März 29, 2024

Die Macht des Bildes schamlos ausgenutzt

Der in etlichen Pandemie-Übungen aufgezeigte Weg beinhaltet scharfe Einschnitte für die Bürger. Lockdown, Berufsverbote, Ausgangssperren und Grenzschließungen. Damit unter solchen Auflagen die Menschen nicht massenhaft auf en Straßen protestieren, braucht es eine gute Begründung. Angst zu schüren, ist noch besser. Am Ende wurde sogar Panik verbreitet, um die Menschen für die Besonderheit der Lage zu sensibilisieren. Bilder kommunizieren schneller als das gesprochene oder gar das geschriebene Wort. Also hat man die passenden Bilder geliefert. Corona-Todesopfer in großer Zahl, die in Militärlastwagen abtransportiert werden, sind ein solches eindrucksvolles Bild, das Panik schürt. Und so gab es solche Bilder aus Bergamo und kurze Zeit später aus New York.

>> „Armee transportiert Leichen mit Lkw ab – Ausnahmezustand im Land verlängert – Der Tagesspiegel vom 19.03.2020
>> „Bestatter stapelt Leichen in gemietetem Laster“ – Der Tagesspiegel vom 01.05.2020
>> „In News York liegen seit Monaten 650 Tote in Kühllastern“ – Berliner Morgenpost vom 26.11.2020
>> „Noch immer 750 Corona-Tote in New Yorker Kühllastern“ – kleinezeitung.at vom 08.05.2021

Einmal verbreitet und in den Nachrichtensendungen oft genug wiederholt, bedarf es künftig nur noch eines kurzen Hinweises auf die „Bilder aus Bergamo“ – gerne im Plural, dabei war es von Anfang an eigentlich nur ein Bild: Das Handyfoto vom 18. April 2020 zeigt einen Konvoi von Militärlastern. Insgesamt neun Fahrzeuge fahren hintereinander eine Straße entlang, die durch ein Wohngebiet führt. Aufgenommen wurde das Bild von dem damals 28-jährigen Flugbegleiter Emanuele di Terlizzi. Vom Balkon aus hatte er die nächtliche Aktion erfasst. Eher zufällig, aber nicht ohne Gespür für Bildausschnitte, hat di Terlizzi ein nahezu perfektes Katastrophenbild geschaffen: Das vorderste und das letzte Fahrzeug sind angeschnitten, automatisch ergänzt man die Reihe im Kopf: aus den abgebildeten neun LKW wird so schnell eine vermeintlich unendliche Reihe – in Wahrheit waren es nur wenig mehr, nämlich dreizehn Fahrzeuge.

„Dieses Bild von diesem Lastwagenkonvoi erreichte das deutsche Publikum genau an dem Feld, wo der erste Lockdown begann, wo es noch nicht sehr viele Fälle gab, wo noch nicht wirklich klar war, wie gefährlich die ganze Sache sein wird, oder was wir damit verbinden. Und dann, auf einmal sieht man einfach einen Konvoi von Lastwagen, und man sieht in unmittelbarer Weise einen Ausnahmezustand, eine Gefahr, etwas, was man nicht haben möchte. Und damit ist diese Wirkkraft von diesem einzelnen Bild viel größer, weil es sozusagen auf alles andere draufsetzt. Das ist wie eine Interpretation der Lage.“

Di Terlizzi selbst glaubte beim Fotografieren, die Fahrzeuge würden Material für den Aufbau eines Notkrankenhauses transportieren. Erst nachdem er das Bild im Internet veröffentlicht hatte, reagierte die Masse mit ihrer „Schwarmintelligenz“: Die LKW transportierten Leichen. Damit wurde das Bild zu einem Symbol des Todes.
Emanuel Macron nutzte in seiner Rede an die Nation Mitte April ganze sechs Mal die Formulierung, wir seien „im Krieg“ – kombiniert mit der Aufforderung Ruhe zu bewahren und zuhause zu bleiben. Da kam ein Bild wie di Terlizzis vom Balkon fotografierter Militärkonvoi gerade recht: Das Foto ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Paradebeispiel dafür, dass Bilder Angst erzeugen können ohne irgendetwas konkretes zu zeigen.

Ebenfalls aus Italien folgte darauf ein Bild mit mehreren Reihen von Särgen, auf denen eine rote Rose liegt, kombiniert mit dem Satz: „Vielleicht ein Grund, dass alle mal zuhause bleiben sollten“. Einen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gab es aber in diesem Fall gar nicht. Das Foto stammt aus dem Jahr 2013 und zeigt die in einem Flughafen-Hangar aufgereihten Särge ertrunkener Boots-Flüchtlinge auf Lampedusa.

New York lieferte kurz darauf Drohnenaufnahmen von Gruppenbegräbnissen auf Hart Island: einfache Holzsärge wurden eng beieinander in riesigen Gruben gestapelt, ganz ohne Abschiedszeremonien mit Angehörigen. Das wirkte wie der Kollaps des Bestattungssystems, wie ein Zivilisationsbruch, der Corona endgültig zur Katastrophe, zur Zeitenwende gemacht hätte. In den Särgen waren auch wirklich Corona-Tote, doch es waren Obdachlose, die keine Angehörigen hatten oder Arme, deren Angehörige sich kein anderes Begräbnis leisten konnten. Sie waren auch früher schon nach gleichem Prozedere auf der Insel beerdigt worden, ohne dass sich dafür irgendjemanden interessiert hätte.

Die Schamlosigkeit der Presse

Eigentlich sollte man von Journalisten erwarten, dass sie der Wahrheit verpflichtet sind. Ihr Auftrag ist die neutrale, sachliche Information. Alles davon abweichende muss als Meinung oder persönlicher Kommentar gekennzeichnet werden. Eines darf aber auf keinen Fall passieren: Die gezielte Täuschung der Bürger, durch die permanente Verbreitung einer falschen Geschichte. Die Süddeutsche Zeitung hält sich an solche Regeln eines ethischen Journalismus schon lange nicht mehr. Und so wurde über Monate auf der Propagandaklaviatur des gewünschten Narrativs gespielt.  Ein Jahr nach Bergamo erschien der Artikel „Momente der Wahrheit“. Dort hieß es: „Vor einem Jahr fotografierte Emanuele di Terlizzi in Bergamo eine Kolonne von Militärlastern, die Covid-19-Tote transportierten. Erst solche ikonischen Bilder machen Krisen begreifbar.“ (Quelle: www.sueddeutsche.de vom 18.03.2021)

Dabei war die Anzahl der Verstorbenen damals nicht höher als bei manchen Grippewellen in Italien (Stand April Anfang 2020). Die Region Bergamo ist bekannt dafür, von Grippewellen immer besonders hart getroffen zu werden, weil die Bevölkerung insbesondere im Winter dort über eine extreme Vitamin D Unterversorgung gekennzeichnet ist. Corona-Infizierte dann in dieser Region in Pflegeheimen unterzubringen, ohne für einen speziellen Infektionsschutz zu sorgen, ist so grob fahrlässig, dass man fast von Absicht ausgehen könnte.

Am 22.03.2021 vermeldet der Spiegel „Erst kam das Virus, dann das Vertuschen„. Hunderte italienische Familien haben nach dem Coronatod ihrer Angehörigen Anzeige erstattet. Sie fordern Aufklärung. Tatsächlich zeigen Dokumente, dass zu Beginn der Pandemie Fehler gemacht und verheimlicht wurden.

Ein Angehöriger möchte z.B. wissen, ob der Tod seiner Mutter zu verhindern gewesen wäre. Hätte man ihr nicht mehr als Schmerzmittel geben müssen? Und in der Krankenakte des Vaters sei so vieles im Nachhinein von Hand korrigiert worden, dass man kaum noch etwas habe entziffern können. Diese Art der Dokumentation ist sicher ungewöhnlich und bestimmt nicht vorschriftsgemäß. Aber jeder Tote vergrößert die Angst und hält die Pandemie am Leben. Mit den einmal im Kopf festgesetzten Bildern und deren Bedeutung soll ja möglichst lange gearbeitet werden. Aufklärung gibt es vielleicht in ein paar Jahren, wenn überhaupt, denn eine Pandemie könnte dauerhaft für enorme Einnahmen in der Pharmabranche sorgen.