April 24, 2024

Moderne Sklaven in miesen Ländern

Sklaven und Zwangsarbeit auf den Baumwoll-Feldern in Uzbekistan? Ernsthaft? Gibt es das noch. Eine ZDF-Doku hat hier vielen Menschen die Augen geöffnet. Grund genug, da einmal genauer hinzuschauen.

Usbekistan zählt damit zu den weltweit repressivsten und autoritärsten politischen Systemen. Zwar ist die Verfassung Usbekistans auf Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Marktwirtschaft mit sozialen Garantien und Grundrechtsschutz ausgerichtet, in der Praxis sieht das aber anders aus. Als sechstwichtigster Baumwollproduzent der Erde nimmt die Baumwollindustrie im Land eine zenrale Rolle ein. Wer im Staatsdienst arbeitet kann daher dazu verpflichtet werden, Zwangsarbeit auf den Baumwoll-Plantagen zu verrichten. Das trifft jedes Jahr auch immer wieder Ärzte und Krankenschwestern.

Jeder Baumwollpflücker bekommt strenge Erntequoten auferlegt. Wer das Tagessoll nicht erfüllt, kann damit rechnen, dass er seinen Krankenhaus-Job verliert. Wer sich diesem körperlichen Stress nicht aussetzen will, muss eine Ersatz-Arbeitskraft stellen. Das sind dann oftmals Familienangehörige, die diese körperliche Arbeit dann ohne Lohn verrichten: Moderne Sklaven.

Die Baumwollindustrie sorgt für jährliche Einnahmen von über 1 Mrd. Dollar. Die EU hat gerade erst die Grundlagen geschaffen, den Handel mit Uzbekistan auszuweiten. Geschätzes Handelsvolumen 2 Mrd. EUR. Wo so viel Geld im Spiel ist, spielen Zwangsarbeiter und Sklaven keine Rolle.

Trotzdem kämpft Anti-Slavery International, eine internationale Organisation gegen die Sklaverei und die älteste Menschenrechtsorganisation der Welt, weiterhin für mehr Menschenrechte, oftmals auf verlorenem Posten. Der Einsatz dieser Bewegungen führte in der Vergangenheit dazu, dass im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland der Sklavenhandel 1807 abgeschafft wurde, und 1833 folgte das Verbot der Sklaverei als Ganzes. Andere europäische Länder behielten die Sklavenhaltung in ihren Kolonien noch länger bei.

Nach eigenen Angaben leben 27 Millionen Menschen in Sklaverei und sklavereiähnlichen Bedingungen. Interessanter Weise gibt es heute auc in Großbritannien wieder sklavenähnliche Zustände.

Die Briten sind wir in der EU zwar bald los, mit Sklavenhaltern Geschäfte machen, ist aber auch nicht sehr schön. Allerdings haben auf Druck einiger NGOs fast alle Modehersteller sich dem Boykott von Baumwolle aus Uzbekistan angeschlossen. Woher kommt also der Umsatz von 1 Mrd. Dollar? Über zwischengeschaltete Firmen wie Daewoo. Der südkoreanische Produzent von Autos und Militärwaffen hat auch ein Sparte für Garne und Stoffe. 50 Prozent ihrer Textilstoffe gehen nach China, 30 nach Russland und dann immerhin noch 20 Prozent nach West-Europa. Benutzt wird Sklaven-Baumwolle zum Beispiel bei der Fertigung von Kleidung der Marken ZARA, H&M sowie C&A.

Sehen Sie hier die komplette Doku.

Auch umwelttechnisch ein Problem

Die übermäßige Wasserentnahme aus Flüssen zur Bewässerung von Ländereien für den Baumwollanbau verursacht allerdings schwere ökologische Schäden und eine massive Bodenversalzung. Dazu kommt ein hoher Eintrag von Düngerückständen, Herbiziden und Pestiziden, der Böden und Grundwasser nachhaltig verunreinigt.

Änderungen sind in diesem Land aber eher nicht zu erwarten. Schon der alte Präsident Islom Karimov regierte das Land 25 Jahre, obwohl die Amtszeit eigentlich auf 2×5 Jahre begrenzt sein sollte. Nachfolger Shavkat Mirziyoyev wird wohl auch papstähnlich erst mit dem eigenen Tode aus dem Amt scheiden. Öffentliche Proteste der Opposition wurden bisher mit massiver Gewalt unterdrückt. Bei den Unruhen in Mai 2005 gab es nach Schätzungen von Menschenrechtsaktivisten und westlichen Beobachtern – eine unabhängige Presse existiert in Usbekistan nicht – etwa 500 Todesopfer durch Polizeigewalt. 2004 saßen nach Angaben von Human Rights Watch ca. 7000 politisch und religiös verfolgte Menschen in Haft.

Es wird also auch weiterhin Zwangsarbeiter und Sklaven in Uzbekistan geben. Wirre Welt.

Bild von bobbycrim auf Pixabay