Quiz-Shows sind beliebt. Vor allem wenn es um den Samstagabend geht. Wo die Ausstrahlung von Spielfilmen zu teuer ist und man ohnehin ein Format benötigt, bei dem die gesamte Familie vor der Mattscheibe hocken kann, ist der Moment gekommen, Fragen und Aufgaben zu stellen, die von ausgesuchten Kandidaten zu meistern sind.
Kultige Sendungen mit unfassbar hohen Einschaltquoten haben die öffentlich-rechtlichen Sender früher entwickeln lassen. Wer kennt nicht Samstagabend-Shows wie „Am laufenden Band“, „Wetten dass?“ oder „Einer wird Gewinnen“?
Inzwischen scheinen aber den Fernsehmachern die guten Ideen ausgegangen zu sein. So findet man am Samstag immer öfter kleine Shows aus dem Vorabend-Programm, die durch Promi-Beteiligung auf die nötige Samstagabend-Tauglichkeit aufgeblasen werden. Das funktioniert aber nur, wenn die Aufgaben nicht zu schwierig sind.
Am letzten Samstag, den 18. Juli 2020, klappte das bei der ARD mal wieder gar nicht. „The Chase“, wie diese Spielshow im Original heißt, ist auch in der deutschen Adaption die schwierigste Quiz-Show mit den geringsten Gewinnchancen. Denn die jeweils 4 Kandidaten treten zunächst einzeln und dann gegebenenfalls in der Gruppe gegen einen „Jäger“ an. Das sind im Falle von „Gefragt-Gejagt“, wie die Show bei uns heißt, einer von aktuell fünf Profi-Quizzern, die sich regelmäßig bei nationalen wie internationalen Meisterschaften einer vergleichbar gestrickten Konkurrenz stellen.
Während normale Menschen vor der Glotze hocken oder Musik hören, lesen Quiz-Sportler Fachtexte, pauken historische Daten und verfolgen Nachrichten und Promi-Magazine. Ziel all dieser Mühen ist es, mehr zu wissen, als alle andere. Gegen diese chronischen Besserwisser anzutreten erfordert also sehr viel Selbstbewusstsein oder ein gehöriges Maß an Selbstüberschätzung.
Als Promi hat man da schon eher keine Wahl. Entweder zwingen Verträge dazu, zum Promoten der letzten Schauspielleistung, einer neuen Sendung oder einer bevorstehenden Tournee, daran teilzunehmen, oder der vor der Nase wedelnde Scheck ist so hoch, dass er fehlende künstlerische Einnahmen zu kompensieren verspricht.
„Gefragt-Gejagt“ ist allerdings das völlig falsche Format für prominente Personen. Sportler erweisen sich regelmäßig als intellektuelle Rohrkrepierer. Egal ob man früher Tennisbälle sehr schnell über ein Netz schlagen konnte oder aktuell weiter in Sandkisten springen kann, als andere, sehr viel Hirn wird man dafür nicht benötigen, wie der schadenfrohe Fernsehzuschauer schnell erkennt. Wie Smudo von den Fanta4 es einmal so treffend formulierte, ist er nicht für eine Quiz-Show engagiert worden, um alles zu wissen, sondern um die Leute zu unterhalten. Das geht auch mit weniger intelligenten Antworten, wie es am Samstag Markus Krebs, die Reinkarnation von Fips Asmussen, eindrucksvoll belegte.
Wer sich ein Stückchen Seelenheil davon verspricht, wenn sich ein erfolgreicher Promi blamiert, liegt mit dem Konsumieren solcher Sendungen genau richtig. Wem es Schmerzen bereitet, dass völlige Schwachköpfe durch Talente in völlig unbedeutenden Disziplinen zu Reichtum und Ansehen gekommen sind, sollte besser abschalten.
Wandelnde Voraussetzungen für einen Promi
Während man mit dem Ziel beim Fernsehen zu arbeiten früher noch ein wahres Multitalent sein musste, genügt heute allein die Gabe, sich problemlos vor der Kamera zum Horst zu machen. Singen, tanzen, ein Musikinstrument spielen oder besondere Kenntnisse auf einem Fachgebiet sind heute keine Kriterien mehr. Dafür gibt es zu viele Sender und zu wenige gute Ideen. Nicht wenige Unterhaltungsshows erfordern die völlige Abschaltung des Hirns, des Egos oder möglicher Schamgefühle. Multitalente wie einst die große Caterina Valente wird es heute nicht mehr geben. Stattdessen schwabbelt sich ein Elton durch das Programm, der außer eines sympathischen Erscheinungsbildes wenig auf der Habenseite hat.
Der ARD sei es empfohlen, nicht noch einmal Promis gegen Jäger antreten zu lassen. Peinlicher geht es kaum. Ein Gewinn wurde jedenfalls von keinem der Kandidaten erspielt.