April 24, 2024

Kreative Tierquäler

Wer den Spagat zwischen Profit-Maximierung und grünem Image hin bekommt, dem winkt eine besondere Auszeichnung. Im Jahre 2020 geht der Goldene Windbeutel der Organisation foodwatch an den Käsereikonzern Hochland. 43,5 Prozent der mehr als 65.000 Stimmen entfielen auf den „Grünländer Käse“, für die dreisteste Werbelüge. Hochland verspricht auf der Verpackung „Milch von Freilaufkühen“, wirbt mit einer „grünen Seele“ und einer wie eine Wiese gestalteten Verpackung.

Freilaufkühe ist ein reiner Fantasiebegriff – Hochland täuscht ausgerechnet diejenigen, die bewusst Produkte auswählen, von denen sie sich eine bessere Tierhaltung versprechen.“
Manuel Wiemann, Wahlleiter beim Goldenen Windbeutel 2020

Natürlich kann man bei einem selbst ersonnenen Begriff wie „Freilaufkühe“ auch alles nach eigenem Wunschdenken definieren. Daher ist man sich bei Hochland wahrscheinlich keiner Schuld bewusst. Auf der anderen Seite verleitet dieser Begriff zu einer Deutung, die für frei herum laufende Kühe steht. Frei auf dem Feld natürlich. Bei Hochland stehen die Kühe aber im Stall und nur weil sie nicht wie Schweine durch Gitterstäbe auf Tierbreite eingeengt werden, nennt man dies dann Freilaufkühe. Das ist schon dreist und tierverachtend.

Man spielt aber auch mit den Visionen der Kunden und führt diese bewusst in die Irre. Der „Goldene Windbeutel“ ist daher mehr als verdient. Allerdings sollte die Firma Hochland noch weit mehr bekommen. Supermarktketten könnten zum Beispiel den Artikel aus dem Sortiment nehmen. Weil das aber eher unwahrscheinlich ist, muss der Verbraucher selbst aktiv werden. Alle Käsefreunde sind darum hiermit aufgefordert, „Grünländer Käse“ einfach nicht mehr zu kaufen. Stattdessen sei die Käsetheke beim nächsten Bio-Supermarkt empfohlen. Dort kommt die Milch noch von wirklich frei laufenden Kühen, die bestes Futter und keine Antibiotika erhalten. Dadurch schmeckt der Käse auch viel besser.

Der Firma Hochland und all den anderen konventionell auf Gewinnmaximierung orientierten Lebensmittel-Produzenten sei empfohlen, bei ihren Bauern – und der Einfluss als wichtigster, wenn nicht sogar einziger Abnehmer ist enorm groß – eine andere Tierhaltung zu verlangen. Wenn Werbeaussagen der Wahrheit entsprechen, hat man auch als Produzent ein wesentlich bessere Gefühl, wenn nicht sogar Gewissen. Den meisten Verbrauchern ist es völlig egal, ob die Käsepackung 1,95 € oder 2,45 € kostet. Mit den 50 Cent kann der Bauer aber ganz anders mit seinen Tieren umgehen. Das Prädikat 100% Bio lässt den realisierbaren Endverbraucherpreis dann noch einmal klettern. Geiz ist geil mag bei Elektroartikeln funktionieren. Im Bereich der Lebensmittel ist es einfach nur dumm. Ungesunde Nahrung macht uns krank. Und aus gequälten Tieren mit maximal Medikamentierung lässt sich kein gutes Essen zubereiten.