März 28, 2024

Der geschenkte Tag

In einem Monat ist es wieder soweit. Es gibt einen 29. Februar. Warum ist das eigentlich so und was bedeutet das?

Normalerweise hat ein Jahr genau 365 Tage, aber das ist nur ein abgerundeter Wert. Ein Jahr misst die Zeit, die die Erde für eine Umkreisung der Sinne benötigt. Tatsächlich benötigt die Erde aber 365 Tage, fünf Stunden, 48 Minuten und 47 Sekunden oder dezimal ausgedrückt 365,2425 Tage. Dieses Abrunden um fast 6 Stunden würde über die Jahrhunderte dazu führen, dass bei uns zu Weihnachten Hitzewellen zu erwarten sind uns es im Juli schneit. Um das aufzufangen wird alle vier Jahre ein Tag an den kürzesten Monat Februar dran gehängt. Man nennt das Jahr dann ein Schaltjahr. Das geschieht in jedem Jahr, dessen Jahreszahl durch die Zahl vier teilbar ist (ausgenommen das Jahr ist durch 100 teilbar). Die Jahre, die ein Jahrhundert abschließen, wie z. B. 1800, 1900, 2100 und 2200, nennt man übrigens Säkularjahre. Diese sind dann wieder keine Schaltjahre. Aber reicht das eigentlich?

Unser gregorianischer Kalender, der nach Papst Gregor XIII. benannt wurde, der ihn 1582 mit der päpstlichen Bulle Inter gravissimas verordnete, hat mittlerweile seit 438 Jahren Gültigkeit. Weil alle vier Jahre 24 Stunden zu einem Jahr hinzugefügt werden, sind das jedesmal etwas über 11 Minuten zuviel. In 438 Jahren sind so 3,345 Tage zusammengekommen. Das ist nicht viel, aber auch so verschiebt man Jahreszeiten. Alle 130 Jahre müsste daher eigentlich ein Schaltjahr ausgelassen werden, um das auszugleichen. Daher sind die durch 400 ganzzahlig teilbaren Säkularjahre doch Schaltjahre. Damit sind z. B. 1600, 2000 und 2400 jeweils wieder Schaltjahre.

Korinthenkacker sind damit aber immer noch nicht glücklich. Rechnet man die derzeitige Verkürzung des tropischen Jahres um 0,5 Sekunden pro Jahrhundert mit ein, ergibt sich eine mit gleicher Rate größer werdende Differenz und daraus ein deutlich früherer bester Zeitpunkt zum Ausfall eines Schalttages. Bei Annahme, diese Verkürzung wäre seit 1582 und bis auf Weiteres konstant, müsste bereits im Jahre 4324 ein Schalttag wieder ausfallen. Alles klar?

Was bedeutet der geschenkte Tag

Für die Kirche wäre es der ideale Tag für den Menschen, um zur Ruhe zu kommen und zu Gott zu finden. Leider spielt da kein Arbeitgeber mit. Auch Vater Staat hat den 29. Februar nicht um Feiertag erklärt, was der Kirche in die Karten gespielt hatte.  Denn natürlich geht das Leben weiter und es ist letztlich ein ganz normaler Tag.

Nur nicht für schwangere Frauen, denn die schlagen an diesem Tag kräftig die Beine übereinander, um eine Geburt mit allen Mitteln zu verhindern. Schließlich möchte man mit den lieben Kleinen ja jedes Jahr an dem tatsächlichen Geburtstag feiern. Und so ist es nicht verwunderlich, wenn niemand an diesem Tag eine Geburt plant, auch wenn man solche Tage mittlerweile schon recht genau vorhersagen kann. Trotzdem muss eine Stadt wie z.B. Hamburg immer noch mit rund 30 Geburten rechnen.

Auch heiraten will am 29. Februar nur derjenige, der von sich genau weiß, dass er gerne einmal einen Hochzeitstag verpasst. Bei diesem Datum würde das dann ja nur alle vier Jahre passieren. Ein Hoffnungsschimmer.

Gewinner sind ganz sicher Hotels und Restaurants, die mit einer sechsstelligen Zahl an Extra-Übernachtungen allein in Hamburg rechnen können. Aber auch der normale Einzelhandel kann an einem weiteren Tag im Monat Waren verkaufen. Leider konnte man den Extra-Tag nicht einen Tag vor Weihnachten platzieren. Ende Februar bringt so etwas nur einen Bruchteil des Umsatzes der Vorweihnachtszeit.

Die dunkle Seite eines Extra-Tages

Leider kann es auch am 29. Februar zu Unfällen kommen. Liegt der Tag in der Woche, sind es zum Glück weniger Haushaltsunfälle, die sich gerne am Wochenende ereignen. Aber beim Straßenverkehr ist der Wochentag fast gleichgültig. In einer Großstadt wie Hamburg wird die Polizei wahrscheinlich wieder mehr als 175 Unfälle registrieren können, weil es immer noch nicht gelungen ist, Fahrer aus dem Landkreis Pinneberg die Einfahrt in die Stadt zu verbieten.

Ein Tag mehr bedeuten aber auch 24 Stunden, an denen es zu Gewalt- und Kapitalverbrechen kommen kann. In Hamburg werden immerhin pro Tag rund 6.000 Straftaten gezählt. Die Polizeistatistik zeigt daher sehr oft, wann ein Schaltjahr zu verzeichnen ist. Immerhin wird diese Statistik nicht von Leuten erstellt, die für das Arbeitsministerium tätig sind. Die verstehen es ausgezeichnet, unzählige Arbeitslose aus den Zahlen herauszurechnen. Krankheit, Umschulung, alles Maßnahmen, die es den Trickser vom Amt ermöglichen, gute Stimmung zu machen.

Ein zusätzlicher Tag wird sich also auf vielfältige Weise in den Zahlen eines Jahres bemerkbar machen. Passen Sie also auf, dass ihnen nur positives widerfährt.