April 24, 2024

Kranken­hausschließungen

Während sich die deutschen Krankenhäuser im vergangenen Sommer auf steigende Zahlen von COVID-19-Patienten in Herbst und Winter vorbereiten, wurde eine Diskussion um den Abbau von Krankenhauskapazitäten zunehmend lauter geführt. Einer der aktivsten Lautsprecher war Gesundheitsökonom Reinhard Busse von der Technischen Universität Berlin, für den aus seiner Sicht ca. 800 der 1.400 Akutkrankenhäuser in Deutschland verzichtbar sind. In Zeiten einer Pandemie eine verwegene These.

Entsprechend heftig war die Reaktion auf diese geistige Diarrhö. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) kam zur Bewertung „radikal daneben“.  DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum entgegnete, „spätestens nach den Erfahrungen der Corona-Pandemie entbehrt es nicht einer gewissen Tragik, dass er weiterhin nicht erkennt, dass Daseinsvorsorge nicht mit radikaler Zentralisierung zu erreichen ist.“ Diese Ansicht teilt auch der frühere Ärztliche Direktor des Asklepios Klinikums  in Langen, Ernst Hanisch. Er verweist darauf, dass es „Hinweise auf eine Assoziation von erhöhter COVID-19-Sterblichkeit in Ländern mit nachgewiesener niedriger Bettenanzahl“ gibt.

Selbst wenn ein Krankenhaus vergleichsweise wenig im Hinblick auf die Corona-Pandemie leistet, ist es damit nicht sofort entbehrlich, denn  es gibt schließlich noch andere Krankheitsbilder, die behandelt werden müssen. Auch die Größe einer Klinik muss nicht zwingend ein Maß sein, denn auch für kleinere Krankenhäuser kann es wichtige Schwerpunktthemen geben. Patienten, die eine spezielle Behandlung benötigen, werden häufig an entsprechende Spezialkliniken überwiesen. Patienten in der Nähe eines geschlossenen Krankenhauses müssten indes jedes mal den Weg zu einer weiter entfernt liegenden Klinik in Kauf nehmen. Wo soll das besser sein?

Richtig ist sicher, dass der Bedarf an Krankenhausbetten in den letzten Jahren deutlich zurück gegangen ist. Das liegt schon an der auf die Hälfte reduzierten Verweildauer der Patienten von durchschnittlich 14 auf kaum mehr als 7 Tagen. Trotz der Reduzierung der Zahl der Krankenhäuser um gut 20 Prozent in 28 Jahren hat sich die Bettenauslastung mit jetzt nur noch 77,2 Prozent ebenfalls reduziert.

Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, ob es volkswirtschaftlich nicht sinnvoll wäre, insbesondere auf eine Pandemie in der Weise reagieren zu können, dass Lockdowns zum Schutze des Gesundheitswesens und zur Verhinderung von Überlastungen auf Intensivstationen, künftig nicht mehr nötig werden. Die Kosten, die diese vielen Lockdowns mit Unterstützungszahlungen und Kurzarbeitergeld  verursacht haben, sind um ein vielfaches höher als die Kosten, die von 20, 50 oder 100 Krankenhäusern ausgehen können.