sofort andere warnen. Nur so hätte man die Dunkelziffer klein halten und die Verbreitung reduzieren können.

In der Praxis sieht es so aus, dass Nutzer der Warn-pp dringend ein Baller- oder Geschicklichkeitsspiel als Zusatzfunktion gebraucht hätten, um die endlos lange Zeit bis zum Erhalt seines Testergebnis mit Daddeln zu verkürzen. Viele wären dann aus dem Daddeln nicht mehr heraus gekommen, denn Ergebnisse eines PCR-Tests gab es vielfach nicht über die App, obwohl versprochen.

Und sonst?

Gab es über die App hinaus nach Maßnahmen? Ach ja, Restaurants mussten die Namen und Telefonnummern ihrer Gäste notieren. Natürlich nicht alle, einer pro Tisch reicht. Der hätte sich aber auch Graf Rotz oder Donald Trump nennen und die Telefonnummer der Alkoholikerhilfe angeben können. Interessiert hat es keinen. Bereits im Frühherbst mussten dann aber alle Gesundheitsämter vermelden, dass man mit der Nachverfolgung der Infizierten nicht mehr hinterher kommt. Eigentlich sollte das ja auch die App übernehmen – kann man vergessen. Die Auswertung der Gastro-Listen war dann aber auch überraschend schnell nicht mehr zu leisten.

Meine Güte, könnte es vielleicht sein, dass da ein Fehler bereits im System der Erfassung liegt? Bei der Wahl zum US-Präsidenten hatten die Wahlkampfteams der beiden Kandidaten über 60.000 Daten von jedem Wähler und konnten anhand der Auswertung dieser Daten sehr genau vorhersagen, wen der wählt und ob man den realistisch noch umstimmen kann. Die Amerikaner sind wahre Datenweltmeister. Gut, Wahlstimmen auszählen war dann auch wieder etwas schwieriger.

Wenn man in Deutschland schon den etwas mittelalterlichen Weg der handschriftlichen Namenlisten in Restaurants geht, dann solle man diese Listen soweit vereinheitlichen, dass diese leichter, unter Umständen sogar maschinell einzulesen wären. Wer 60 Millionen für eine nicht funktionierende App ausgibt, kann sich in der Hinsicht doch auch etwas einfallen lassen. Die Kapitulation vor der Datenmenge ist ein sehr schwaches Argument. Hilfe bekommen die Gesundheitsämter inzwischen von unseren Soldaten der Bundeswehr und machten somit Deutschland zu einem Kriegsschauplatz.

Krieg im Kopf

Wären in den Köpfen der Politiker nicht nur Krater von den vielen Einschüsse, sondern auch noch etwas funktionierende Restmasse Hirn, vielleicht hätte man dann diese außergewöhnlichen Zeiten zu außergewöhnlichen Veränderungen nutzen können. Veränderungen von denen wir Bürger etwas haben würden und die es uns künftig erleichtern, durch die schwere Zeiten einer Pandemie besser hindurch zu kommen. Die letzte Pandemie wird es schon nicht gewesen sein.

  1. Verbesserung der Hygiene: Aktuell sind Krankenhäuser und Pflegeheime noch schmutzigere Orte als z.B. Schlachthäuser. Jedes Jahr sterben auch ohne Corona 20.000 bis 30.000 Menschen an den Folgen von Krankenhauskeimen und anderer hygienischer Verfehlungen. Geändert wurde daran schon seit Jahren nichts.
  2. Verbesserung der Ernährung: In Krankenhäusern gibt es nichts Gescheites zu essen. Das liegt daran, dass Schulmediziner den Zusammenhang zwischen Ernährung und Immunsystem nicht kennen oder jahrzehntelang verdrängt haben. Inzwischen gibt es erste Forschungsprojekte, aber bis das dann Einfluss auf die Politik nimmt wird es noch dauern. Dabei sorgen die Billignahrungsmittel in deutschen Supermärkten für eine stetig wachsende Vergiftung der Menschen. Konservierungsstoffe, künstliche Aroma, Zucker in tausend Darreichungsformen und Geschmacksverstärker sind für den menschlichen Organismus nur schwer zu verarbeiten. Hinzu kommen immer neue Tricks, wie man die altbekannten Genussmittel immer billiger produzieren kann. Ausdrücke wie „Lebensmittel“ und „Nahrung“ treffen immer weniger auf das zu, was uns Firmen wie Nestle, Kraft und Unilever da ins Regal legen. Der Grundbedarf an Nährstoffen wird darüber sicher nicht gedeckt. Die Folge sind Mangelerscheinungen. Durch die viele Chemie im Essen muss der Verdauungsapparat Höchstleistungen vollbringen. Für das Immunsystem hat der Darm gar keine Zeit mehr. Nur ein intaktes, kräftiges Immunsystem lässt uns aber mit Viren und anderen Angriffen auf unseren Körper klar kommen. Wir brauchen eine Revolution im Bereich der Ernährung, was so viel bedeutet wie: So wie jetzt können die Giftmischer der Nahrungsmittelindustrie nicht weitermachen, neue Gesetze müssen die Bevölkerung besser schützen.
  3. Gesetzliche Regelungen um unnötige Operationen zu verhindern. Weil Intensivbetten für mögliche Corona-Patienten frei zu halten sind, werden gerade nicht ganz so wichtige Operationen in allen Krankenhäusern zurückgestellt. Nicht ganz so wichtige Operationen? Die darf es gar nicht geben! Eine Operation ist der maximal mögliche Eingriff und sollte immer nur dann zum Einsatz kommen, wenn es der letzte Ausweg ist. Eine solche OP verdient dann aber auch keinen Aufschub. Fakt ist, dass heute unzählige Operationen angesetzt werden, weil sie dem Krankenhaus Einnahmen versprechen. Knie- und Bandscheibenoperationen sind heute schnell angesetzt, ob sie medizinisch notwendig sind, ist eine völlig andere Frage. Weil eine OP auch immer ein Risiko darstellt, muss der Gesetzgeber Patienten vor willkürlichen Operationen schützen. Ein finanzielles Interesse der Krankenhausgesellschaft darf niemals der Grund sein.
  4. Erweiterung des Pflegepersonals. Vor allem sollten deren Arbeitssituationen und deren Entgelt verbessert werden. Wie wichtig gut ausgebildete und optimal geschützte Pflegekräfte sind, zeigt diese Pandemie überdeutlich.

So eine „Naturkatastrophe“ wie der Ausbruch eines gefährlichen Virus mit anschließender Pandemie sollte immer auch ein Moment sein, um Dinge zu hinterfragen und zu verbessern. Dass sich in Deutschland oder der Welt irgendetwas zum Besseren verändert hat, lässt sich in diesem Jahr auch mit dem stärksten Elektronenmikroskop erkennen. Schade eigentlich.

Jens Spahn, der Ober-Daddler im Panik-Level

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rechnet damit, dass sich die Zahl der auf Intensivstationen zu behandelnden Corona-Patienten bis Monatsende verdoppeln werden, d.h. auf über 6.000 Intensivpatienten. Am Mittwoch lagen die Zahlen des Intensivregisters der Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) deutschlandweit bei 3.127 Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung. Die Höchstzahl aus der ersten Welle lag übrigens bei ca. 2.900. Um das einzuordnen hier die Eckdaten: Im Frühjahr wurden wöchentlich 380.000 Menschen getestet, aktuell sind es 1,54 Millionen. Trotz einer Vervierfachung der Tests wird auch nach Horroreinschätzung unseres speziellen Ministers nur eine Verdoppelung der Intensivpatienten eintreten.

Vor der Corona-Krise gab es in Deutschland bundesweit rund 28.000 Intensivbetten, davon 20.000 mit Beatmungsmöglichkeit. Diese waren durchschnittlich zu 70 bis 80 Prozent belegt. Bundesweit wurden in einer gemeinsamen Kraftanstrengung die Kapazitäten ausgebaut. Zusätzlich haben alle Krankenhäuser, unterstützt durch zentrale Maßnahmen des Bundesministeriums für Gesundheit, in den vergangenen Wochen und Monaten weitere Beatmungsplätze geschaffen. Aktuell konnte die Zahl der für Covid-19-Patienten geeigneten Intensivbetten auf rund 30.000 gesteigert werden. Zusätzlich steht eine Reserve von 12.700 Betten bereit, die innerhalb einer Woche aktiviert werden kann.
(Quelle: Deutsche Krankenhaus Gesellschaft)

Was bei Daddle-Spahn zu ersten Kurzschluss-Erscheinungen führt, ist am Ende ein Siebtel der Kapazitätsgrenze. Zur Verdeutlichung hier noch in paar echte Zahlen von Schleswig Holstein aus der letzten Woche. Im nördlichsten Bundesland gibt es 1.144 Intensivbetten (aufgrund des Pflegekräftemangels faktisch nur 833). Anfang November 2020 lagen von 94 Corona-Patienten im Schleswig-Holstein 23 Patienten auf Intensivstationen. Beatmet wurden davon 12. Insgesamt waren noch über 300 Intensivbetten unbelegt. Etwas schwieriger wird es, das in Prozentzahlen auszudrücken: In Schleswig-Holstein sind derzeit ca. 0,04 % der Bevölkerung erkrankt. Insgesamt hat es jetzt in diesem Jahr 0,4 % der Bevölkerung erwischt, die meisten sind wieder gesund. Die Todesrate liegt bei erfreulichen 0,007%. Ob man deswegen 99 Prozent in den Lockdown schicken muss, bleibt die spannende Frage. Selbst wenn sich das Infektionsgeschehen in Schleswig-Holstein verzehnfacht, ist man noch nicht an der Kapazitätsgrenze. Warum wird also eine solche Extrem-Maßnahme wie der Lockdown bundesweit angeordnet. In Schleswig-Holstein ist die Lage so weit weg von einer Pandemie, dass man in Anbetracht der vielen verzweifelten Gastronomen immer nur heulen möchte.

Hintergrund: Testarten und deren Zuverlässigkeit

Die Hersteller der Antigen-Schnelltests garantieren zwar, dass tatsächlich Sars-CoV-2-Viren nachgewiesen werden – allerdings hänge die Genauigkeit nicht zuletzt von der Viruslast ab. Labormediziner stufen Antigen-Tests, wie auch PCR-Schnelltests, als nicht so zuverlässig wie mehrtägige PCR-Tests ein. Coronaviren seien sich untereinander sehr ähnlich, weshalb es passieren könne, das ein Test nicht wegen SARS-CoV-2 positiv ist, sondern wegen eines anderen Virus. Aus der Praxis hört man, dass bei Schnelltest rund zur Hälfte mit einem Fehlalarm zu rechnen ist. In Anbetracht der Tatsache, dass sich jemand  in Quarantäne begeben muss, sobald er positiv getestet wurde, ist das eigentlich untragbar.

Die PCR-Testung ist ein Standardverfahren in der Diagnostik von Viren, das automatisiert werden kann. Mithilfe des Nasen-Rachenabstrich wird Erbinformation gewonnen und im Anschluss vervielfältigt. Von diesem Vervielfältigungsverfahren hat der Test seinen Namen: PCR bedeutet Polymerase-Chain-Reaction. Dafür müssen die Proben nach dem Abstrich so schnell wie möglich in ein Labor transportiert werden. Das Testverfahren nimmt derzeit etwa vier bis fünf Stunden in Anspruch. Hinzu kommt die Transportzeit ins Labor, die Vorbereitungszeit im Labor und gegebenenfalls eine Wartezeit wegen eines hohen Probeaufkommens. Verzögerungen sind aber kritisch, denn Virusmoleküle schweben nur bis zu 3 Stunden in der Luft, halten nur 3 Stunden an Stoffen und porösen Oberflächen und nur 4 Stunden an Holz.

Ein Enzym namens Polymerase kopiert RNA-Erbinformation in der Probe. In dieser Erbinformation gibt es verschiedene Genregionen. Bei den PCR-Tests auf Corona kann die Auswahl der Genregionen variieren, je nach Testlabor. Es wurden nur solche Genabschnitte ausgewählt, die ganz charakteristisch für das neuartige Coronavirus sind, bei denen also eine Verwechslung mit menschlichem Erbgut ausgeschlossen ist.

Zu Beginn war der Test fehleranfälliger, geben auch Experten wie der Berliner Virologe Christian Drosten zu. Inzwischen ist er aber sicher, weil Biologen bessere Kriterien entwickelt haben, wie sie das Virus in einer Probe sicher finden können: Eine Genregion – sei sie noch so coronatypisch – reicht nicht aus. Es muss eine zweite positiv anschlagen. Das ist wie bei der Fahndung nach einem Verdächtigen. Er kann nicht nur anhand der Augenfarbe überführt werden, auch seine Fingerabdrücke müssen stimmen.

Wie gut ein PCR-Test ist, kann man anhand der Profi-Fußballer sehen. Die werden laufend kontrolliert und müssen sofort in Quarantäne, wenn ein Test positiv ausfällt. Für den Verein kein Spaß. Oft wird daher sofort der nächste PCR-Test u.U. bei einem anderen Labor in Auftrag gegeben. Sehr oft mit dann einem negativen Befund. Aktuell hat Hoffenheim sehr viele positive getestete Spieler und daher den Trainingsbetrieb komplett eingestellt. Mal schauen wie lange.

Update: 100 Millionen Impfstoff-Dosen

Deutschland will sich „bis zu 100 Millionen“ Dosen des Biontech-Impfstoffs sichern, so Gesundheitsminister Spahn. Dabei sieht der EU-Verteilungsschlüssel nur 56 Millionen Dosen vor. Gibt es heimliche Deals? Woher soll der Rest kommen? Zu viel gedaddelt?

Der NDR hat zumindest die zweite Frage dem Bundesgesundheitsministerium mehrfach gestellt. Der Sprecher teilte jedoch wiederholt mit, er könne „leider“ nicht ins Detail gehen. Nur so viel schrieb er: Es handele sich um den „Anteil, den Deutschland aus den EU-Verträgen bekommt und den es sich gesichert hat im Zuge der Forschungsförderung für Biontech“.

So etwas sehen die Verträge aber nicht vor, doch wer ein Zocker- und Daddel-König ist, sichert sich auch 100 Millionen Impfungen von einem Mittel dessen Verträglichkeit und Effektivität noch völlig unklar ist. Am Ende schmeißen wir das Zeug wie schon damals bei der Schweinegrippe einfach weg. Der Steuerzahler hat es ja.