April 20, 2024

„Warum“ & „Weil“ in der Krise

Während logisches Denken in der Ausbildung junger Menschen ein gerne angestrebtes Ziel ist, hat die Politik es einfacher, wenn deren Aktionen den Gesetzen der Logik nicht unterworfen werden. Zum Glück für die Regierenden ist die Fähigkeit, Logik zur Abwägung  von Sachverhalten einzusetzen, bei vielen Menschen nicht mehr anzutreffen.

Im November 2020 äußerte sich Michel Friedman in der Sendung „Talk aus Berlin“ vom rbb auch zu der Erziehung seiner beiden Söhne. Kurz zur Erinnerung: Michel Friedmann ist ein Publizist, Jurist und Philosoph, der in der Vergangenheit in eigenen Sendungen unter Beweis gestellt hat, das auch ein scheinbar bequemer Sessel in seiner Gegenwart schnell zum Folterstuhl werden kann.  Der eloquente und dabei immer streitbare Medienmann steht wie kein Zweiter für die Personifizierung von „Sex & Drugs & Rock’n’Roll“, zumindest für zwei dieser drei Dinge. Und er gilt als Philosoph trotz seiner CDU-Mitgliedschaft, was verwundert, weil Selbstbereicherung bekanntlich kein Teilbereich der Philosophie ist und schlaue Geister in der Merkel-Partei von Mutti in der Vergangenheit immer weggebissen wurden.

Seine Söhne hat er schon in jungen Jahren damit gequält, dass diese nach der Äußerung „ich möchte jetzt ein Eis“, mit der Warum-Frage konfrontiert wurden. Die darauf fällige Weil-Antwort wird heute allerdings auch viele Erwachsene auf eine harte Probe stellen. Wem fallen schon spontan Argumente ein, wie die Befriedigung eines Verlangens nach Erfrischung oder die Belohnung des eigenen Ichs durch einen Genuss, der in der Lage ist Glückshormone auszuschütten? Macht uns diese einfache aber nachhaltige Schaffung von Glücksmomenten nicht erst zum Menschen und das Leben damit erst lebenswert? Für einen Sechsjährigen eventuell eine schwierige Antwort, aber sicher auch für den LKW-Fahrer, die Putze oder den Maurer von nebenan.

Logik – wenn eine menschliche Fähigkeit verkümmert

Handlungen und Wünsche einer Warum-Frage zu unterwerfen ist grundsätzlich ein gute Idee. Das findet leider viel zu selten statt, am wenigsten dieser Tage in  der Politik. Dabei sollten die Entscheidungen einer Regierung nachvollziehbar und damit logisch sein. In der aktuellen Pandemie sind sie es nicht.

Obwohl Aerosolexperten schon seit Monaten erklären, dass eine Infektion in freier Luft sehr unwahrscheinlich ist, müssen in vielen Innenstädten Menschen draußen Masken getragen werden. Bei der Notbremse seit April 2021 gilt eine Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr, mancherorts sogar ab 21 Uhr. Die Menschen werden also gezwungen, in ihren Wohnungen zu bleiben, wo man sich sehr viel leichter anstecken kann.

Als Argument gilt hier, dass es nicht darum geht, nicht nach draußen zu gehen, sondern man will verhindern, dass Menschen Freunde in anderen Haushalten besuchen. Wer deutlich vor 22 Uhr die Heimreise antreten muss, wird auf den Besuch gleich ganz verzichten. Soweit die Theorie. Dass das aber auch dazu führen kann, dass Menschen bei ihren Freunden übernachten und so eine noch viel längere Zeit in einer Umgebung verbringen, in der die Aerosolkonzentration während des Schlafs kontinuierlich steigt, weil Schlafwandler bekanntlich nicht lüften und niemand dafür mitten in der Nacht seinen Wecker stellt. Was in der Theorie vielleicht  gut gemeint war, könnte sich in der Praxis als besonders gefährlich herausstellen. Ist eine Ausgangssperre eine logische Maßnahme? Eher nicht.

Die Stadt Tübingen hat in den letzten Monaten großen Erfolg mit eine Strategie gehabt, bei der alle Bürger häufig getestet wurden. Wer nachweislich gesund ist, kann niemanden anstecken. Nicht zu testen ist dagegen unklug, war aber monatelang die gängige Praxis. Wenn man aber unmittelbar vor dem Ausbruch der ersten Krankheitssymptome am ansteckendsten ist, kann nur ein Test diese Gefahr sichtbar machen. Von der Politik im letzten Jahr keine  häufigen Testungen anzuordnen, war daher das beste Mittel um der Pandemie weiter Vorschub zu leisten.

Apropos Notbremse: Bei einer Inzidenzzahl von 165 die Notbremse zu ziehen, erscheint angesichts der Fakten auch nicht gerade logisch begründet. Zumal ab Mai ohnehin mit einer Besserung der Lage zu rechnen ist, weil sich dann das bessere Wetter positiv auf die Eindämmung der Pandemie auswirken wird. Während in Deutschland die Politik auf der Bremse steht, öffnen in den Nachbarländern Geschäfte und Gastronomie bei deutlich höheren Inzidenzwerten. Wo besteht für Einzelhandel und Gastronomie bei uns der Unterschied zwischen einem totalen Lockdown und dem Knie auf dem Hals von George Floyd? Da kann man so oft „I can’t breathe“ rufen wie man will. Auch Erziehungsexperten und Kinderpsychologen warnen bereits seit Monaten vor den seelischen und psychischen Folgen einer Isolation unserer Kinder. Die Zahl der Anrufe bei den entsprechenden Telefonhotlines hat sich jedenfalls verdoppelt. Für die Politik kein Argument.

Welche Logik steckt dahinter, Orte mit erhöhtem Ansteckungsrisiko seit 14 Monaten nicht näher identifizieren zu wollen? Jedenfalls keine, die zu einer Beherrschbarkeit führen könnten. Wer statistische Daten nicht erhebt, Maßnahmen ergreift, die zu einer Reduzierung von Ansteckungsrisiken im Widerspruch stehen, anderseits aber immer neue Schreckensszenarien in den Medien malt, dem ist am Fortbestand der Pandemie gelegen, oder? Das klingt zumindest logisch.

Während die Britische Mutante nun doch nicht zu dem exponentiellen Wachstum der Infizierten geführt hat, stecken jetzt schon neue Mutationen aus Indien und Chile, im Ärmel der Politiker. Unterstützt von Talkshow-Virologen, die man getrost zu den Profiteuren der Pandemie rechnen kann. In der Schulmedizin gibt es praktisch keinen Arzt, der nicht von der Pharmaindustrie finanziell unterstützt wird, wenn er deren Präparate nur häufig genug verschreibt. Das ist bei Virologen und Epidemiologen nicht anders. Wenn 7 Milliarden Menschen wenigstens zweimal pro Jahr zu impfen sind, bedeutet das Umsatzzahlen bisher unbekannten Ausmaßes. Da macht es Sinn, Angst- und Panik-Level hoch zu halten.  Auch das ist logisch.

Dagegen scheint es ziemlich unlogisch, aufgrund einer sicherlich gefährlichen Grippe-Variation, unter der aber nie mehr als 1,6 Promille der Bevölkerung leiden und nur ältere Menschen in Pflegeinrichtungen wirklich ernsthaft gefährdet sind, alles zu schließen,  die Menschen ihrer Grundrechte zu berauben,  Arbeitnehmer und Gewerbetreibende in die Insolvenz zu treiben und Länder zu verschulden, was die Weltwirtschaft über Jahrzehnte belasten wird. Auch die geeigneten Maßnahmen, die Menschen vor einem schweren Verlauf einer Erkrankung schützen würden,  selbst nach 14 Monaten immer noch nicht in Angriff genommen zu haben, scheint ohne Motiv dahinter eher unlogisch. Welche Motive dahinter stecken könnten mögen vielschichtig sein, lassen sich aber garantiert immer auf den Faktor Geld runterbrechen. Auch in der größten Krise gibt es immer Gewinner.

Jeder der sein logisches Denkvermögen nutzt und aktuell Zweifel äußert, kann sich aber sicher sein, dass darauf ein Shitstorm folgen wird – vor allem, wenn man als Schauspieler seine Meinung äußert. Wem Logik fremd ist und sich von einer Panik in seinem Handeln leiten lässt, wird auch weiterhin alle Maßnahmen geduldig akzeptieren. Die Politik und Wirtschaftsunternehmen profitieren davon. Auf Dauer kann das aber eigentlich nicht gut gehen.

Helfen wird nur der Faktor Zeit. Je länger etwas her ist, umso weniger regt man sich darüber auf. Die damaligen Täter sind dann schon verstorben und deren Nachfolger dafür verantwortlich machen? Wer will das schon? Die CIA und damit der amerikanische Staat können nach 50 Jahren unter Verschluss selbst die peinlichsten Akten der Öffentlichkeit zugänglich machen. Wem sollen heute schon Konsequenzen für den Sturz der demokratisch gewählten Regierung im Iran drohen? Premierminister Mossadegh wurde nur mit Hilfe der CIA („Operation Ajax“) durch die Armee gestürzt. Heute können die Amis das lachend zugeben. Demnächst (bis spätestens 26. Oktober 2021) müssten auch die letzten Akten zur Ermordung von JFK der Presse zur Verfügung gestellt werden. Wie schuldig ein Lee Harvey Oswald dann wirklich ist, wird sich zeigen.

Spätestens im Jahre 2071 werden wir auch wissen, was hinter dieser Pandemie steckt. Bis dahin werden aber nur noch wenige über ein logisches Denkvermögen verfügen. Dummheit kann das Leben aber auch einfacher machen. Ein schwacher Trost.