In keinem Land der Welt ist eine starke Führung so beliebt wie in Deutschland. Das ist schon in unserer DNA fest verwurzelt. Harte Hunde und Macher kommen beim Volk gut an. Markige Worte helfen da natürlich weiter. So sagte Scholz unlängst: „Wer Führung bestellt, der kriegt sie auch.“
Davon ist Olaf Scholz nur leider meilenweit entfernt. Labern und Schwurbeln, viel reden aber wenig aussagen, dass sind seine Stärken. Bei Scholz geht Sympathie vor Kompetenz. Diskutieren und Lamentieren hilft da nichts. Scholz ist der Wahlsieger, oder sollte man sagen der geringste Wahlverlierer, und darf daher in Kürze ins Kanzleramt einziehen. Deutschland wird es wahrscheinlich überleben, aber teuer wird es, das ist jetzt schon sicher.
Noch nie zuvor gab es einen Kanzlerwechsel inmitten einer Krise. Von daher ist die Erwartungshaltung groß . Zumindest so groß wie die Aufgaben. Aber wer jetzt geglaubt hat, unser Führungskanzler erklärt Corona zur Chefsache und setzt sich selbst ans Ruder, sieht sich getäuscht. Scholz hat einen Generalmajor der Bundeswehr an die Spitze eines neu geschaffenen Krisenstabs gestellt. Wenn es nach dem Satire-Magazin Titanic geht, soll dieser eine Art von „Kriegserklärung an das Virus bewirken:
- Ausbildung von Neulingen an der Impfpistole
- Planung und Durchführung von Ablenkungsmanövern für politische Fehlentscheidungen
- Schönreden von Kollateralschäden (Kultursterben, Kneipentod etc.)
- Ausarbeitung von Schlachtplänen, um Impfdurchbrüche an breiter Front zu vermeiden
- Halten der Stellung auf den Intensivstationen
- Erteilung von Trauermarschbefehlen
- Angesichts der aussichtslosen Lage bedingungslos kapitulieren“
(Quelle: Titanic)
Im Grunde soll der Spezialist für Strammstehen und Truppenbewegungen nur für die Verteilung der ambitionierten 30 Millionen Impfdosen sorgen, die sich die neue Ampelregierung vorgenommen hat. Wie das gelingen soll bleibt weiterhin fraglich. Außerdem drängt sich angesichts der sinkenden Wirksamkeit und neuer Mutationen die Frage auf, ob das Ziel einer höheren Impfquote überhaupt sinnvoll ist. Ein Plan B wird vom General nicht zu erwarten sein, und die Politik hat mit ihm einen Blitzableiter installiert, in dessen Schatten sich entspannt weiter labern lässt. Für Scholz läuft also alles bestens.
Wir sollten alle scholzen
In der langen Reihe peinlicher SPD-Politiker nimmt Scholz eine Spitzenposition ein. Welche Führung soll das denn sein, wenn man sich auf Wahlplakaten mit der Merkel-Raute präsentiert? Wenn man sich vor absolut nichts ekelt, dann kommt man an die Art von Mensch heran, die der verklemmte Hanseat verkörpert.
Dass ein Olaf Scholz als Parteivorsitzender nicht gewählt, dann aber zum Kanzlerkandidaten gekürt wurde, sagt bereits alles über den Zustand einer Partei aus, die sich auf eine Regenration und Erneuerung in der Opposition gefreut hatte. Man darf ja nicht vergessen, dass keine andere Partei in den letzten 23 Jahren länger in der Regierungsverantwortung als die SPD. 19 Jahre hat man das Ruder in der Hand gehalten und seine Unfähigkeit zu einer weitsichtigen Politik mehrfach unter Beweis stellen können. Die CDU kommt nur auf 16 Jahre im Kanzleramt. Deshalb wurde von den Schwarzen nicht weniger Geld verbrannt als von den Roten. Die CDU war gefühlt aber auch kaum an der Regierung, denn die Partei wurde selbst von Mutti-Merkel regiert und deformiert, bis vom eigenen Profil nichts mehr übrig blieb. Die Opposition und der dadurch überfällige Sanierungskraftakt ist die große Chance dieser Partei.
Die SPD ist schon wieder vom Wähler zum Regieren verdammt worden. Jetzt mit zwei Koalitionspartner, die sich nur deshalb nicht gegenseitig massakrieren, weil die Geilheit auf Ämter und Macht noch größer ist. Die SPD geht schweren vier Jahren entgegen. Eine starke Führung wäre da hilfreich, bei der SPD aber auch keine Garantie. Die Partei hatte mit Gerhard Schröder einen starken Führer, der es sogar schaffte, Oskar Lafontaine in Rekordzeit in die Flucht zu jagen. Aber auch Schröder scheiterte am Ende an der eigenen Partei, indem sein Vertrauensantrag in einer verkürzten zweiten Amtszeit endete.
Welchen Weg das Schicksal für Olaf Scholz bereit hält, ist noch ungewiss. Der Weg eines starken Führers wird es nicht sein. Bisher hat er sich aber durch alle Stürme geschickt hindurch manövriert. Als gute Kardinalsstrategie hat sich seine enorme Vergesslichkeit herauskristallisiert. An seine freundschaftlichen Absprachen mit dem Chef der Steuerbetrugsbank Warburg kann er sich überhaupt nicht mehr erinnern. Trotz Kalendereinträge und Vermerke im Tagebuch des Bankers, ist Scholz mit dieser Flunkerei durchgekommen. Neben dem CumEx-Skandal belastet auch der WireCard-Skandal des gute Ansehen des Politikers schwer. Aber auch hier ist der Untersuchungsausschuss bei Scholz nicht viel weiter gekommen. Glatt wie ein Aal ist der ehemalige Hamburger Innensenator, auf dessen Initiative bei Gefangenen aus dem Drogenmilieu Brechmittel zum Einsatz kamen. Ein Weg der Beweismittelsicherung der mittlerweile geächtet ist. An Scholz ist das aber nie haften geblieben.
Das Satiremagazin extra3 hat sich der Verdienste des designierten Kanzlers angenommen und daraufhin vorgeschlagen, dass wir doch eigentlich alle „scholzen“ sollten. Man kommt zumindest um peinliche Momente elegant herum.
Brennende Beweise für Führungsmangel
Hamburger können sich auch noch gut an die Zeit erinnern, als Olaf Scholz Bürgermeister der Stadt war. Seine Führungskompetenz konnte er beim G20-Gipfel im Jahre 2017 unter Beweis stellen. „Ungefähr so sehr wie ein Hafengeburtstag würde der G20-Gipfel das Leben der Hamburger beeinträchtigen, hatte er gesagt.“ (Quelle: dw.com) Das Chaos in Folge einer katastrophalen Fehleinschätzung der Lage sorgte noch Jahre später für Gerichtsprozesse und Zeitungsartikel.
„Ich schäme mich für das, was geschehen ist.“ sagte Scholz, nachdem es aufgrund seiner Fehleinschätzung und fehlender Führungskompetenz zu den heftigsten Straßenschlachten in der Geschichte der Stadt gekommen war. Das waren ungewohnte Töne für einen Olaf Scholz, der allgemein eher als ein Pragmatiker mit einem gewissen Hang zu „dröger“ Wortwahl gilt. Aus seiner Zeit als Generalsekretär der SPD von 2002 bis 2004 hing ihm die Bezeichnung „Scholzomat“ an, weil seine Antworten in Pressekonferenzen und Pressegesprächen immer ein wenig mechanisch und wie vom Band wirkten. Scholz selbst empfand die Bezeichnung als „sehr treffend“. Seine Stärke war nie sein Charisma – davon hat er eher wenig.
Man sollte also nicht zu viel darauf geben, was ein Scholz sagt. Er erdet viel, vieles klingt auswendig gelernt, nur weniges davon ist ehrlich und noch weniger von Nachhaltigkeit geprägt. Führung wird es sehr wahrscheinlich nicht geben. Das ist nur wieder eines seines inhaltlosen Gelabers. Damit das eintritt, müsste der Mann komplett auf links gedreht werden und auch dann bleiben Restzweifel. Hamburger wissen aber aus eigener Erfahrung, wer von Olaf Scholz Führung erwartet, wird brennende Straßen erhalten.