April 29, 2024

Hanson und die Folgen

Der Missgriff des Aufsichtsrats der Stadtwerke Pinneberg hat am vergangenen Donnerstag für eine hitzige Debatte im Ratssitzungssaal geführt. Einige der vom Geschäftsführer Sven Hanson drangsalierten Mitarbeiter machten mit Trillerpfeifen auf ihr Anliegen aufmerksam. Auf Seiten der Politik fühlten sich viele an die sonst übliche Fraktionsdisziplin nicht mehr gebunden. Und so kam es zu harten, an der Sache orientierten Auseinandersetzungen und am Folgetag zum großen Schweigen. Das Ergebnis indes machte schnell seine Runde. Schon am Donnerstag kam es zur großen Erleichterung bei der Belegschaft als bekannt wurde, dass der Vertrag mit dem Folterknecht Hanson nicht verlängert wird.

Eines muss aber allen Pinnebergern klar sein: Ausreden darf es keine mehr geben. Der Aufsichtsrat hat diesen Misanthropen von der Insel Norderney geholt, ohne sich vorher umfassend über Person und Wesenszüge zu informieren. Das war schon grob fahrlässig. Dann hat man an dem Geschäftsführer zu lange festgehalten, schon um diesen eigenen Fehler nicht einzugestehen.

Probleme waren der Politik angeblich lange nicht bekannt

Der Informationsfluss zwischen Aufsichtsrat und Hauptausschuss müsse auf jeden Fall verbessert werden, heißt es jetzt. Der Aufsichtsrat wusste aber auf jeden Fall, was bei den Stadtwerken seit Amtsantritt von Hanson los war. Immer wenn der Aufsichtsratsvorsitzende im Hause war, führte er auch ein Gespräch mit dem Betriebsrat. Aber wenn in diesem Gremium die drei Affen „Ich sehe nichts“, „Ich höre nichts“ und „Ich sage nichts“ sitzen, wird es schwierig.

Zwei der Aufsichtsratsäffchen haben ihren Platz bereits freiwillig geräumt. Vielleicht eine gute Gelegenheit, alle anderen auch zu hinterfragen. Immerhin muss ein neuer Geschäftsführer gefunden werden. Diesem Gremium traut man eine bessere Wahl kaum zu, auch wenn der Trost bleibt, dass es kaum möglich ist, einen noch schlechteren Geschäftsführer als den Hanson unter Vertrag zu nehmen.

Eine Entscheidung muss wahrscheinlich auch schneller getroffen werden, als es die Faktenlage hergibt. Aber bei diesem ruinierten Arbeitsklima bei den Stadtwerken ist es einfach keine gute Idee, Hanson noch weitere 18 Monate wirken zu lassen. An den Mitarbeitern wird er sich nicht mehr so sehr vergreifen, aber sein Treiben an alter Wirkungsstätte lässt vermuten, dass er auf anderer Weise seiner dunklen Gesinnung Ausdruck verleiht.

Und so fordert Verdi-Sekretär Andreas Riedl folgerichtig, dass der Geschäftsführer unverzüglich aus dem Unternehmen abgezogen werden sollte. Das bedeutet dann, dass schnellstmöglich ein Interimsgeschäftsführer gefunden werden muss. Für die Wahl eines Nachfolgers empfiehlt Riedl „eine Findungskommission unter Beteiligung der Arbeitnehmer“. Den Aufsichtsrat würde  dabei auch keiner in Pinneberg mehr einbeziehen wollen.