November 30, 2024

Wenn Geld Tore schießt, verliert die Moral

Der Wettstreit im Fußball fing an, als man herausfinden wollte, in welchem Ort die besseren Kicker leben. Man fieberte für die Mannschaft seiner Heimatstadt und es waren immer die größten Ereignisse, wenn es gegen die unmittelbare Nachbarstadt geht. Das sind die sogenannten Derby´s. Für viele Fans ist bis heute der Ausgang eines Derby´s wichtiger als die Meisterschaft.

Auch wenn man sich gerne mal mit einem auswärtigen Spieler verstärkte, so war das früher eher die Ausnahme.  Über die Jahrzehnte ist der Fußball leider immer mehr zum Geschäft geworden. Durch das große Zuschauerinteresse und die vielen Vermarktungsmöglichkeiten wird dieser Sport heute allein vom Geld gelenkt.

Mit den wachsenden Einnahmen der Clubs stiegen die Gehälter, der Berufsfußballer war geboren. Vorbei die Zeiten, als Fußball eher der Zweitjob war und Training nur abends nach Dienstschluss des eigentlichen Berufes stattfinden konnte.

Reiche Vereine konnten mit Geld und Sachleistungen Spieler von anderen Vereinen weglocken. Wenig später wurden die ersten Ablösesummen fällig. Nebeneffekt dieser Kommerzialisieriung war dann schnell, dass sich in einer Mannschaft immer weniger Spieler ein Trikot des Vereines überstreiften, in dessen Stadt sie auch geboren wurden.

Heute sind wir an einem Punkt, wo man schon froh sein kann, wenn überhaupt noch ein Deutscher in der Startelf steht. Denn mit der in der EU geltenden freien Berufswahl kann man sich als Verein europaweit nach neuen Spielern umsehen. Wovon auch reichlich gebrauch gemacht wird. Zudem dürfen natürlich auch beliebig viele Spieler aus dem Rest der Welt unter Vertrag genommen werden. Es dürfen nur nicht alle spielen, denn deren Zahl ist begrenzt.

Nun ist Deutschland längst Heimat für Menschen aus allen Herrenländern geworden. Wir leben in einer Multi-Kulti-Gesellschaft. Das ist auch alles prima. Trotzdem darf man ja auch einmal einen Blick zurück auf die Geschichte eines Sports werfen.

Allerdings ist auch nicht für alle Deutsche alles prima. Es gibt Regionen in Deutschland, wo eine ausländerfeindliche Partei über 20% der Stimmen erhält. Bekennende Nazis und vom völkischen Gedankengut vergiftete Schlichtgeister laufen durch die Straßen in den neuen Bundesländern.

In Leipzig kam die AfD zwar nur auf 14,9%, im gesamten Land Sachsen erzielte die Nazi-Partei denkwürdige 27,5%. Was macht eigentlich ein fußballbegeisterter Nazi? Sucht er sich einen Dorfverein in einer Region, die nie ein Ausländer betreten würde? Davon hat Sachsen genug.

Nun ist der Osten aber auch nicht gerade mit vielen Bundesliga-Mannschaften gesegnet. Wer erstklassigen Fußball erleben will, kommt also um RB Leipzig nicht herum. Man kann ja mit der Faust in der Tasche ins Stadion gehen. Allerdings spielen in Leipzig einige Österreicher. Vielleicht lässt das einem echten Nazi glasige Augen bekommen.

Dass der RB Leipzig in diesem Jahr um die Meisterschaft mitspielt, liegt aber nicht daran, dass junge sächsische AfD-Wähler schnell wie Windhunde sind, sondern an den Millionen, die eine österreichischer Ekelbrausehersteller in den Verein gepumpt hat. Ach Gott, schon wieder ein Österreicher. Wahrscheinlich war der Protest deshalb sehr gering. Da ist der Sachse ergebnisorientiert und durchaus in der Lage über gleich mehrere Schatten zu springen.

Der allgemeine Fußballfan in Ost und West mag aber eigentlich keine Millionaros, die mit ihrer Kohle aus kleinen, miesen Vereinen einen ernstzunehmenden Gegner für die etablierten Vertreter machen. Seit etlichen Jahren muss sich Dietmar Hopp mit diesen Anfeindungen auseinander setzen. Das ist ekelhaft und völlig ungerechtfertigt.

Okay, er ist Milliardär, hat sein Geld aber nicht mit ungesunder Ekelbrause gemacht, sondern mit der Entwicklung von Software-Lösungen die heute Millionen von Firmen bei der Abwicklung ihres Tagesgeschäftes helfen.

Während es einem Mateschitz einen Scheiß interessiert, wo der von ihm zu unterstützende Verein sitzt, zeichnet sich das Engagement von Dietmar Hopp dadurch aus, dass er Vereine aus seiner Heimatregion unterstützt. Die TSG Hoffenheim hat dabei alle Unterstützung erhalten, die der Verein benötigte, um zu einer festen Größe in der ersten Liga zu werden. Jetzt muss der Verein genauso wirtschaften, wie jeder andere Club auch. Dietmar Hopp ist als Fan der Mannschaft geblieben.

Da war ja die Rolle von Klaus-Michael Kühne beim HSV tiefgreifender. Folgerichtig hat seine Art der Einmischung den HSV erst ins Chaos und dann in Liga 2 gestürzt. Da ist er gut aufgehoben und keiner vermisst ihn in der Bundesliga.

Dietmar Hopp zeigt die regionale Verbundenheit mit einem Fußballverein, die in den Anfängen des Sports eben auch der Motor für Emotionen und Begeisterung war. Warum ausgerechnet er angefeindet wird, bleib unerklärlich. Dagegen haben die Fans vom FC Chelsea, von Manchester City oder PSG – um nur einige zu nennen – anscheinend gar keine Probleme, dass ihre Clubs von einem ausländischen Geldsack gekauft wurden. Auch für einen Leipziger Nazi ist ein Brauseproduzent aus Österreich immer noch ein Ausländer – aber vielleicht nicht gefühlt. Nazis haben bekanntlich ihre eigene Geschichtsauslegung.