Oktober 5, 2024

Zeitverschwendung bei Illner

Es gibt zu viele Talk Shows und zu wenige Themen. Wo es nur noch ein Thema gibt, weil man über dringendere Themen auch nicht reden soll, würde im Grund eine Talk Show pro Woche völlig ausreichen. Allerdings bräuchte es dafür Gäste, die für einen Zusammenprall unterschiedlicher Meinungen sorgen würden. Seit zwei Jahren werden den deutschen TV-Zuschauer immer die selben Gesichter präsentiert, die alle eines gemeinsam: Eine grundsätzlich positive Einstellung zu den regierenden Parteien und deren Corona-Maßnahmen, sowie eine positive Einstellung zur Pharma-Medizin und der Impfpflicht.

Leider erwischen sich immer wieder Zuschauer dabei, dass sie vom Ekel angezogen werden. Man weiß vorher, dass man nichts Neues erfährt und eine Stunde lang nur vernebelt und belogen wird. Trotzdem tut man es sich immer wieder an. Mit Karl Lauterbach bestand zumindest eine geringe Aussicht, dass er sich in seiner Tollpatschigkeit verplappert und man auf diese Weise etwas erfährt, was der Realität der Lage etwas mehr entspricht.

Am 13. Januar 2022 gab es wieder eine Talk Runde bei Maybrit Illner im ZDF. Schon beim Blick auf die Gästeliste war klar, was einem erwarten würde. Gauleiterin Manuela Schwesig von der SPD, Möchtegern-Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar, ZeroHirn Melanie Brinkmann, der bayrische Krankheitsminister Klaus Holetschek und Eva Quadbeck vom Redaktions- und Verblendungsnetzwerk Deutschland (RND). Alle schon dutzende Male gesehen und als vorzügliches Brechmittel verwendet.

Vielleicht lag es aber an der perversen Kombination der Teilnehmer, dass ein neuer Tiefpunkt der pandemischen Verblendung erreicht wurde.  Die Botschaft dieser Talk Show stand ja vorher fest. Die steht schon seit 14 Monaten jedes Mal vorher fest. Wir dummen Bürger müssen uns Impfen lassen. Alle und immer wieder. Die Meldungen drum herum, all die Fakten, die auch vom RKI veröffentlicht werden, spielen überhaut keine Rolle. Reden unter Ausschluss von Fakten und Logik. Zumindest dafür findet die Redaktion von Maybrit Illner immer wieder die passenden Gäste.

Noch einen Tag vorher musste das Zahlenmonster der Pandemie Dirk Brockmann bei Lanz einräumen, dass weder die doppelte Impfung noch die Boosterung eine Ansteckung mit der Omikron-Variante verhindern kann. Man kann lediglich davon ausgehen, dass die Boosterung einen milderen Krankheitsverlauf beschert. Aber schon das ist eine steile These, weil niemand in der Wissenschaft sagen kann, ab welcher Antikörperzahl man davon bei einem Patienten von einer erfolgreichen Impfwirkung ausgehen kann und ob der milde Verlauf nicht vielleicht auch ohne Impfung allein durch das natürliche Immunsystem entstanden wäre. Wie soll man das zudem hinterher bei einem Geboosterten noch feststellen? Markus Lanz ergänzte aber noch mit einer Frage den Erkenntnisgewinn der Zuschauer, indem er den Brockmann zu einer Studie befragte, nach der ein zahlreiches Boostern innerhalb eines geringen Zeitraums zu Schäden am natürlichen Immunsystem führen kann.  Diesen Verdacht haben jetzt schon einige Studien geäußert. Der Brockmann wollte dieses heiße Eisen besser nicht anfassen und blieb eine Antwort schuldig.

Erkenntnisgewinne in Sachen Corona gab es bei Illner nicht. Dort wurde immer nur betont, dass wir in der Pandemie weiter wären und auch über Lockerungen nachdenken könnten, wenn wir die Impfquote von Spanien hätten. Zur Info: Spanien hat beschlossen, Corona nach Ende der aktuellen Welle nur noch wie eine Grippe zu behandeln. Man wird dann auf alle Maßnahmen und die ständige Messung der Inzidenzen verzichten.

Steht Spanien so viel besser da?

Wenn man sich die Zahlen von Spanien anschaut, ist eine bessere Situation nur schwer zu erkennen.

Von den 47,35 Millionen Spaniern sind 38 Millionen geimpft, d.h. 80,4 Prozent. In Deutschland sind 60,2 Millionen Menschen geimpft, was 72,5 Prozent entspricht. Nun wissen wir ja, dass die doppelte Impfung für gar nichts mehr gut ist, darum wurde ja seit Ende November 2021 wie gestört alles geboostert, was an Arm sich einer Nadel näherte. Nur geboosterte Menschen bekommen freien Zugang, die doppelt Geimpften benötigen wieder einen negativen Test. Die hohe Quote bei den Doppeltgeimpften bringt Spanien schon einmal keinen Vorteil.

Beim Boostern liegt Spanien bei 33,3 Prozent, während Deutschland schon 45,9 Prozent erreicht hat. Während also in Spanien nur jeder Dritte über einen passablen Eigenschutz vor einem schweren Krankheitsverlauf verfügt, ist es in Deutschland fast jeder Zweite. Die absolute Zahl der Geboosterten ist in Deutschland mehr als doppelt so hoch. Wiese steht Spanien jetzt in Hinblick auf die Impfungen besser da als Deutschland?

Kann vielleicht auch jemand erklären, warum in dieser Runde der Dummköpfe das entweder keiner selber verstanden hat oder warum man annimmt, dass alle Zuschauer so blöd sind, den Unfug in den Sprechblasen der Talkgäste nicht zu erkennen?

Spanien hat gegenwärtig pro Tag mehr als 330.000 Neuinfektionen und eine 7-Tage-Inzidenz von 2.140. In Deutschland wurden 92.000 neue Fälle gezählt und eine 7-Tage-Inzidenz von 470 errechnet. In Spanien sind seit Beginn der Pandemie 0,19 Prozent der Bevölkerung verstorben, in Deutschland nur 0,13 Prozent. Wo steht Spanien besser da und kann es sich deshalb erlauben, die Pandemie für beendet zu erklären und Corona als Grippe einzustufen?

Das ganze Geschwurbel der Talk-Gäste dreht sich also um einen Sachverhalt, den es gar nicht gibt. Mehr Zeitverschwendung geht nicht. Und solcher Mist wird von GEZ-Gebühren finanziert. Da kann man inzwischen lebhaft nachvollziehen, warum einige diese Gebühren künftig schuldig bleiben wollen. Wenn das Geld dafür verwendet wird, mit falschen Argumenten eine verfehlte Corona-Politik zu unterstützen, reden wir hier nicht mehr nur von Zeit-, sondern auch im nicht unerheblichem Umfang von Geldverschwendung.