November 30, 2024

Macht Omikron die Impfpflicht zum Rohrkrepierer?

Der Tasmanische Teufel im Gesundheitsministerium dreht zwar immer noch seine Kreise, und wird auch nicht müde, vor der großen Gefahr durch die Omikron-Welle zu warnen, großen Einfluss auf die Zahlen scheint das allerdings nicht zuhaben. Trotz steigender Infektionszahlen durch die neue Virus Mutation Omikron, bleibt die Situation in den Krankenhäusern entspannt.

Omikron ist weiter auf dem Vormarsch, das steht außer Frage. In Hamburg soll der Anteil schon bei über 54,9 Prozent liegen. Auch in Bayern hat Omikron die Spitz erobert. In die neuen Bundesländer hat sich das Virus noch nicht entscheidend vorgewagt. Da liegt der Anteil eher im einstelligen Bereich.

Interessant ist die schnelle Entwicklung des Infektionsgeschehens. Ende November 2021 lag die 7-Tage-Inzidenz in Sachsen noch bei 932, in einigen Landkreisen dramatisch weit über der 1.000er-Marke. Nicht viel besser sah es in Thüringen und Bayern aus. Während Söder noch über die vielen Esoteriker in Bayern jammerte, präsentierte Lothar Wieler melodramatisch, dass man in die Deutschlandkarte wegen der extrem hohen Inzidenzwerte in den Landkreisen eine neue Farbe einbauen musste. Die vierte Welle wird ja so schrecklich werden.

Obwohl die Impfquote steigt und steigt, wundert es auch gar niemanden mehr, dass alle da im Schatten der Impfstoffe passiert. Was für tolle Game Changer. Aber die Boosterung, egal ob dritte oder vierte Spritze, soll ja immer noch ganz toll funktionieren. Das Bauchgefühl vieler Menschen geht den Schritt aber nicht mehr mit. Werfen wir mal einen Blick auf die harten Zahlen.

Offensichtlich ist, dass Omikron so ansteckend ist, dass es immer häufiger Delta den nächsten Wirt vor der Spikenase wegschnappt.  Bis Ende Januar könnte Delta schon Geschichte sein. Ein Sonderfall beim aktuellen Infektionsgeschehen ist Bremen. Das Impfungsmusterland mit einer Impfquote von mehr als 84 Prozent glänzt gerade mit den höchsten Inzidenzwerten.

Das darf man sich gerne auf der Zunge zergehen lassen. Bremen hat längst die Impfquote, die die gesamte Bundesrepublik erst noch durch die Einführung der Impfpflicht erreichen soll. Da bekommt man gleich einen Vorgeschmack auf die Sinnhaftigkeit einer weiteren Impfquotenjagd. Fakt ist, Bremen hat nicht nur die höchste 7-Tage-Inzidenz mit 1.183, sondern gleichzeitig auch noch eine schwindelerregend hohe Hospitalisierungsrate. Mit 29,99 erschließt dieser Parameter bisher ungeahnte Höhen. n ganz Bremen sind nur noch 7 Intensivbetten frei. Fünf davon sind nur für Covid-Patienten geeignet. Überraschend ist dieser Höhenflug des Horrors, weil der Omikron-Anteil in Bremen bei niedrigen 13,4 Prozent liegt. Da kommt also wahrscheinlich noch einiges auf die Stadt zu.

Zeitgleich haben sich Anfang Januar 2022 die Zahlen der Sorgenkinder von Ende November 2021 kolossal gewandelt. Sachsen, Bayern und Thüringen verzeichnen die niedrigsten Inzidenzen des Landes. Nur Sachsen-Anhalt hat eine noch niedrigere Inzidenz als Sachsen mit seinen 278. Alle liegen unterhalb des Bundesdurchschnitts von 394. Die Bundesländer,  die im Verlauf des letzten Jahres immer am unteren Spektrum klebten, liegen heute deutlich über dem Schnitt, wie z.B. Hamburg bei 582, Schleswig-Holstein bei 589 oder Mecklenburg-Vorpolen bei 420.

Nachdem die MPKs immer dafür gesorgt haben, dass alle Corona-Maßnahmen bundesweit ziemlich einheitlich umgesetzt wurden, verwundern diese unterschiedlichen Entwicklungen in den Bundesländern schon. Hier eine Übersicht der Daten:

Die drei linken Spalten zeigen die Inzidenzen unter Berücksichtigung der Omikron-Variante. Sortiert sind die Bundesländer nach ihrer Omikron-Inzidenz. In allen Spalten sind zur Verdeutlichung der Rangfolgen die schlechtesten Werte mit einem kräftigen Rot und die besten Werte mit einem kräftigen Grün markiert. Die in der Reihenfolgen nachfolgenden Werte haben eine jeweils hellere Farbe erhalten. Einen perfekten Farbverlauf gibt es natürlich nur in der ersten Spalte. Danach gibt es Ausreißer, man erkennt durch die Farben aber leichter bestimmte Tendenzen.

Sehr deutlich zuerkennen ist, dass gerade die Bundeländer mit den höchsten Inzidenzen auch die höchsten Impfquoten haben. Die östlichen Bundesländer mit den niedrigsten Impfquoten haben die niedrigsten Inzidenzen. Im Grunde gilt dies auch in Hinblick auf die Hospitalisierungsrate. Dort fallen nur zwei Ausreißer auf. Bremen liegt in der oberen Hälfte mit den hohen Impfquoten den grundsätzlich geringeren Krankenhausraten mit einer Hospitalisierungsrate von 29,99. Auf den anderen Seite hat Niedersachsen neben einer geringen Inzidenz und einer durchschnittlichen Impfquote auch die niedrigste Hospitalisierungsrate. Da von Ausreißer zu sprechen ist eigentlich falsch. Im Grunde ist so etwas eigentlich das zu erwartende oder besser gewünschte Ergebnis gewesen.  Ein gute Impfquote sorgt für niedrige Inzidenzen und damit auch für eine geringe Hospitalisierungsrate.

Die Tabelle zeigt aber,  dass man in dieser Pandemie nichts erwarten kann. Vor allem nicht von den Maßnahmen. An welcher Stelle haben die gewirkt? In Bayern, Sachsen und Thüringen sind die Inzidenzen deutlich nasch unten gegangen. Auch die Lage in den Krankenhäusern hat sich entspannt. Im Dezember 2021 wurden noch medienwirksam COVID-Patienten mit Bundeswehr-Flugzeugen aus den südlichen „Notgebieten“ in die nördlichen Bundesländer geflogen, wo es noch freie Betten auf Intensiv gab.

Aber in den drei Bundesländern sahen die Maßnahmen ja nicht anders als in allen anderen Ländern. Überall gab es 2G, wurden Ungeimpfte also von öffentlichen Leben ausgeschlossen. Bundesweit wurden Angestellte vor der Aufnahme der täglichen Arbeit getestet. Weihnachtsmärkte wurden bundesweit abgesagt oder zumindest mit 2G, manchmal sogar mit 2G+ veranstaltet. Und letztlich hat der Einzelhandel bundesweit unter den Maßnahmen zu leiden gehabt. Welche Maßnahme hat die Situation in einigen Bundesländern deutlich verbessert, während sich gleichzeitig die Situationen in anderen deutlich verschlechtert haben?

In Anbetracht dieser Zahlen kann doch ernsthaft keiner mehr behaupten, dass die Impfung etwas bringt. Keiner kann behaupten, dass die Corona-Maßnahmen etwas am Infektionsgeschehen ändern. Der Verdacht ist zumindest nicht von der Hand zu weisen, dass die Zahlen kaum anders aussehen würden, wenn es all diese Maßnahmen nicht gegeben hätte.

Fakt ist, dass die dritte Welle nie das Ausmaß der zweiten Welle hatte. Die dritte Welle war geprägt vom Mutanten-Wechsel von Alpha hin zu Delta. Alpha war die bisher gefährlichste Mutation, was man der folgenden Kurve entnehmen kann.  Delta war ansteckender, was dazu führte dass Delta am Ende des letzten Winters die Alpha-Mutante innerhalb weniger Wochen verdrängte. Delta war aber auch etwas harmloser als Alpha. Die Kurve belegt es.

Die vierte Welle Ende 2021 brachte durch einen fast 100-Prozent-Anteil von Delta ungeahnt hohe Ansteckungsraten. Die Inzidenzen haben sich zum Teil mehr als verdoppelt. Die vierte Welle hatte aber in den Krankenhäusern weniger Auswirkungen als die beiden Wellen davor. Seit Mitte Dezember geht die Zahl der Patienten steil bergab. Daran ändert auch die neue Omikron-Variante nichts. Ganz im Gegenteil, denn weil Omikron viel harmloser ist, wird auch bei jetzt wieder steigenden Infektionszahlen, die Lage in den Krankenhäusern entspannt bleiben.

Es verwundert daher auch nicht, dass seit November 2021 trotz aufkommender vierter Welle die Zahl der Intensivbetten weiter abgebaut wurde. Insbesondere die Reserve wurde massiv reduziert. Da waren offenbar bereits einige besser informiert. Alternativ  kann man das ja nur eine mutwillige Sabotage nennen. Wenn man in der Pandemie Betten abbaut, ist die Überlastung des Systems ja normalerweise vorprogrammiert. Das geplante Chaos?

Um Argumente für eine Impfpflicht zu sammeln, sicher eine gute Idee, die Bettenzahl zu reduzieren. Überlastete Krankenpfleger heulen dann wieder effekthaschend in die Mikrofone bestürzter Außenreporter. Dass Krankenpfleger schlecht bezahlt und wahrscheinlich überlastet sind, will ja keiner bezweifeln, auch wenn es nur wenige Fleißbandarbeiter und Busfahrer gibt, die am Ende ihrer Schicht zu jammern anfangen. Das Pflegen von schwer kranken Menschen gehört zur Stellenbeschreibung für diesen Job. Niemand wurde dazu gezwungen. Sicher hätte jeder gerne bessere Arbeitszeiten, mehr Urlaub und mehr Geld. Aber die Pandemie und die Not von Patienten dafür zu nutzen, um die Situation an Krankenhäuser zu verschärfen,  ist keine sympathische Idee. Die Zahlen geben diese Überlastung nicht her. Nicht 2020, nicht 2021 und auch nicht im Übergang von Welle 4 zu Welle 5.

Aber vielleicht sollte man sich die Situation in den einzelnen Bundesländern noch einmal genauer ansehen. Hier noch einmal die Tabelle:

Aber warum baut man tatsächlich Betten in der Pandemie ab? Liegt es nur am Personal? Von der grundsätzlichen Strategie, Krankenhäuser und Bettenkapazitäten abzubauen, ist man ja nie abgewichen. Die Folgen des Bettenabbaus sind ja an den Zahlen zu erkennen. In Schleswig-Holstein teilen sich statistisch über 93.000 Menschen ein Krankenhaus, bzw. 4.429 ein Intensivbett. In Mecklenburg-Vorpolen sieht das völlig anders aus. Dort kommen 50.000 Menschen auf ein Krankenhaus bzw. 2.563 Menschen teilen sich ein Intensivbett. Auffällig ist, dass in den Bundesländern, in denen die Inzidenzen niedriger sind, auch die Versorgung mit Krankenhauskapazitäten besser ist. An der grünen Hintergrundfärbung ist das gut zu erkennen. Praktisch keine Parallelen gibt es dagegen bei den Disziplinen „Quote der freien Intensivbetten“, „Anteil der COVID-Patienten auf Intensiv“ und „Quote der freien COVID-Intensivbetten“.  In diesen Kategorien steht das Saarland sehr gut da, welches sonst nur Mittelfeldplätze verzeichnet.

Überraschend ist die Auswertung von Thüringen. Geringe Inzidenzen trotz niedriger Impfquote, dafür aber eine üppige Ausstattung mit Krankenhausbetten. Das führt dazu, das zwar der Anteil der COVID-Patienten auf den Intensivstationen groß ist, aber gleichzeitig auch noch sehr viele freie Kapazitäten vorhanden sind. In Sachsen und Sachsen-Anhalt ist dagegen nicht nur der Anteil der COVID-Patienten hoch, sondern auch die Zahl der freien Kapazitäten gering.

Grundsätzlich macht diese Auswertung deutlich, dass dort, wo die Impfquote gering ist, die Hospitalisierungsrate höher ist. Die Impfung scheint daher in der Tat schwere Krankheitsverläufe zu verhindern. Die Lage an den Krankenhäusern und für das Gesundheitssystem verbessert sich auch bei geringer Impfquote, wenn die Bettenkapazität höher ist. Für den fortlaufenden Bettenabbau gibt es angesichts dieser Auswertung nur wenige Argumente.

Omikron verschärft die Lage in den Krankenhäusern nicht

Dort, wo die Omikron-Variante bereits hohe Anteile hat, ist die Lage in den Krankenhäusern weniger dramatisch als in den Bundesländern im Osten, wo Omikron nur einen einstelligen Anteil hat. Auch im Ausland, wo Omikron schon länger den Ton angibt, ist zu beobachten, dass Krankheitsverläufe bei der neuen Mutante weniger schwer verlaufen.

Für die Durchsetzung einer Impfpflicht ist das nicht gut. Da lief es zwei Jahre wie geschmiert für Pfizer und die Politik. Die in Arbeitspapieren festgelegten Kommunikationsstrategien  wurden akribisch umgesetzt. Das Virus der Angst wurde weiter verbreitet als ein echtes Virus jemals über natürliche Ansteckung kommen kann. Der Impfstoff wurde über den grünen Klee gelobt, obwohl sehr schnell klar wurde, dass die Impfung doch nicht der Game Changer sein wird. Daher wurde der nächsten Stufenplan aktiviert, und das Volk gegeneinander ausgespielt. Man erklärt die Geimpften zu den Guten in der Gesellschaft und bezeichnet die Ungeimpften als Tyrannen und unsolidarisch, macht sie zu den Schuldigen immer weiter verschärfter Corona-Maßnahmen. Die Nerven liegen blank. Allein um ein Ende des Leidens zu erreichen, sprechen sich immer mehr für eine Impfpflicht aussprechen.

Nachdem das Segelschiff schon so richtig Fahrt aufgenommen hat, droht Omikron für eine heftige Flaute zu sorgen. Ein Virus, das nicht mehr als einen Schnupfen verursacht,  wird kaum dafür sorgen, dass man juristisch ein grünes Licht für eine Maßnahme bekommt, deren Wirksamkeit und Nebenwirkungen unbekannt sind, die alle drei Monate erneuert werden muss und deren Umsetzung in der Praxis kaum möglich sein wird.  Für die Politik  und Pfizer eine Katastrophe. Da war man so kurz vor dem Ziel gesetzliche verordneter Umsatzerlöse und jetzt droht der ganze monatelange Aufwand, der tausendfache Gesichtsverlust, durch Zahlentricksereien und Fake-News, an der Laune der Natur zu scheitern.

Man sollte die Rechnung aber nie ohne das Virus machen. Der Souverän in der Pandemie ist das Virus. Wenn das Virus es für eine schlechter Strategie hält, den Wirt zu töten oder schwer erkranken zu lassen, dann ist das nicht nur seine Sache, sondern auch sehr schlau. Welche politische Maßnahme, welcher Impfstoff hat definitiv etwas am Verlauf der Pandemie geändert? Steht Schweden ohne Lockdown und Einschränkungen der Bürger schlechter da als andere Länder? Hat die Abschottungsstrategie von Australien funktioniert? Steht Israel mit einer schnellen Massenimpfung heute besser da?  Hat Großbritannien durch ihren Freedom Day jetzt eine höhere Inzidenz als Frankreich oder die Schweiz?

Aber anstatt sich zu freuen, dass die Pandemie in eine endemische Lage wechselt und schon in absehbarer Zeit überall der Freedom Day ausgerufen werden kann, drücken einige unsere Politiker jetzt richtig auf das Gaspedal. Die Impfpflicht muss kommen, egal wie, egal was es kostet, egal ob es überhaupt noch medizinisch sinnvoll ist. Aber man muss auch Verständnis für die Menschen aufbringen. Da haben sich so viele Politiker bereits in der Badewanne voller Golddukaten planschen sehen. Wenn jetzt der dauerhafte Geldsegen für die Impfstoffhersteller und deren Sympathisanten ausbleibt, wird es wieder Jahre dauern, bis sich eine neue Pandemie wieder so weit entwickelt hat. Aber es gibt keinen Grund zu verzagen. Pfizer wird bestimmt schon sehr bald wieder eine Gelegenheit bekommen, sein Glück großzügig mit anderen zu teilen.